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Eine Brücke über den Atlantik

1952 lag Deutschland noch größtenteils in Trümmern. Für den amerikanischen Senator J. William Fulbright war das kein Hindernis, sieben Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs seine Initiative zum besseren gegenseitigen Verständnis zwischen Deutschland und den USA zu starten: die Fulbright-Stiftung. Durch den Austausch von Studierenden, Wissenschaftlern und Sprachlehrern sollten sich die ehemaligen Kriegsfeinde besser kennen lernen und an einer gemeinsamen Zukunft arbeiten. Zu ihrem 50jährigen Bestehen begann die Fulbright-Stiftung am Donnerstag eine Konferenz an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg.

    Über 30.000 Stipendiaten in einem halben Jahrhundert, jedes Jahr kommen weitere 700 junge Deutsche und Amerikaner dazu: Die Bilanz der Fulbright-Kommission kann sich sehen lassen. Zumal vor 50 Jahren kaum jemand an den durchschlagenden Erfolg der Verständigungsideen von William Fulbright geglaubt hatte. Klaus Landfried, Präsident der Hochschulrektoren-Konferenz:

    Ich war berührt durch die Erinnerung an die Zeit der 50er Jahre. Es war die Zeit, in der ich in die Schule gegangen bin; es war die Zeit, in der wir Wrigleys gekaut haben und gelegentlich amerikanische Schokolade bekamen. Und es war die Zeit, in der Deutschland darauf angewiesen war, wieder in den Kreis der zivilisierten Nationen zurück zu kehren.

    Genau das, schwärmt Landfried, habe die wirklich geniale Idee der Fulbright-Austauschprogramme möglich gemacht. Am 18. Juli 1952 hatten Bundeskanzler Konrad Adenauer und John McCloy, Hoher Kommissar der Vereinigten Staaten in Deutschland, im Palais Schaumburg in Bonn die Gründungsurkunde unterzeichnet. Daneben gebe es aber in diesen Tagen noch ein zweites Jubiläum zu feiern, sagt Georg Schütte, Geschäftsführender Direktor der deutsch-amerikanische Fulbright-Kommission

    Vor 30 Jahren sind mit Unterstützung der Fulbright-Kommission die ersten FH-Studierenden aus Deutschland als Fulbright-Stipendiaten in die USA gegangen. Dieses Programm ist inzwischen groß geworden, ist ein fester Bestandteil des deutsch-amerikanischen Fulbright-Programms, jährlich gehen bis zu 60 Fachhochschul-Studierende in die USA. Das sind Studierende aller Fachrichtungen; es gibt natürlich Schwergewichte. Im Moment sind die Wirtschaftswissenschaftler einerseits und die Architekturstudierenden andererseits im Hinblick auf die Fächerverteilung stark vertreten.

    Daß die Fulbright-Programme gerade auch für Fachhochschüler so interessant sind, hat viele Gründe. Die Praxisnähe der FH-Studiengänge genießt auch bei den amerikanischen Austauschpartnern einen guten Ruf. Wer als FH-Student neben Sprachkenntnissen und Auslandserfahrung auch noch ein zweites Diplom erwirbt, kann im Bewerbungsverfahren nicht selten auch Konkurrenten mit Universitäts-Abschluss aus dem Feld schlagen. Und schließlich ist es für die in Deutschland oft gescholtenen Fachhochschulen Labsal auf der Seele, wenn amerikanische Hochschulen nicht so kleinlich zwischen FH und Universität unterscheiden. Ein wichtiges Thema im Jubiläumsjahr der Fulbright-Kommission ist dabei die Frage, welchen Einfluss die Reformen im deutschen Hochschulsystem auf den internationalen Austausch haben werden. Georg Schütte:

    Wir hinterfragen oder stellen noch mal auf den Prüfstand, in welcher Form die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge es erleichtern oder vielleicht auch schwieriger machen, im transatlantischen Austausch mobil zu werden. In Europa wird es sicherlich eine Vereinfachung geben, im transatlantischen Bereich gilt es noch abzuklären, was sich hinter den vermeintlich ähnlichen Bezeichnungen dann inhaltlich genau verbirgt.

    Denn ganz so einfach, wie es viele deutsche Bildungspolitiker gerne hätten, ist die Internationalisierung der Bildungsangebote nicht. Abhilfe könnte ein striktes Akkreditierungsverfahren bringen, in dem Studiengänge nach internationalen Standards bewertet und damit vergleichbar gemacht werden. Doch unabhängig von solchen formalen Fragen plädiert Klaus Landfried auf allen Ebenen für einen stärkeren Austausch mit den USA. Das gelte auch, aber nicht nur für die Fachhochschulen, so Landfried:

    Die gegenwärtig modisch werdende Distanzierung von den Vereinigten Staaten bei einigen Deutschen, Intellektuellen auch, veranlasst mich zu sagen, dass diese Atlantikbrücke das Stabilste ist, was wir hinsichtlich der Werte, die wir gemeinsam vertreten, überhaupt brauchen können. Und deshalb sollten wir als Hochschulen diesen Austausch von Menschen und Meinungen mit den Vereinigten Staaten pflegen, so intensiv es irgendwie geht.

    Auch in den nächsten 50 Jahren wird es also für die Fulbright-Kommission noch genug zu tun geben.

    Autor: Armin Himmelrath

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