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Eine Basketball-Mannschaft zum Träumen

Es war so etwas wie eine Revolution: Bei den Sommerspielen 1992 in Barcelona waren erstmals Basketballer aus der amerikanischen Profiliga NBA erlaubt. Bis dahin durften die USA lediglich College-Spieler schicken. Auf Anregung von Borislaw Stankovic, dem damaligen Geschäftsführer des Basketball-Weltverbandes FIBA, sollte sich das ändern. Er wollte seinen Sport auf die höchste Stufe heben - und brauchte dazu die weltbesten Spieler. Sein Vorschlag, künftig NBA-Profis bei Olympia zu erlauben, wurde angenommen. Und zur Premiere in Barcelona schickte Amerika eine Mannschaft, die auf Anhieb die Sportwelt im Sturm eroberte - das Dream Team.

Autor Heiko Oldörp | 25.07.2012
    Als die Team-Verantwortlichen im Frühjahr 1991 beginnen, Spieler für ihre Olympia-Mannschaft zu kontaktieren, steht einer ganz oben auf der Liste - Michael Jordan. Er ist zu dieser Zeit gerade auf dem Weg, die Chicago Bulls zum ersten Meistertitel zu führen und gilt als bester Basketballer der Welt. Doch Jordan hat bereits als College-Spieler mit den USA 1984 in Los Angeles Olympiagold gewonnen - und verspürt wenig Lust auf ein weiteres Turnier.

    "”Ich habe gehofft, dass sie mich nicht fragen würden und war auf der Suche, nach einer freundlichen Absage.”"

    Ein anderer Star indes ist sofort begeistert - Magic Johnson. Der geniale Spielmacher der Los Angeles Lakers sagt spontan zu und überzeugt umgehend auch Larry Bird von den Boston Celtics. Johnson und Bird hatten mit ihren Duellen die NBA in den Achtzigern geprägt und wollen nun zum Ende ihrer Karrieren erstmals zusammenspielen.

    Auch andere Ausnahmeprofis wie Karl Malone, Patrick Ewing oder Charles Barkley zögern keine Sekunde. Und als Jordan schließlich sieht, was für ein Team die USA nach Barcelona schicken würden, ist auch er dabei.

    Beim olympischen Qualifikations-Turnier deutet die Mannschaft einen Monat vor Beginn der Sommerspiele an, was bald auf den Rest der Welt zukommt. Die sechs Spiele werden im Schnitt mit 51 Punkten Vorsprung gewonnen.
    Bei der Landung am 24. Juli 1992 in Barcelona stehen tausende Fans an den Straßen, jubeln dem Dream Team auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel in der Innenstadt zu. Mit einem derartigen Empfang haben Charles Barkley und Co nicht gerechnet.

    ""Da haben wir zum ersten Mal realisiert, wie populär und gewaltig diese Sache war. Ich habe nur gedacht, wenn wir hier verlieren, ist das die größte Sensation der Sportgeschichte.”"

    Barkley gilt nicht nur als herausragender Basketballer, sondern auch als bad boy. Er sagt, was er denkt - auch vor dem Auftaktspiel gegen Angola.

    "”I don’t know anything about Angola, but Angola is in trouble.”"

    Er wisse nichts über den Gegner, nur, dass dieser ein Problem habe, so Barkley. Die Partie wird zur erwartet einseitigen Angelegenheit - das Endergebnis lautet 116:48. Auch die weiteren Gruppenspiele werden klar gewonnen und bald kommt die Frage auf, ob die NBA-Profis zu gut seien und man sie künftig wieder ausschließen solle. NBA-Boss David Stern reagiert prompt:

    "”Dann sollten wir den afrikanischen Läufern auch untersagen, über die 10000 Meter zu starten. Hier geht es um die Besten und es ist wunderbar für den Basketball.”"

    Das Dream Team ist die große Attraktion in Barcelona. Fans, Sicherheitsleute und andere Athleten wollen Autogramme - Ersatzspieler des Gegners machen während der Partien Fotos. Im Finale gegen Kroatien gibt es einen 117:85-Sieg - es ist der knappste aller acht Erfolge in Barcelona.

    Das Dream Team hat mit seinen Auftritten weltweit für einen Basketball-Boom gesorgt. Viele heutige internationale Stars wie Dirk Nowitzki, der Spanier Pau Gasol oder Tony Parker aus Frankreich haben damals als Jugendliche begeistert die Auftritte verfolgt.
    Elf von zwölf Spielern der Mannschaft sind Mitglieder der Hall of Fame. Und auch wenn mittlerweile jede Olympia-Mannschaft der USA als Dream Team gilt, gibt es für Michael Jordan nur ein echtes Dream Team - das von 1992.

    "”I don’t think you will ever gonna be able to get eleven Hall of Famers on one team. That’s unheard of.”"