" 1. MUSIK:
Anonym Ms / Nicky Losseff
Aus: A Worcester Ladymass
1. Salve sancta parens (Anfang)
Trio Mediaeval "
Das weibliche Gesangstrio Mediaeval besteht seit 1997 und hat in diesem Frühjahr nach vier Jahren erstmals wieder eine neue CD auf den Markt gebracht. Es ist die fünfte Produktion mit ECM in der Reihe "New Series" und kehrt mit diesem mittelalterlichen Repertoire wieder zu den Anfängen zurück. Trio Mediaeval, das sind Anna Maria Friman, Linn Andrea Fuglseth und Torun Östrem Ossum, drei Sängerinnen norwegischer und schwedischer Herkunft, die mit ihrem klaren, reinen und unglaublich homogenen Gesangsstil ganz neue Maßstäbe gesetzt haben. "A Worcester Ladymass", so heißt diese zusammengestellte Messe nach Manuskripten aus dem 13. und 14. Jahrhundert, wobei der Name nichts mit der Besetzung zu tun hat, sondern von der Beziehung zur Marien-Thematik herrührt.
Die Noten stammen aus der Abbey of St Mary's in Worcester im Distrikt Malvern Hills in Westengland, einer Benediktiner Abtei, in der wohl so an die 50 Mönche gelebt haben. Hier sind wunderbarerweise rund 100 handschriftliche Vokalstücke erhalten geblieben, die die Säuberungsaktionen des Tudorkönigs Henry des VIII. überstanden hatten, weil sie zum Beispiel zum Einbinden anderer Codices verwendet wurden. Heinrich der VIII. hatte, aus heiratspolitischen Gründen, mit der römisch-katholischen Kirche gebrochen und schließlich eine eigene anglikanische Kirche gegründet, 1538 wurden dann alle Klöster aufgelöst und deren Besitz konfisziert.
Da sich auch das Graduale aus dem 13. Jahrhundert erhalten hat, in dem alle gregorianischen Gesänge für die Messen des gesamten Kirchenjahres enthalten sind, war es kein Problem mehr, aus dem vorhandenen Repertoire eine Messe zusammenzustellen. Wie im Mittelalter besteht auch sie aus einer Mixtur verschiedener Elemente, die gesprochenen Texte und Lesungen werden hier durch gesungene Conducti und Motetten ersetzt.
" 2. MUSIK:
Anonym Ms / Nicky Losseff
Aus: A Worcester Ladymass
7. O Maria virgo pia
Trio Mediaeval "
Die Worcester Ladymass ist eine Votivmesse für die Jungfrau Maria, die im katholischen England so sehr verehrt wurde, dass man damals auch von England als dem "Garten Mariens" sprach und auch die Kathedrale von Worcester ist "Our Lady" gewidmet. Dennoch ist es kaum wahrscheinlich, dass diese Musik auch von Frauen gesungen wurde, denn es waren ja Benediktinermönche, die diese Musik im 13. und 14. Jahrhundert schufen. Rekonstruiert wurde diese Messe von Nicky Losseff, der musikalischen Direktorin des Trio Mediaeval, deren Editionen auf den neuesten Forschungsergebnissen basieren. Dabei wurden die originalen Manuskripte wie auch Ausgaben aus dem 20. Jahrhundert verwendet, um bei der Konstruktion offen sein zu können für die verschiedenen Möglichkeiten. So finden sich hier Formen wie die des eher formelhaften Conductus sowie Motetten mit frei fließenden Melodien und schließlich opulente mehrstimmige Partien, die girlandenartig die einzelnen Messteile verzieren. Vervollständigt wurde die Messe durch ein fünfminütiges "Credo" und ein kurzes "Benedicamus Domino" des britischen Komponisten und Kontrabassisten Gavin Bryars. Diesen hatten die Damen 2008 um die Komposition zweier neuer Sätze gebeten, da ihre Arbeit immer eng mit der zeitgenössischen Musik verwoben ist und sie keine Nachdichtung mit pseudomittelalterlichen Stilelementen haben wollten, sondern Musik, die auf dem gleichen Ethos beruht, sich aber ohne Stilbruch einfügen sollte. Dies ist Bryars auch gelungen, wenn er den Stimmen zum Beispiel im Credo auch etwas viel, zum Beispiel in der Höhe zumutet und auch das Stilelement des Echos nicht als Teil der Polyfonie begreift.
