Nicola Hartl holt ihre Arbeiten aus den Schubladen und Mappen und legt sie auf dem langen breiten Tisch mitten im Atelier aus. Aquarelle, Bleitstiftskizzen, Aktzeichnungen: Die gesammelten Werke aus den letzten Monaten bedecken am Ende die gesamte Fläche. Die 23jährige will sich an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee für den Studiengang Malerei und Grafik bewerben. Dazu muß sie ihre Bewerbungs-Mappe dort kommenden Montag abgeben. Um dabei nichts falsch zu machen, hat Nicola Hartl hat in den letzten Monaten den Mappenvorbereitungskurs der Von Erlenbach Kunstschule besucht und viel gelernt:
" Ich hab mich einfach von den starren Vorstellungen verabschiedet, die ich vielleicht vorher von ner Mappe hatte, wie die so sein müsste oder wie ich die gestalten müsste. Ich dachte schon man braucht halt große Malereien, die fertig sind und das muss alles ne gewisse Ordnung haben. Aber ich denk halt: das ist nicht das Wichtigste. Man muss sehen, das was da ist, dass jemand weiter will. Und bei mir ist auch so: ich bin halt noch nicht fertig. "
20-30 Bilder sollen in die Bewerbungs-Mappe. Für Nicola Hartl stellt sich die Frage: welche ihrer über 50 Arbeiten soll sie einreichen? In welcher Form und Reihenfolge? Ihr Stil ist sehr vielfältig: die Aktskizze auf einer bedruckten Zeitungsseite gehört genauso dazu wie eher abstrakt-bunte Gemälde mit Ei-Temperafarben in verschiedensten Größen.
Kathrin Ruhlig und Michael von Erlenbach von der Kunstschule helfen Studieninteressenten wie Nicola Hartl beim Endspurt. So werden zum Beispiel mehrere kleine Bilder auf einem großen Papierbogen arrangiert und aufgeklebt:
" Und bei den Zeichnungen stellt sich die Frage... welche sind dir denn besonders wichtig? Die einzeln stehen ohne Kombination!?"
Die Schwierigkeit besteht darin, dass es kein Schema F gibt, was eine erfolgreiche Mappe ausmacht erklärt Michael von Erlenbach. Beispiel Aufkleben:
" Man muss sich einfach da informieren. Es gibt zum Beispiel Studienbereiche in Stuttgart für Design, die sagen: uns ist das schon recht, wenn die Sachen aufgeklebt werden, weil das ein Teil der Präsentationsform ist. Und es gibt Studienorte wie in Berlin-Weißensee, wo sie sagen: jedes aufgeklebte Blatt ist eigentlich verlorene Zeit, weil wir sehen ja um was es geht, da soll der Studienanwärter lieber noch mal n Blatt mehr machen. "
Aber es gibt ein paar generelle Tabus: die lauten: kein schwarzes Papier zum Aufkleben nehmen. Und: keine Kopien einreichen, sondern nur Originale. In diese Falle ist einst auch Michael von Erlenbach selbst getappt mit einer Bewerbung in Berlin:
" Das war damals grauenvoll. Ich hatte nur Kopien abgegeben und ein Schreiben gekriegt: bewerben sie sich hier nie wieder! "
Aber er hat aus den Fehlern gelernt: Mit zwei weiteren Mappen hatte von Erlenbach dann Erfolg und studierte schließlich an der Kunstakademie in Stuttgart. Durch seine Berufserfahrung als bildender Künstler und intensiv gepflegte Kontakte zu den Kunsthochschulen fühlt sich der 43jährige heute berufen, den Künstlernachwuchs bei dessen Bewerbungsmappen zu beraten. So auch Nicola Hartl. Es komme darauf an, in der Mappe eine gute Dramaturgie zu haben betont von Erlenbach mit Blick auf die Auswahlkommissionen an den Hochschulen:
" Wenn da 300 Mappen liegen und das ist ne Kommission von 5 Leuten: die sind irgendwann durch. Da kannste einfach nix mehr sehen. Und wenn man die Sachen so kombiniert, dass man sagt: da kann sich das Auge dran festhalten, wo man vielleicht ne Frage stellt: was interessiert die denn? und nicht ne Mappe hat wo man sagt Ja schön, kennen wir - dann ist das ne andere Geschichte. "
Bei Nicola Hartl fliegt deshalb auch das eine oder andere Bild aus der Mappe raus.
