Wo ein Sikh ist, gibt es einen Sikh. Wo zwei Sikhs sind, gibt es eine Versammlung von Heiligen. Wo fünf Sikhs zusammenkommen, da ist Gott.
Im sechzehnten Jahrhundert gründete Guru Nanak die Religion der Sikhs. Nanaks Studium des Islam und des Hinduismus hatten ihn zu der Erkenntnis gebracht, dass diese beiden großen Religionen vieles gemeinsam haben und dass sie einander nähergebracht werden müssten. Mit dem einfachen Satz "Es gibt keinen Hindu und es gibt keinen Moslem" begann Guru Nanak seine Mission.
Er zog predigend von Dorf zu Dorf und nach und nach entstand eine streng mono-theistische Religion. Jede bildliche Vorstellung von Gott lehnte Nanak ab. Da die Vorstellung von einem Schöpfer aller Dinge jenseits des menschlichen Begriffsvermögens liege. Nanak schaffte für seine Religion jede Götzenverehrung, aber auch Askese und das religiös begründete Kastensystem ab. Schon bald hatte sich eine Vielzahl von Anhängern um ihn geschart, die sich Sikhs, also 'Jünger', nannten. Der Religionswissenschaftler Professor Karpar Singh Dugall:
"Anders als zum Beispiel der als Prinz geborene Buddha, war Guru Nanak ein Mann aus dem Volk. Er war von seinen Überzeugungen durchdrungen, hat aber nie behauptet, dass er von Gott gesandt worden sei. Seine Botschaft an die Menschen, die sich um ihn herum versammelten, war leicht verständlich und auch einfache Leute konnten und können sie nachvollziehen."
Guru Nanak wandte sich gegen die von den muslimischen Herrschern seiner Zeit an den Tag gelegte Intoleranz und Diskriminierung Andersgläubiger. Er trat dafür ein, dass Frauen nicht zurückgesetzt wurden.
Als Guru Nanak 1539 starb, hinterließ er eine Schar von Anhängern, die weder mit dem Islam noch mit dem Hinduismus völlig übereinstimmten. Seine neun Nachfolger, von denen der letzte 1708 verstarb, machten die Sikhs zu einer Glaubensgemeinschaft mit eigener Sprache und Literatur, eigenen Sitten und religiösen Traditionen. Professor Karpar Singh Dugall:
"Die Einstellung ist wichtig, die Hingabe gegenüber unseren Gurus und den von ihnen aufgestellten Lebensgrundsätzen. Doch nur den äußerlichen Prinzipien zu folgen, also zum Beispiel sein Haar niemals zu schneiden, zählt am Ende nicht so sehr. Aber morgens früh im heiligen Granth zu lesen und sich in die fünf Schriften, die uns von den Gurus hinterlassen wurden, zu versenken, das bringt uns dem Wissen unserer Gurus nahe."
Der zehnte und letzte spirituelle Führer der Gemeinschaft, Guru Gobind Singh, gründete 1699 die "Bruderschaft der Sikhs". Alle Anhänger dieser Religion, so Guru Gobind Singh, sollten künftig auch in ihrem Erscheinungsbild Einheit an den Tag legen. Symbol hierfür ist das Tragen eines eisernen Armreifs, das Mitführen eines Schwertes und eines Holzkamms, eine spezielle Unterbekleidung der Männer und das ungeschnittene, von einem Turban bedeckte Haar.
Ferner werden die Gleichheit und die Zusammengehörigkeit der Sikhs durch die für alle verbindlichen Familiennamen ausgedrückt. Männliche Sikhs tragen den Familiennamen Singh, Sikh-Frauen führen den Nachnamen Kaur. Singh und Kaur lassen sich als 'Löwe' und als 'Löwin' übersetzen. Mit der Wahl solcher Namen verfolgte der letzte Guru, Gobind Singh, zum einen das Ziel, den Kampfgeist seiner Anhänger zu stärken. Zum anderen existierten beide Bezeichnungen lange Zeit auch unter den Hindus und drückten deren Kastenzugehörigkeit aus. Indem Guru Gobind Singh den männlichen und den weiblichen Sikhs denselben Familiennamen gab, machte er seine Anhänger zu einer kastenlosen Gemeinschaft.
