Als Friedrich Luft, der von da ab 44 Jahre lang die wöchentliche Theaterkritik des RIAS mit der ihm eigenen Atemlosigkeit in den Äther schickte, sich mit seinen mittlerweile legendären Selbstporträt seinen Hörern vorstellte, ging es dem RIAS schon gut. Er war, nach seinen Anfängen als Drahtfunk, der über die Telefonleitungen zu empfangen war, schon ein richtiger Radiosender geworden. Ein Radiosender unter der Oberaufsicht der amerikanischen Besatzungs- und Schutzmacht, aber unter deutscher Verantwortung.
Von 1946 bis 1993 war der Rundfunk Im Amerikanischen Sektor eine bedeutende politische und kulturelle Stimme in Berlin und in weiten Teilen der DDR, resp. der neuen Bundesländer. Der RIAS begleitete die politischen Entwicklungen in West- und Ostdeutschland, berichtete über den Bau der Mauer, geriet in die Schnüffeleien der McCarthy-Ära, beobachtete die Studentenunruhen in Berlin, begleitete die neue Ost-Politik der Regierung Brandt und die Wiedervereignung. Am Ende wurde er selbst vereinigt mit dem Deutschlandsender Kultur. Mit Originaltönen, Zeitzeugen und Musik bietet diese Lange Nacht einen Rückblick auf ein ganz besonderes Kapitel deutsch-deutscher Rundfunkgeschichte.
Homepage der RIAS Berlin Kommission /LE_27630>
EineRIAS Fan-Homepage, die zwar nicht mehr aktualisiert wird, aber dennoch zum Stöbern einlädt.
Wikipedia: RIAS
Aus einem Flugblatt-Text - Ende Januar 1946:
"Achtung! Achtung!
Um amerikanischen Sektor Berlins wird demnächst ein neues Funkprogramm zu hören sein. Es wird als Drahtfunk verbreitet. Es bringt:
Nachrichten aus aller Welt
Unser Reporter
Die Stimme Amerikas
Berliner Hörbildbogen
Volksmusik, Hausmusik, Konzertmusik
Schallplatten aus Übersee
Literarisches Mosaik"
"Um das – und vielerlei anderes – zu empfangen bedarf es nur geringer Vorbereitung. Ziehen Sie einen isolierten Verbindungsdraht, zum Beispiel Klingeldraht, von der Antennenbuchse Ihres Rundfunkgeräts zum Kabel des früheren Fernsprechanschlusses. (Falls der Telephonapparat noch vorhanden, zu einem seiner blanken Metallteile.) Waren Sie nicht selbst Fernsprechteilnehmer, so war es vielleicht ein anderer Hausbewohner oder ein Nachbar – dann müssen Sie den Draht mit dessen Kabel verbinden. Wenn nötig, holen Sie sich beim nächsten Funkhändler, Techniker oder Bastler Rat. "
Aus dem Programm des 5. Sept. 1946
"15.00 hr Eröffnungsansprache des Oberbürgermeisters von Berlin Dr. Arthur Werner... "
Zu den markantesten Stimmen, die das akustische Erscheinungsbild des RIAS von der ersten Stunde an prägten, gehört die des Theaterkritikers Friedrich Luft. Luft hatte nach einer Hörsaalschlacht mit Nazis sein Studium aufgeben müssen und war in den Journalismus gegangen. Den Krieg hatte er in der Heeresfilmstelle überstanden, wo er epochale Werke schuf über den Einsatz von Gasmasken und Brieftauben. Nach dem Untergang des – wie er ihn einmal nannte – "großen Stinktiers" ging Luft in den Journalismus zurück, schreib für Zeitungen und vor allem für den RIAS – jede Woche eine kritische Sendung, bis zu seinem Tod Weihnachten 1990.
Wikipedia: Friedrich Luft
Anfang des vorigen Jahrhunderts hatte der amerikanische Schriftsteller Jacques Futrelle die Idee, den bereits berühmten Sherlock Holmes durch einen noch intelligenteren Kollegen zu übertrumpfen. Er erfand Prof. Dr. Dr. Dr. Augustus Van Dusen und dessen sidekick Hutchinson Hatch. Leider ertrank Futrelle, als die Titanic einen Eisberg rammte. Jahrzehnte später fand er in Berlin einen Nachfolger: Michael Koser, der die ersten Abenteuer Van Dusens zu Hörspielen verarbeitet hatte, setzte die Reihe mit eigenen Geschichte fort. Nach 24 Abenteuern liess er Van Dusen sterben, musste ihn aber durch die geballte Macht der Zuhörer wieder zum Leben erwecken. Erst nach 79 Folgen fand der Amateurdetektiv seine Ruhe.
