Paula Vogel ist in den USA eine sehr bekannte Bühnenautorin. Seit sie 1998 für ihr Missbrauch/Inzest-Drama "How I learned to drive" – im deutschen: "Fahrstunde mit Onkel Peck" – den Pulitzerpreis gewann, schrieb sie viele Stücke, die sich mit heiklen gesellschaftlichen Themen beschäftigten. Dabei wählt sie jeweils eine komplett andere Form, um einen stückspezifischen Zusammenhang zwischen Form und Inhalt zu erreichen.
"A Civil War Christmas" ist von einem nahezu Brechtschen Erzählstil bestimmt, mit Liedern und Balladen aus dem Bürgerkriegswinter 1864, kurz bevor der Krieg zu Ende ging und Präsident Lincoln ermordet wurde. In immerhin fast drei Stunden verkörpern elf Schauspieler die mehr als sechzig Figuren, die versuchen, einen Sinn in ihrem kriegszerrissenen Alltag zu finden.
Da ist Abraham Lincoln, der gerade zum Präsidenten wiedergewählt wurde und seine Frau Mary, die zunehmend an Gefühlsschwankungen und Depressionen leidet, seit ihr jüngster Sohn Edward an Tuberkulose gestorben ist,. Sie sucht Halt bei ihrer besten Freundin, der schwarzen Modedesignerin Elisabeth Keckley, die als Sklavin geboren wurde und nun als angesehene Geschäftsfrau im sicheren Norden lebt.
Paula Vogel erzählt Geschichten von Generälen und einfachen Soldaten, von Kindern, die so gerne kämpfen wollen, von Verschwörern, die Lincoln kidnappen und so den Krieg beenden wollen, und immer wieder von entlaufenden Sklaven auf der Suche nach dem rettenden Norden – immer dem großen Bären nach, dem "drinking gourd".
Paula Vogel hat eine Unmenge an Material zusammengetragen: Geschichten und historische Fakten, Kriegsballaden, Weihnachtslieder und Gospels aus jener Zeit, oder Reden, um ein möglichst dichtes Geflecht jener Weihnachtstage nachzuzeichnen. Herausgekommen ist eine Mischform zwischen einem historischen Lehrstück und Musical.
Regisseurin Tina Landau hat sich dazu eine völlig leere Bühne ausgesucht, mit Holzboden und kargen Wänden, die Kostüme und Requisiten offen an den Seiten aufgehängt. Mit einfachen Erzähltheatermitteln, entlehnten Mitteln des epischen Theaters, wie zum Beispiel, dass ein Erzähler oft vor einer Szene erzählt, was in dieser passieren wird, und einem sehr gut aufeinander eingespielten Ensemble, das oft direkt ins Publikum agiert, gelingt es ihr ein zügiges Spieltempo mit vielen zarten Momenten zu erzeugen ohne kitschig oder oberflächlich zu sein. Besonders die Geschichte der schwarzen Hannah, die ihre kleine Tochter Jessa allein nach Washington schmuggelt, um sie später im Weißen Haus bei Präsident Lincoln wieder zu treffen, ist sehr berührend.
Das Kind in seiner einsamen Suche durch die Kälte der Nacht wird zum Symbol einer verloren gegangenen Unschuld. Allen Figuren scheint ihre Einsamkeit gemeinsam zu sein, ihre Sehnsucht nach den Gefallenen, Gestorbenen oder einfach im Krieg verloren gegangenen Menschen.
Abraham Lincoln und die Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs scheinen gerade im Moment äußerst angesagt zu sein. Steven Spielbergs Film "Lincoln" ist bereits für sieben Golden Globes nominiert und erzählt ebenfalls vom Ringen um politische Visionen in Zeiten größter Bedrohung. Viele Menschen mögen sich heute genau so fühlen. Die Zerstörungswut des Hurrikans Sandy, das immer noch mit ungeheurer Sprachlosigkeit begleitete Massaker an Grundschulkindern in Connecticut, der durch die Wiederwahl Barack Obamas nicht abklingende politische Krieg zwischen den verschiedenen Lagern und dann die Person des Präsidenten selbst, der Vielen immer noch als Symbol der Hoffnung auf Besserung gilt, all dies mag die Menschen an die Zeit Lincolns erinnern.