Allerdings schürte der letzte Guru der Sikhs nicht nur durch die Namensgebung die Kampfbereitschaft seiner Anhänger. Während Guru Nanak um Güte geworben hatte, verdammte Guru Gobind Singh das Böse und die, die es in seinen Augen vertraten. Guru Nanaks Gott liebte alle Menschen, der Gott Guru Gobind Singhs geht nun mit Gewalt gegen alle seine Feinde vor. Der Sikh-Historiker Khushwant Singh:
"Auf diesem Boden entstand die Bewegung der Nihang. Sie nahm ihren Lauf, als sich von der friedlichen Sikh-Gemeinschaft eine militante Bruderschaft abspaltete. Als dann die Sikhs gegen die Muslime kämpften und die Muslime ihre Selbstmordkommandos einsetzten, wurde die Bewegung der Nihang gegründet. Wann immer die Muslime im Kampf die Überhand zu gewinnen drohten, kamen die Nihang zum Zuge. Denn die Nihang gaben um ihr Leben keinen Deut."
Die erbitterten Kämpfe der Sikhs mit den Muslimen gehören längst der Vergangenheit an. Auch das Ringen um 'Khalistan', das lange Zeit von den Sikhs geforderte, selbst verwaltete 'Land der Reinen', hat – zumindest vorläufig – ein Ende gefunden. So haben die Nihang, die noch immer in besonderen Gemeinschaften zusammenleben, eigentlich keine Funktion mehr. Und doch sehen sie sich nach wie vor als Verteidiger ihres Glaubens und unterrichten ihre Kinder in Schwertkampf und Waffenkunst. Ihre Stellung innerhalb der Sikh-Gemeinschaft ist mittlerweile sehr umstritten. Zum Beispiel finanzieren sie ihren Lebensunterhalt auch auf eine bei Sikhs verpönte Weise – sie betteln.
"Die Nihang haben keine Zukunft mehr in diesem Land. Sie sind zu nichts nutze, sie trinken Alkohol, rauchen Haschisch und machen sich lächerlich. Und doch – sie sind Teil unserer Vergangenheit und deshalb ist es traurig, wenn sie irgendwann einmal verschwunden sind."
Bis heute fühlen sich die Sikhs, die gerade einmal zwei Prozent der indischen Bevölkerung stellen, in ihrer Heimat ungerecht behandelt und benachteiligt.
"Noch immer fühlen sich viele Sikhs hierzulande missverstanden. Es ist wahr, dass die Sikhs im Laufe ihrer Geschichte ziemlich kämpferisch geworden sind. Zumindest bis vor einiger Zeit. Aber wenn Sie den Punjab ansehen, stellen Sie fest, dass genau diese, überwiegend von Sikhs bewohnte Provinz, den Rest Indiens mit Korn versorgt. Und doch wurde der Punjab von der Regierung immer wieder übergangen. Da erstaunt es nicht, dass viele junge Sikhs, sobald sie eine Chance dazu bekommen, ins Ausland gehen."
Im sechzehnten Jahrhundert gründete Guru Nanak die Religion der Sikhs. Nanaks Studium des Islam und des Hinduismus hatten ihn zu der Erkenntnis gebracht, dass diese beiden großen Religionen vieles gemeinsam haben und dass sie einander nähergebracht werden müssten. Mit dem einfachen Satz "Es gibt keinen Hindu und es gibt keinen Moslem" begann Guru Nanak seine Mission.
Er zog predigend von Dorf zu Dorf und nach und nach entstand eine streng mono-theistische Religion. Jede bildliche Vorstellung von Gott lehnte Nanak ab. Da die Vorstellung von einem Schöpfer aller Dinge jenseits des menschlichen Begriffsvermögens liege. Nanak schaffte für seine Religion jede Götzenverehrung, aber auch Askese und das religiös begründete Kastensystem ab. Schon bald hatte sich eine Vielzahl von Anhängern um ihn geschart, die sich Sikhs, also 'Jünger', nannten. Der Religionswissenschaftler Professor Karpar Singh Dugall:
"Anders als zum Beispiel der als Prinz geborene Buddha, war Guru Nanak ein Mann aus dem Volk. Er war von seinen Überzeugungen durchdrungen, hat aber nie behauptet, dass er von Gott gesandt worden sei. Seine Botschaft an die Menschen, die sich um ihn herum versammelten, war leicht verständlich und auch einfache Leute konnten und können sie nachvollziehen."
Guru Nanak wandte sich gegen die von den muslimischen Herrschern seiner Zeit an den Tag gelegte Intoleranz und Diskriminierung Andersgläubiger. Er trat dafür ein, dass Frauen nicht zurückgesetzt wurden.
Als Guru Nanak 1539 starb, hinterließ er eine Schar von Anhängern, die weder mit dem Islam noch mit dem Hinduismus völlig übereinstimmten. Seine neun Nachfolger, von denen der letzte 1708 verstarb, machten die Sikhs zu einer Glaubensgemeinschaft mit eigener Sprache und Literatur, eigenen Sitten und religiösen Traditionen. Professor Karpar Singh Dugall:
"Die Einstellung ist wichtig, die Hingabe gegenüber unseren Gurus und den von ihnen aufgestellten Lebensgrundsätzen. Doch nur den äußerlichen Prinzipien zu folgen, also zum Beispiel sein Haar niemals zu schneiden, zählt am Ende nicht so sehr. Aber morgens früh im heiligen Granth zu lesen und sich in die fünf Schriften, die uns von den Gurus hinterlassen wurden, zu versenken, das bringt uns dem Wissen unserer Gurus nahe."