Private "Professor van Dusen"-Hörspielseiten
31. Dezember 1993, 24:00 Uhr: Abschied vom RIAS BERLIN
"Eine legendäre Stimme in der Berliner Rundfunklandschaft verstummt. RIAS BERLIN, gleichermaßen beliebt bei Hörern in Ost und West, wird zum DeutschlandRadio Berlin. RIAS BERLIN hatte seine Aufgabe als freie Stimme der freien Welt fast 48 Jahre lang mit Bravour erfüllt.
Nun hat die Geschichte diesen traditionsreichen Sender, der so viele unvergessliche Talente und Sendungen hervorgebracht hatte, überlebt. Am 7. Februar 1946 unter amerikanischer Administration gegründet, bildet eine Feierstunde im Rathaus Schöneberg am 9. Februar 1994 den allerletzten offiziellen Schlusspunkt für einen Sender, dessen berühmtes Mikrofonlogo auf unzähligen historischen Fotos zu sehen ist. "
Weiterführende Literatur:
Herbert Kundler u.a.
RIAS Berlin
Eine Radio-Station in einer geteilten Stadt
Dietrich Reimer Verlag Berlin 1994
Regina Stürickow
Der Insulaner verliert die Ruhe nicht.
Günter Neumann und sein Kabarett zwischen Kaltem Krieg und Wirtschaftswunder
Arani Verlag 1993
Peter Schulze
Eine freie Stimme der freien Welt
Ein Zeitzeuge berichtet
Westkreuz Verlag
Todesurteil auf "Vorschlag" Walter Ulbrichts vor fünfzig Jahren
Der DDR-Schauprozess gegen den RIAS (PDF-Dokument)
Karl Wilhelm Fricke
Das Deutsche Rundfunkarchivist eine gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts und eine Gemeinschaftseinrichtung der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD).
Gegründet 1952 als "Lautarchiv des Deutschen Rundfunks" wurden seine Aufgaben 1962 um die Dokumentation von Fernsehproduktionen und 1993 um die Verwaltung der Archivbestände des Hörfunks und des Fernsehens der DDR erweitert.
Das Deutsche Rundfunkarchiv sammelt, archiviert, erschließt und dokumentiert Bild-, Ton- und Schriftdokumente im Dienste der Rundfunkanstalten sowie einer mit Kultur, Kunst, Wissenschaft, Forschung, Erziehung und Unterricht befaßten Öffentlichkeit.
"Friedrich Luft" steht im Archiv der Akademie der Künste in Berlin:
Die Akademie der Künste ist eine von der Bundesrepublik Deutschland getragene Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie hat die Aufgabe, die Kunst zu fördern und die Bundesländer in allen Angelegenheiten der Kunst zu beraten und zu unterstützen.
Von 1946 bis 1993 war der Rundfunk Im Amerikanischen Sektor eine bedeutende politische und kulturelle Stimme in Berlin und in weiten Teilen der DDR, resp. der neuen Bundesländer. Der RIAS begleitete die politischen Entwicklungen in West- und Ostdeutschland, berichtete über den Bau der Mauer, geriet in die Schnüffeleien der McCarthy-Ära, beobachtete die Studentenunruhen in Berlin, begleitete die neue Ost-Politik der Regierung Brandt und die Wiedervereignung. Am Ende wurde er selbst vereinigt mit dem Deutschlandsender Kultur. Mit Originaltönen, Zeitzeugen und Musik bietet diese Lange Nacht einen Rückblick auf ein ganz besonderes Kapitel deutsch-deutscher Rundfunkgeschichte.
Homepage der RIAS Berlin Kommission /LE_27630>
Eine
Wikipedia: RIAS
Aus einem Flugblatt-Text - Ende Januar 1946:
"Achtung! Achtung!