"A Civil War Christmas" versucht dabei gar nicht erst eine Antwort aufzuzeigen, sondern viel mehr eine Zeit historisch nachzuzeichnen, in der Amerika ebenfalls an einer Schwelle stand. Damals hatte die Menschlichkeit mit ihrem unauslöschbaren Hang zur Hoffnung das letzte Wort.
"A Civil War Christmas" ist von einem nahezu Brechtschen Erzählstil bestimmt, mit Liedern und Balladen aus dem Bürgerkriegswinter 1864, kurz bevor der Krieg zu Ende ging und Präsident Lincoln ermordet wurde. In immerhin fast drei Stunden verkörpern elf Schauspieler die mehr als sechzig Figuren, die versuchen, einen Sinn in ihrem kriegszerrissenen Alltag zu finden.
Da ist Abraham Lincoln, der gerade zum Präsidenten wiedergewählt wurde und seine Frau Mary, die zunehmend an Gefühlsschwankungen und Depressionen leidet, seit ihr jüngster Sohn Edward an Tuberkulose gestorben ist,. Sie sucht Halt bei ihrer besten Freundin, der schwarzen Modedesignerin Elisabeth Keckley, die als Sklavin geboren wurde und nun als angesehene Geschäftsfrau im sicheren Norden lebt.
Paula Vogel erzählt Geschichten von Generälen und einfachen Soldaten, von Kindern, die so gerne kämpfen wollen, von Verschwörern, die Lincoln kidnappen und so den Krieg beenden wollen, und immer wieder von entlaufenden Sklaven auf der Suche nach dem rettenden Norden – immer dem großen Bären nach, dem "drinking gourd".
Paula Vogel hat eine Unmenge an Material zusammengetragen: Geschichten und historische Fakten, Kriegsballaden, Weihnachtslieder und Gospels aus jener Zeit, oder Reden, um ein möglichst dichtes Geflecht jener Weihnachtstage nachzuzeichnen. Herausgekommen ist eine Mischform zwischen einem historischen Lehrstück und Musical.
Regisseurin Tina Landau hat sich dazu eine völlig leere Bühne ausgesucht, mit Holzboden und kargen Wänden, die Kostüme und Requisiten offen an den Seiten aufgehängt. Mit einfachen Erzähltheatermitteln, entlehnten Mitteln des epischen Theaters, wie zum Beispiel, dass ein Erzähler oft vor einer Szene erzählt, was in dieser passieren wird, und einem sehr gut aufeinander eingespielten Ensemble, das oft direkt ins Publikum agiert, gelingt es ihr ein zügiges Spieltempo mit vielen zarten Momenten zu erzeugen ohne kitschig oder oberflächlich zu sein. Besonders die Geschichte der schwarzen Hannah, die ihre kleine Tochter Jessa allein nach Washington schmuggelt, um sie später im Weißen Haus bei Präsident Lincoln wieder zu treffen, ist sehr berührend.
Das Kind in seiner einsamen Suche durch die Kälte der Nacht wird zum Symbol einer verloren gegangenen Unschuld. Allen Figuren scheint ihre Einsamkeit gemeinsam zu sein, ihre Sehnsucht nach den Gefallenen, Gestorbenen oder einfach im Krieg verloren gegangenen Menschen.
Abraham Lincoln und die Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs scheinen gerade im Moment äußerst angesagt zu sein. Steven Spielbergs Film "Lincoln" ist bereits für sieben Golden Globes nominiert und erzählt ebenfalls vom Ringen um politische Visionen in Zeiten größter Bedrohung. Viele Menschen mögen sich heute genau so fühlen. Die Zerstörungswut des Hurrikans Sandy, das immer noch mit ungeheurer Sprachlosigkeit begleitete Massaker an Grundschulkindern in Connecticut, der durch die Wiederwahl Barack Obamas nicht abklingende politische Krieg zwischen den verschiedenen Lagern und dann die Person des Präsidenten selbst, der Vielen immer noch als Symbol der Hoffnung auf Besserung gilt, all dies mag die Menschen an die Zeit Lincolns erinnern.
"A Civil War Christmas" versucht dabei gar nicht erst eine Antwort aufzuzeigen, sondern viel mehr eine Zeit historisch nachzuzeichnen, in der Amerika ebenfalls an einer Schwelle stand. Damals hatte die Menschlichkeit mit ihrem unauslöschbaren Hang zur Hoffnung das letzte Wort.