" 3. MUSIK:
Anonym Ms / Nicky Losseff
Aus: A Worcester Ladymass
9. Credo (Ausschnitt)
Trio Mediaeval "
Das Trio Mediaeval hat für dieses Projekt die Struktur einer mittelalterlichen Messe als Rahmen genutzt und einstimmige und mehrstimmige Stücke nebeneinandergestellt, sodass sich hier sozusagen ein kaleidoskopartiger Blick auf die Musiktradition des 13. und 14. Jahrhunderts ergibt. Die Verwendung von Melodieglocken erweitert das Klangspektrum und erfüllt zum einen die Erwartung, die man an diese Musik stellt, zum anderen die Lust am Experimentieren, wenn manche dies vielleicht auch ein wenig als zu "new agey" empfinden mögen.
" 4. MUSIK:
Anonym Ms / Nicky Losseff
Aus: A Worcester Ladymass
17. Agnus Dei
Trio Mediaeval "
Beim skandinavischen Trio Mediaeval steht die historische Authentizität bei den Produktionen nicht unbedingt an oberster Stelle. Um solch eine Musik heute zu singen, sei mehr nötig als nur Interpretation, so Anna Maria Friman, es sei ein" Akt von Bewahrung und Neuerfindung zugleich". Man könne nur mutmaßen, wie es geklungen haben mag, was aber müßig sei, denn man könne nicht wirklich etwas wiederbeleben, was unwiderruflich verloren gegangen sei. Darüber hinaus könnte es ja auch so sein, dass uns eine akkurate Eins-zu-eins-Wiedergabe heute überhaupt nicht mehr gefallen würde. Zudem war diese Musik nicht für ein Publikum gedacht und nur aus einer religiösen Weltvorstellung heraus zu verstehen, wenn aber der spirituelle Charakter unbedingt erhalten werden sollte.
"Mittelalterliche Musik gibt uns heute die Freiheit", so das Trio Mediaeval, "unsere Vorstellungen und Ideen fließen zu lassen, so, als würden wir zeitgenössische Musik machen". Doch es könnte sein, das die drei Sängerinnen von Trio Mediaeval durch den entspannten Umgang mit diesem Genre näher an der ursprünglichen Gesangstradition sind, als vielleicht angenommen. Denn inzwischen kennt man einige Quellen, die aussagen, dass solch ein Klostergesang nicht nur zart und ätherisch war, sondern dass das Gottes- und Marienlob durchaus mit sehr kräftigen Stimmen "aus vollem Hals" gesungen wurde, wie es zuweilen auch das belgische Ensemble Graindelavoix praktiziert. Einzig die hohe, moderne Stimmung, in der gesungen wird, könnte Puristen auf den Plan bringen.
Schade, dass es ECM nicht für notwendig betrachtete, die lateinischen Texte auch übersetzen zu lassen, ich glaube nicht, dass es allen Hörern reicht, nur in die Atmosphäre "abzutauchen", viele hätten doch bestimmt gerne auch gewusst, was im Einzelnen gesungen wird.
Von den Fans des Trio Mediaeval wurde diese neue Produktion sehnlich erwartet und sie werden glücklich sein damit. Und alle Neugierigen, die die drei resoluten Damen noch nicht kannten, sollten - wie es in einer Rezension so passend hieß - den "drei Sirenen erlauben, ihre unschuldigen/ahnungslosen Ohren an die felsige Küste des mittelalterlichen England zu locken".
" 5. MUSIK:
Anonym Ms / Nicky Losseff
Aus: A Worcester Ladymass
4. Munda Maria
Trio Mediaeval "
Die Neue Platte im Deutschlandfunk. Wir stellten Ihnen heute die neueste CD des Trio Mediaeval vor, eine Produktion von ECM, die unter dem Titel "A Worcester Ladymass" veröffentlicht wurde. Im Studio verabschiedet sich, mit Dank fürs Zuhören, Christiane Lehnigk.