Der zehnte und letzte spirituelle Führer der Gemeinschaft, Guru Gobind Singh, gründete 1699 die "Bruderschaft der Sikhs". Alle Anhänger dieser Religion, so Guru Gobind Singh, sollten künftig auch in ihrem Erscheinungsbild Einheit an den Tag legen. Symbol hierfür ist das Tragen eines eisernen Armreifs, das Mitführen eines Schwertes und eines Holzkamms, eine spezielle Unterbekleidung der Männer und das ungeschnittene, von einem Turban bedeckte Haar.
Ferner werden die Gleichheit und die Zusammengehörigkeit der Sikhs durch die für alle verbindlichen Familiennamen ausgedrückt. Männliche Sikhs tragen den Familiennamen Singh, Sikh-Frauen führen den Nachnamen Kaur. Singh und Kaur lassen sich als 'Löwe' und als 'Löwin' übersetzen. Mit der Wahl solcher Namen verfolgte der letzte Guru, Gobind Singh, zum einen das Ziel, den Kampfgeist seiner Anhänger zu stärken. Zum anderen existierten beide Bezeichnungen lange Zeit auch unter den Hindus und drückten deren Kastenzugehörigkeit aus. Indem Guru Gobind Singh den männlichen und den weiblichen Sikhs denselben Familiennamen gab, machte er seine Anhänger zu einer kastenlosen Gemeinschaft.
Allerdings schürte der letzte Guru der Sikhs nicht nur durch die Namensgebung die Kampfbereitschaft seiner Anhänger. Während Guru Nanak um Güte geworben hatte, verdammte Guru Gobind Singh das Böse und die, die es in seinen Augen vertraten. Guru Nanaks Gott liebte alle Menschen, der Gott Guru Gobind Singhs geht nun mit Gewalt gegen alle seine Feinde vor. Der Sikh-Historiker Khushwant Singh:
"Auf diesem Boden entstand die Bewegung der Nihang. Sie nahm ihren Lauf, als sich von der friedlichen Sikh-Gemeinschaft eine militante Bruderschaft abspaltete. Als dann die Sikhs gegen die Muslime kämpften und die Muslime ihre Selbstmordkommandos einsetzten, wurde die Bewegung der Nihang gegründet. Wann immer die Muslime im Kampf die Überhand zu gewinnen drohten, kamen die Nihang zum Zuge. Denn die Nihang gaben um ihr Leben keinen Deut."
Die erbitterten Kämpfe der Sikhs mit den Muslimen gehören längst der Vergangenheit an. Auch das Ringen um 'Khalistan', das lange Zeit von den Sikhs geforderte, selbst verwaltete 'Land der Reinen', hat – zumindest vorläufig – ein Ende gefunden. So haben die Nihang, die noch immer in besonderen Gemeinschaften zusammenleben, eigentlich keine Funktion mehr. Und doch sehen sie sich nach wie vor als Verteidiger ihres Glaubens und unterrichten ihre Kinder in Schwertkampf und Waffenkunst. Ihre Stellung innerhalb der Sikh-Gemeinschaft ist mittlerweile sehr umstritten. Zum Beispiel finanzieren sie ihren Lebensunterhalt auch auf eine bei Sikhs verpönte Weise – sie betteln.
"Die Nihang haben keine Zukunft mehr in diesem Land. Sie sind zu nichts nutze, sie trinken Alkohol, rauchen Haschisch und machen sich lächerlich. Und doch – sie sind Teil unserer Vergangenheit und deshalb ist es traurig, wenn sie irgendwann einmal verschwunden sind."
Bis heute fühlen sich die Sikhs, die gerade einmal zwei Prozent der indischen Bevölkerung stellen, in ihrer Heimat ungerecht behandelt und benachteiligt.
"Noch immer fühlen sich viele Sikhs hierzulande missverstanden. Es ist wahr, dass die Sikhs im Laufe ihrer Geschichte ziemlich kämpferisch geworden sind. Zumindest bis vor einiger Zeit. Aber wenn Sie den Punjab ansehen, stellen Sie fest, dass genau diese, überwiegend von Sikhs bewohnte Provinz, den Rest Indiens mit Korn versorgt. Und doch wurde der Punjab von der Regierung immer wieder übergangen. Da erstaunt es nicht, dass viele junge Sikhs, sobald sie eine Chance dazu bekommen, ins Ausland gehen."