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Eine Chance für Ü und Ö

Wer noch keine Homepage hat und auch keinen griffigen Namen findet, der noch frei ist, hat ab Ende Februar eine neue Chance: Dann gibt es die ersten Netznamen mit Umlauten. Und irgendwann im Lauf des Jahres, auch wenn sich da mittlerweile niemand mehr festlegen mag, sind wohl auch die eu-Domains zu haben.

Von Pia Grund-Ludwig |
    Herr Müller-Lüdenscheid kann aufatmen: Ab dem 26. Februar gehört er nicht mehr zu den Domain-Inhabern zweiter Klasse. Bislang konnte er sich nämlich nur unter der unschönen Umschreibung Mueller-Luedenscheid als Bürger der virtuellen Welt eintragen lassen, ab Ende Februar gibt es endlich Netznamen mit deutschen Umlauten. Und auch als überzeugter Bewohner des alten Europa kann er sich künftig outen: Domains mit der Endung .eu. kommen wahrscheinlich im Lauf des Jahres. Wer aber einen der Umlaut-Namen haben will, der muss sich beeilen. Es wird keine Sunrise Periode geben, in der die rechtmäßigen Besitzer von Markennamen für einen bestimmten Zeitraum den Vorzug erhalten. Das sei nicht mehr nötig, meint Erik Schätzlein vom deutschen Registrar Schlund und Partner:

    Rechtssicherheit kann man sehr gute über deutsche Gerichte erreichen, da ist die deutsche Rechtssprechung inzwischen stabil und führt zum gewünschten Resultat. Grundsätzlich ist das Prinzip First come first serve, wer zuerst kommt mahlt zuerst inzwischen allgemein anerkannt und eine gute Grundlage für eine Registrierung.

    Dieses Verfahren wird auch bei der Vergabe der Umlautnamen mit den Endungen .de und .info angewendet. Als erstes sind .info-Namen zu haben, ab dem 26. Februar 22 Uhr beginnt die Anmeldefrist. Bei der Denic ist es vier Tage später soweit, also am 1. März. Eine Liste der Unternehmen, bei denen man seine Namenswünsche anmelden kann, steht auf den Internet-Seiten der Registrare Afilias und Denic. Allerdings, so Denic Justitiar Stephan Welzel, bringe eine frühe Voranmeldung keinen Vorteil: Erst wenn ein Registrar den Netznamen auf dem Denic-Rechner eintragen konnte ist er gültig. Während also die Betreiber der .de- und die .info- Domain versuchen, neue Kunden zu gewinnen, kommen die der eu-Netznamen nur schwer aus den Startlöchern. Der Termin für die Vergabe der eu-Domains stehe noch immer nicht wirklich fest, muss Marc van Wesemael zugeben. Der Belgier ist Chef der Eurid, die im Auftrag der Europäischen Kommission die Datenbank mit den neuen Netznamen verwalten soll. Er hofft auf das nächste Treffen der EU-Staaten am 10. März, auf dem die Konditionen für die Domain-Vergabe endlich abgesegnet werden sollen:

    Wenn die Regelungen im März wirklich verabschiedet werden, brauchen wir noch einmal sechs bis neun Monate, um die Organisation zur Namensverwaltung aufzubauen. Wir gehen davon aus, dass die eu-Netznamen dann Ende diesen Jahres, spätestens aber Anfang nächsten Jahres verfügbar sein werden.

    Eines der Probleme, die den Prozess verzögern, ist die political correctness, die gewahrt werden muss, und die Erweiterung der Europäischen Union macht das ganze nicht gerade unkomplizierter. So hat Eurid beispielsweise die Auflage, dass Registrare, also die Weiterverkäufer der Netznamen, für alle offiziellen Sprachen der Europäischen Union gefunden werden müssen. Für die osteuropäischen Länder war das nicht so schwierig, Probleme bereitet Malta. Dort sind zwar Englisch und Maltesisch offizielle Sprachen, aber bislang nimmt der dortige Registrar seine Anmeldungen auf Englisch vor. Das macht zwar die Kommunikation in der Internet-Community leichter, aber zumindest für die eu-Domains muss sich das ändern. Internationale Netznamen nach dem Vorbild von .info und .de wird es bei den eu-Domains aber zumindest beim Start nicht geben. Van Wesemeal führt dafür technische Gründe an:

    Im Moment gibt es nur sehr wenige E-Mail-Clients, die die internationalen Zeichensätze unterstützen. Das bedeutet, dass die Domain Namen mit internationalen Zeichen für den Mail-Versand nicht benutzt werden können. Das halte ich für unfair gegenüber den Kunden. Sie können die Domains für Web-Seiten benutzen, weil es Plug-ins oder Browser gibt, die ihn unterstützen, aber bei Mail ist das ein Problem.

    Das wissen auch Anbieter wie Afilias oder Denic, die teilweise Zusatzsoftware als Plug-ins anbieten. Zu den Programmen, die Schwierigkeiten mit den neuen Zeichensätzen haben, gehören Microsofts Mail-Programm Outlook und der Internet Explorer. Bei den Browsern sind Mozilla und Opera Alternativen, finden aber bislang wenig Zuspruch. Wenn Herr Müller-Lüdenscheid Wert legt auf sein ü, dann muss er also bei den Produkten umdenken, die er zum Surfen benutzt. Und er muss alle, die Mail von ihm bekommen sollen davon überzeugen, dies ebenfalls zu tun.