Diskografie
Trio Mediaeval
"A Worcester Ladymass"
LC-02516
ECM New series 2166
Anonym Ms / Nicky Losseff
Aus: A Worcester Ladymass
1. Salve sancta parens (Anfang)
Trio Mediaeval "
Das weibliche Gesangstrio Mediaeval besteht seit 1997 und hat in diesem Frühjahr nach vier Jahren erstmals wieder eine neue CD auf den Markt gebracht. Es ist die fünfte Produktion mit ECM in der Reihe "New Series" und kehrt mit diesem mittelalterlichen Repertoire wieder zu den Anfängen zurück. Trio Mediaeval, das sind Anna Maria Friman, Linn Andrea Fuglseth und Torun Östrem Ossum, drei Sängerinnen norwegischer und schwedischer Herkunft, die mit ihrem klaren, reinen und unglaublich homogenen Gesangsstil ganz neue Maßstäbe gesetzt haben. "A Worcester Ladymass", so heißt diese zusammengestellte Messe nach Manuskripten aus dem 13. und 14. Jahrhundert, wobei der Name nichts mit der Besetzung zu tun hat, sondern von der Beziehung zur Marien-Thematik herrührt.
Die Noten stammen aus der Abbey of St Mary's in Worcester im Distrikt Malvern Hills in Westengland, einer Benediktiner Abtei, in der wohl so an die 50 Mönche gelebt haben. Hier sind wunderbarerweise rund 100 handschriftliche Vokalstücke erhalten geblieben, die die Säuberungsaktionen des Tudorkönigs Henry des VIII. überstanden hatten, weil sie zum Beispiel zum Einbinden anderer Codices verwendet wurden. Heinrich der VIII. hatte, aus heiratspolitischen Gründen, mit der römisch-katholischen Kirche gebrochen und schließlich eine eigene anglikanische Kirche gegründet, 1538 wurden dann alle Klöster aufgelöst und deren Besitz konfisziert.
Da sich auch das Graduale aus dem 13. Jahrhundert erhalten hat, in dem alle gregorianischen Gesänge für die Messen des gesamten Kirchenjahres enthalten sind, war es kein Problem mehr, aus dem vorhandenen Repertoire eine Messe zusammenzustellen. Wie im Mittelalter besteht auch sie aus einer Mixtur verschiedener Elemente, die gesprochenen Texte und Lesungen werden hier durch gesungene Conducti und Motetten ersetzt.
" 2. MUSIK:
Anonym Ms / Nicky Losseff
Aus: A Worcester Ladymass
7. O Maria virgo pia
Trio Mediaeval "
Die Worcester Ladymass ist eine Votivmesse für die Jungfrau Maria, die im katholischen England so sehr verehrt wurde, dass man damals auch von England als dem "Garten Mariens" sprach und auch die Kathedrale von Worcester ist "Our Lady" gewidmet. Dennoch ist es kaum wahrscheinlich, dass diese Musik auch von Frauen gesungen wurde, denn es waren ja Benediktinermönche, die diese Musik im 13. und 14. Jahrhundert schufen. Rekonstruiert wurde diese Messe von Nicky Losseff, der musikalischen Direktorin des Trio Mediaeval, deren Editionen auf den neuesten Forschungsergebnissen basieren. Dabei wurden die originalen Manuskripte wie auch Ausgaben aus dem 20. Jahrhundert verwendet, um bei der Konstruktion offen sein zu können für die verschiedenen Möglichkeiten. So finden sich hier Formen wie die des eher formelhaften Conductus sowie Motetten mit frei fließenden Melodien und schließlich opulente mehrstimmige Partien, die girlandenartig die einzelnen Messteile verzieren. Vervollständigt wurde die Messe durch ein fünfminütiges "Credo" und ein kurzes "Benedicamus Domino" des britischen Komponisten und Kontrabassisten Gavin Bryars. Diesen hatten die Damen 2008 um die Komposition zweier neuer Sätze gebeten, da ihre Arbeit immer eng mit der zeitgenössischen Musik verwoben ist und sie keine Nachdichtung mit pseudomittelalterlichen Stilelementen haben wollten, sondern Musik, die auf dem gleichen Ethos beruht, sich aber ohne Stilbruch einfügen sollte. Dies ist Bryars auch gelungen, wenn er den Stimmen zum Beispiel im Credo auch etwas viel, zum Beispiel in der Höhe zumutet und auch das Stilelement des Echos nicht als Teil der Polyfonie begreift.
