Archiv


Eine Alternative zum Erdöl

Die Herstellung von Biokraftstoffen, die beispielsweise aus Raps oder Biomasse gewonnen werden, ist technisch gelöst, aber teuer - teurer jedenfalls als der Marktpreis für herkömmliches Benzin. Und der hat es ja derzeit - aus Sicht vieler Autofahrer - in sich. Weil die Idee aber gut ist, hatte die EU-Kommission Anfang des Jahres Pläne der Bundesregierung, den Absatz dieser Biokraftstoffe mit Steuervergünstigungen zu fördern, gebilligt. Diese Maßnahme, so die EU-Kommission, sei eine staatliche Umweltschutzbeihilfe, die in den EU-Gesetzen ausdrücklich erlaubt ist. Bis 2009 hat die Branche nun Zeit, bis sie auf eigenen Füßen stehen muss. Heute nun hat Renate Künast, die Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft die Werbetrommel gerührt für diese Biokraftstoffe. Dieter Nürnberger in unserem Berliner Studio, worin liegt denn eigentlich der Vorteil, den ja auch die EU-Kommission durchaus sieht?

Von Dieter Nürnberger |
    Die Verbraucherschutzministerin sieht die verstärkte Nutzung von Bioenergie vor allem als Baustein einer künftigen und nachhaltigen Energieversorgung. Und die Vorteile liegen für Renate Künast vor allem auf drei Feldern: Zum einen könnte diese Zukunftstechnik einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, zum zweiten aber auch der Agrarwirtschaft neue Perspektiven bieten.

    Aber vor allem interessiert wohl in Zeiten steigender Ölpreise die Frage, wie könnte sich eine intensivere Nutzung von Biomasse als Kraftstoff auf die Entwicklung der Preise an den Zapfsäulen auswirken? Da kann die grüne Ministerin natürlich nur sehr vorsichtig argumentieren, da sind heute allenfalls theoretische Berechnungen möglich, aber immerhin so viel war Renate Künast heute zu entlocken:

    Wir wissen, dass Öl eine endliche Ressource ist. Wir wissen, dass der Bedarf ungeheuer steigt. Jeder, der klug ist, setzt auf das Neue. Setzt auf Biomasse oder generell auf nachwachsende Rohstoffe in den Bereichen Wärmestrom und Kraftstoffe. Das mindeste, was wir erwarten, ist, dass diese Produkte nicht so teuer sein werden wie Erdölprodukte. Das zweite ist, dass diese Produkte überhaupt sicherstellen werden, dass wir weiterhin fahren können. Denn wenn Öl eine endliche Ressource ist und die Preise ins Enorme steigen, werden Sie irgendwann eine Nachfragekonkurrenz auf dem Markt haben.

    Das Potential immerhin sei gewaltig, so rechnet man damit, dass künftig synthetische Biokraftstoffe durchaus einen Anteil von bis zu 50 Prozent am Dieselkraftstoff haben könnten. Noch allerdings gibt es ein paar Fragen zu klären - die Herstellung, die Logistik und auch die Wirtschaftlichkeit sind noch nicht endgültig geklärt. Aber national und auch europäisch wird durchaus in Forschung und Entwicklung investiert - nicht nur staatlicherseits, sondern auch in der Privatwirtschaft. Gute Voraussetzungen generell sieht Andreas Schütte von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, er berät die Ministerin:

    Diese Kraftstoffe können theoretisch aus allen Biomasseteilen hergestellt werden. Das ist sehr wichtig - damit kann ich auch in der Landwirtschaft vielfältige Fruchtfolgen gestalten. Das ist ja auch unser Anliegen: Dass wir hier eine breite Biomasse-Basis auch in der Landwirtschaft haben. Ich kann diese Kraftstoffe zudem auch nach Maß schneidern, ich kann sie also auf den jeweiligen Bedarf in der Automobilindustrie optimieren. Und natürlich haben diese Kraftstoffe ein geringes Emissionspotential. So dass wir hier auch noch was für den Umweltschutz leisten können.

    Das Spektrum reicht also vom Stroh bis hin zum Bioabfall, Restholzverwertung ist ebenso möglich wie der Anbau ganz besonderer Energiepflanzen. Das Bundesverbraucherministerium will diesen Prozess nun fördern, nach vorne bringen. Es gibt Pilotprojekte und man wird eine Informationsplattform einrichten - für Firmen und Kunden, die potentiell auf diese neuen Kraftstoffe setzen könnten. Und das Ideale daran, so hieß es heute in Berlin, im Gegensatz zu der Alternative Wasserstoff müsste auch nicht die gesamte Infrastruktur einer Tankstelle oder die Bauweise von Motoren so gravierend verändert werden. Es sei eine richtige Alternative, so Renate Künast:

    Immer wenn man merkt, dass etwas noch sozusagen in den Kinderschuhen steckt, sollte man sich überlegen voranzuschreiten. Damit man Erster auf dem Markt der Entwicklung ist. Wer schon heute dieses Feld besetzt, hat morgen mehr Chancen beim Export von entsprechenden Anlagen oder beim Export von Expertenwissen.

    Gemüse im Tank, Holz als Ölersatz - das ist natürlich noch Zukunftsmusik. Aber der hohe Ölpreis wird die Entwicklung dieser alternativen Kraftstoffe - da war man sich heute in Berlin sicher - auf jeden Fall beschleunigen.