Um amerikanischen Sektor Berlins wird demnächst ein neues Funkprogramm zu hören sein. Es wird als Drahtfunk verbreitet. Es bringt:
Nachrichten aus aller Welt
Unser Reporter
Die Stimme Amerikas
Berliner Hörbildbogen
Volksmusik, Hausmusik, Konzertmusik
Schallplatten aus Übersee
Literarisches Mosaik"
"Um das – und vielerlei anderes – zu empfangen bedarf es nur geringer Vorbereitung. Ziehen Sie einen isolierten Verbindungsdraht, zum Beispiel Klingeldraht, von der Antennenbuchse Ihres Rundfunkgeräts zum Kabel des früheren Fernsprechanschlusses. (Falls der Telephonapparat noch vorhanden, zu einem seiner blanken Metallteile.) Waren Sie nicht selbst Fernsprechteilnehmer, so war es vielleicht ein anderer Hausbewohner oder ein Nachbar – dann müssen Sie den Draht mit dessen Kabel verbinden. Wenn nötig, holen Sie sich beim nächsten Funkhändler, Techniker oder Bastler Rat. "
Aus dem Programm des 5. Sept. 1946
"15.00 hr Eröffnungsansprache des Oberbürgermeisters von Berlin Dr. Arthur Werner... "
Zu den markantesten Stimmen, die das akustische Erscheinungsbild des RIAS von der ersten Stunde an prägten, gehört die des Theaterkritikers Friedrich Luft. Luft hatte nach einer Hörsaalschlacht mit Nazis sein Studium aufgeben müssen und war in den Journalismus gegangen. Den Krieg hatte er in der Heeresfilmstelle überstanden, wo er epochale Werke schuf über den Einsatz von Gasmasken und Brieftauben. Nach dem Untergang des – wie er ihn einmal nannte – "großen Stinktiers" ging Luft in den Journalismus zurück, schreib für Zeitungen und vor allem für den RIAS – jede Woche eine kritische Sendung, bis zu seinem Tod Weihnachten 1990.
Wikipedia: Friedrich Luft
Anfang des vorigen Jahrhunderts hatte der amerikanische Schriftsteller Jacques Futrelle die Idee, den bereits berühmten Sherlock Holmes durch einen noch intelligenteren Kollegen zu übertrumpfen. Er erfand Prof. Dr. Dr. Dr. Augustus Van Dusen und dessen sidekick Hutchinson Hatch. Leider ertrank Futrelle, als die Titanic einen Eisberg rammte. Jahrzehnte später fand er in Berlin einen Nachfolger: Michael Koser, der die ersten Abenteuer Van Dusens zu Hörspielen verarbeitet hatte, setzte die Reihe mit eigenen Geschichte fort. Nach 24 Abenteuern liess er Van Dusen sterben, musste ihn aber durch die geballte Macht der Zuhörer wieder zum Leben erwecken. Erst nach 79 Folgen fand der Amateurdetektiv seine Ruhe.
Private "Professor van Dusen"-Hörspielseiten
31. Dezember 1993, 24:00 Uhr: Abschied vom RIAS BERLIN
"Eine legendäre Stimme in der Berliner Rundfunklandschaft verstummt. RIAS BERLIN, gleichermaßen beliebt bei Hörern in Ost und West, wird zum DeutschlandRadio Berlin. RIAS BERLIN hatte seine Aufgabe als freie Stimme der freien Welt fast 48 Jahre lang mit Bravour erfüllt.
Nun hat die Geschichte diesen traditionsreichen Sender, der so viele unvergessliche Talente und Sendungen hervorgebracht hatte, überlebt. Am 7. Februar 1946 unter amerikanischer Administration gegründet, bildet eine Feierstunde im Rathaus Schöneberg am 9. Februar 1994 den allerletzten offiziellen Schlusspunkt für einen Sender, dessen berühmtes Mikrofonlogo auf unzähligen historischen Fotos zu sehen ist. "
Weiterführende Literatur:
Herbert Kundler u.a.
RIAS Berlin
Eine Radio-Station in einer geteilten Stadt
Dietrich Reimer Verlag Berlin 1994
Regina Stürickow
Der Insulaner verliert die Ruhe nicht.
Günter Neumann und sein Kabarett zwischen Kaltem Krieg und Wirtschaftswunder
Arani Verlag 1993
Peter Schulze
Eine freie Stimme der freien Welt
Ein Zeitzeuge berichtet
Westkreuz Verlag
Todesurteil auf "Vorschlag" Walter Ulbrichts vor fünfzig Jahren
Der DDR-Schauprozess gegen den RIAS (PDF-Dokument)
Karl Wilhelm Fricke
Das Deutsche Rundfunkarchivist eine gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts und eine Gemeinschaftseinrichtung der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD).
Gegründet 1952 als "Lautarchiv des Deutschen Rundfunks" wurden seine Aufgaben 1962 um die Dokumentation von Fernsehproduktionen und 1993 um die Verwaltung der Archivbestände des Hörfunks und des Fernsehens der DDR erweitert.
Das Deutsche Rundfunkarchiv sammelt, archiviert, erschließt und dokumentiert Bild-, Ton- und Schriftdokumente im Dienste der Rundfunkanstalten sowie einer mit Kultur, Kunst, Wissenschaft, Forschung, Erziehung und Unterricht befaßten Öffentlichkeit.
"Friedrich Luft" steht im Archiv der Akademie der Künste in Berlin:
Die Akademie der Künste ist eine von der Bundesrepublik Deutschland getragene Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie hat die Aufgabe, die Kunst zu fördern und die Bundesländer in allen Angelegenheiten der Kunst zu beraten und zu unterstützen.