" 3. MUSIK:
Anonym Ms / Nicky Losseff
Aus: A Worcester Ladymass
9. Credo (Ausschnitt)
Trio Mediaeval "
Das Trio Mediaeval hat für dieses Projekt die Struktur einer mittelalterlichen Messe als Rahmen genutzt und einstimmige und mehrstimmige Stücke nebeneinandergestellt, sodass sich hier sozusagen ein kaleidoskopartiger Blick auf die Musiktradition des 13. und 14. Jahrhunderts ergibt. Die Verwendung von Melodieglocken erweitert das Klangspektrum und erfüllt zum einen die Erwartung, die man an diese Musik stellt, zum anderen die Lust am Experimentieren, wenn manche dies vielleicht auch ein wenig als zu "new agey" empfinden mögen.
" 4. MUSIK:
Anonym Ms / Nicky Losseff
Aus: A Worcester Ladymass
17. Agnus Dei
Trio Mediaeval "
Beim skandinavischen Trio Mediaeval steht die historische Authentizität bei den Produktionen nicht unbedingt an oberster Stelle. Um solch eine Musik heute zu singen, sei mehr nötig als nur Interpretation, so Anna Maria Friman, es sei ein" Akt von Bewahrung und Neuerfindung zugleich". Man könne nur mutmaßen, wie es geklungen haben mag, was aber müßig sei, denn man könne nicht wirklich etwas wiederbeleben, was unwiderruflich verloren gegangen sei. Darüber hinaus könnte es ja auch so sein, dass uns eine akkurate Eins-zu-eins-Wiedergabe heute überhaupt nicht mehr gefallen würde. Zudem war diese Musik nicht für ein Publikum gedacht und nur aus einer religiösen Weltvorstellung heraus zu verstehen, wenn aber der spirituelle Charakter unbedingt erhalten werden sollte.
"Mittelalterliche Musik gibt uns heute die Freiheit", so das Trio Mediaeval, "unsere Vorstellungen und Ideen fließen zu lassen, so, als würden wir zeitgenössische Musik machen". Doch es könnte sein, das die drei Sängerinnen von Trio Mediaeval durch den entspannten Umgang mit diesem Genre näher an der ursprünglichen Gesangstradition sind, als vielleicht angenommen. Denn inzwischen kennt man einige Quellen, die aussagen, dass solch ein Klostergesang nicht nur zart und ätherisch war, sondern dass das Gottes- und Marienlob durchaus mit sehr kräftigen Stimmen "aus vollem Hals" gesungen wurde, wie es zuweilen auch das belgische Ensemble Graindelavoix praktiziert. Einzig die hohe, moderne Stimmung, in der gesungen wird, könnte Puristen auf den Plan bringen.
Schade, dass es ECM nicht für notwendig betrachtete, die lateinischen Texte auch übersetzen zu lassen, ich glaube nicht, dass es allen Hörern reicht, nur in die Atmosphäre "abzutauchen", viele hätten doch bestimmt gerne auch gewusst, was im Einzelnen gesungen wird.
Von den Fans des Trio Mediaeval wurde diese neue Produktion sehnlich erwartet und sie werden glücklich sein damit. Und alle Neugierigen, die die drei resoluten Damen noch nicht kannten, sollten - wie es in einer Rezension so passend hieß - den "drei Sirenen erlauben, ihre unschuldigen/ahnungslosen Ohren an die felsige Küste des mittelalterlichen England zu locken".
" 5. MUSIK:
Anonym Ms / Nicky Losseff
Aus: A Worcester Ladymass
4. Munda Maria
Trio Mediaeval "
Die Neue Platte im Deutschlandfunk. Wir stellten Ihnen heute die neueste CD des Trio Mediaeval vor, eine Produktion von ECM, die unter dem Titel "A Worcester Ladymass" veröffentlicht wurde. Im Studio verabschiedet sich, mit Dank fürs Zuhören, Christiane Lehnigk.
Diskografie
Trio Mediaeval
"A Worcester Ladymass"
LC-02516
ECM New series 2166