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Eine Leinwandprinzessin voller Anmut

Mitte der 50er- bis Mitte der 60er-Jahre war Audrey Hepburn neben Elizabeth Taylor die bestbezahlte Schauspielerin der Welt. Im Gegensatz zu ihrer amerikanischen Kollegin aber revolutionierte die Europäerin mit dem schmalen Körper das Mode- und Schönheitsideal. Billy Wilder brachte die Sache auf den Punkt als er konstatierte, dass "dieses Mädchen den Busen zu einer Sache der Vergangenheit machen wird".

Von Nicole Maisch | 04.05.2009
    "Hollywood is aglow for it's crowning event: the annual academy awards. Ready to announce the best actress: Miss Audrey Hepburn in ‘Roman Holiday'.” "

    Am 25. März 1954 erhält eine Schauspielerin den Oscar, die ein Jahr zuvor noch niemand kannte: Audrey Hepburn. Ein Novum in der Geschichte Hollywoods. Filmpartner Gregory Peck allerdings hatte es kommen sehen. Eigentlich sollte er die Zuschauer in "Ein Herz und eine Krone" locken, doch nach den Dreharbeiten war dem Weltstar klar, dass neben seinem ein zweiter Name den Erfolg des Films versprechen würde:

    " "If Audrey's name is not up there when the movie comes out I'm gonna look like a damn fool. She's gonna win the Oscar.”"

    Audrey Hepburns Karriere begann zu einer Zeit, als sich das amerikanische Kino gegen das neue Medium Fernsehen zu behaupten suchte, mit Pin-up-Girls, Cinemascope und Technicolor, mit immer dralleren und grelleren Bildern. Der Zauber des Anfangs schien verloren, doch Hollywood gab seinen Traum nicht auf und erschuf sich mit Audrey Hepburn eine Leinwandprinzessin voller Anmut und Eleganz. Am 4. Mai 1929 in Belgien geboren, in England und Holland aufgewachsen, eroberte sie mit Ballett- aber ohne Schauspielausbildung ihr Publikum:

    " "I didn't know what I was doing. I acted instinctivly, and had one of the greatest schools of all: great, great directors.” "

    ""Ich hatte keine Ahnung, spielte instinktiv, und hatte die besten Lehrer: großartige Regisseure."

    Ihr Instinkt und die Hilfe von Regiegrößen wie William Wyler und Billy Wilder ließen die junge Schauspielerin schnell an Profil gewinnen. Sie wusste, was sie wollte: für "Sabrina", ihren zweiten Hollywoodfilm, setzte sie den französischen Modeschöpfer Hubert de Givenchy durch. Sie blieb ihm ein Leben lang treu und schuf sich mit seiner Hilfe ein unverwechselbares Image.

    In den 50er-Jahren, den Jahren von Marilyn Monroe und Elizabeth Taylor, glich ihr Erscheinen einer Revolution. Audrey Hepburn gilt noch heute als Prototyp der überschlanken Kindfrau und steht für europäisch kultivierte Eleganz. Sie machte das kleine Schwarze und die schmalen knöchellangen Hosen zu Klassikern.

    Ihre Holly Golightly in "Breakfast at Tiffanys" ist wohl das stilvollste Partygirl aller Zeiten. Truman Capote, Autor der Romanvorlage, wünschte sich Marilyn Monroe in der Hauptrolle, doch die Produzenten setzten die Elfe gegen den Kurvenstar und entschärften an einigen Stellen die Dialoge. Es hat dem Film nicht geschadet, nur die Akzente verschoben. Audrey Hepburn's Holly ist wie alle ihre Figuren nicht ganz von dieser Welt. Sie lebt vom Geld der Männer und träumt vom Ende des Regenbogens, bleibt glaubhaft in aller Leidenschaft und aller Unschuld. Widersprüche zu vereinen aber kostet Kraft:

    "Kennen sie das auch, wenn einem alles zum Hals raushängt? - Wie meinen Sie das? Wenn man Weltschmerz hat? - Nein, den hat man, weil man zu dick wird oder weil es zu lange regnet. Man ist traurig, das ist alles. Das, was ich meine, ist viel schlimmer. Man hat plötzlich Angst und weiß nicht wovor."

    Zuvor hatte Audrey Hepburn bereits in "Geschichte einer Nonne" mit dem Glauben gerungen und war in "Denen man nicht vergibt" als Indianerwaise zwischen die Fronten geraten. Sie erlangt im Drama Bodenhaftung und bleibt doch immer auch "Ein süßer Fratz".

    Ende der 60er-Jahre dann verschiebt sich der Schwerpunkt in Audrey Hepburns Leben. Im "New Hollywood" ist die romantische Ikone der Elterngeneration kaum mehr gefragt, dafür widmet sich die Schauspielerin zunehmend ihrer zweiten Berufung, der Arbeit für UNICEF. Als Sonderbotschafterin kommen ihr nicht nur ihre Popularität, sondern auch ihre Sprachkenntnisse zu Gute:

    "Ich bin Audrey Hepburn, helfen Sie uns bitte, diese Kinder zu schützen. UNICEF dankt Ihnen schon jetzt für ihre Geldspende."

    Als junges Mädchen hatte Audrey Hepburn im heftig umkämpften Arnheim die Gräuel des Krieges und der deutschen Besatzung selbst in aller Härte erfahren. Krank und abgemagert, war sie eines von vielen Kindern, das im Frühjahr 1945 dank der Lebensmittel des UN-Hilfswerks überlebte.

    Vierzig Jahre später war sie es, die Hilfe brachte und Not leidende Kinder in aller Welt unterstützte. Für Audrey Hepburn war es die Rolle ihres Lebens, die erst mit ihrem Tod am 20. Januar 1993 ein Ende fand.