Nach ihr kommt Thekla Onken dran. Bei ihr ist die Qual der Wahl noch schlimmer. Die 23jährige will sich ebenfalls in Berlin-Weißensee bewerben, aber für den Studiengang Bühnen- und Kostümbild. Die Arbeiten, die sie für ihre Mappe seit Mai erstellt hat sind so zahlreich und großformatig, dass für das Auslegen auch noch der Fußboden herhalten muss. Bei ihren Bildern dominieren Porträts und Skizzen mit dünnem schwarzem Stift, die beispielsweise eine Küchenzeile zeigen. Ihre Erkenntnisse aus der Mappenschule:
" Dass man schauen muß, dass man selbst in der Mappe steckt. dass man man selber ist und sich nicht verstellt, dass man zeigt, dass man sich mit Dingen auseinandersetzt und sich mit Dingen beschäftigt. Joa. "
Aber wie zeigt man das besten? Michael von Erlenbach schlägt als erstes Bild vom Präsentationsstapel die Skizze der Küchenzeile vor:
"Ungewöhnlich, ... wenn man hiermit anfängt, ich find das gut, das ist Raum und Zeichnung, einfach in dem Bereich, auf den es später auch ankommt. - Mhmm... "
Mappenvorbereitungskurse können eine Hilfe sein, sie sind aber auch ein Risiko. Denn viele Kunst-Professoren reagieren allergisch, wenn sie bei den Bewerbungsmappen die Handschrift einer Mappenschule erkennen oder zu erkennen glauben. Michael von Erlenbach kennt das Problem und schüttelt deshalb den Kopf darüber, dass manche Mappenschulen ein stereotypes Deckblatt zulassen oder Malübungen in die Mappen legen, die zeigen, dass mehrere ihrer Kunden vor dem gleichen Motiv saßen.
Außerdem gibt Michael von Erlenbach zu: eine ErfolgsGARANTIE kann auch eine kostspielige Mappenschule nicht geben.
Auf jeden Fall wird von den Nachwuchskünstlern Fleiß und Geduld gefordert. Denn für eine gute Mappe brauche man ein Jahr Vorbereitungszeit, sagen die Profis.
" Ich hab mich einfach von den starren Vorstellungen verabschiedet, die ich vielleicht vorher von ner Mappe hatte, wie die so sein müsste oder wie ich die gestalten müsste. Ich dachte schon man braucht halt große Malereien, die fertig sind und das muss alles ne gewisse Ordnung haben. Aber ich denk halt: das ist nicht das Wichtigste. Man muss sehen, das was da ist, dass jemand weiter will. Und bei mir ist auch so: ich bin halt noch nicht fertig. "
20-30 Bilder sollen in die Bewerbungs-Mappe. Für Nicola Hartl stellt sich die Frage: welche ihrer über 50 Arbeiten soll sie einreichen? In welcher Form und Reihenfolge? Ihr Stil ist sehr vielfältig: die Aktskizze auf einer bedruckten Zeitungsseite gehört genauso dazu wie eher abstrakt-bunte Gemälde mit Ei-Temperafarben in verschiedensten Größen.
Kathrin Ruhlig und Michael von Erlenbach von der Kunstschule helfen Studieninteressenten wie Nicola Hartl beim Endspurt. So werden zum Beispiel mehrere kleine Bilder auf einem großen Papierbogen arrangiert und aufgeklebt:
" Und bei den Zeichnungen stellt sich die Frage... welche sind dir denn besonders wichtig? Die einzeln stehen ohne Kombination!?"
Die Schwierigkeit besteht darin, dass es kein Schema F gibt, was eine erfolgreiche Mappe ausmacht erklärt Michael von Erlenbach. Beispiel Aufkleben:
" Man muss sich einfach da informieren. Es gibt zum Beispiel Studienbereiche in Stuttgart für Design, die sagen: uns ist das schon recht, wenn die Sachen aufgeklebt werden, weil das ein Teil der Präsentationsform ist. Und es gibt Studienorte wie in Berlin-Weißensee, wo sie sagen: jedes aufgeklebte Blatt ist eigentlich verlorene Zeit, weil wir sehen ja um was es geht, da soll der Studienanwärter lieber noch mal n Blatt mehr machen. "
Aber es gibt ein paar generelle Tabus: die lauten: kein schwarzes Papier zum Aufkleben nehmen. Und: keine Kopien einreichen, sondern nur Originale. In diese Falle ist einst auch Michael von Erlenbach selbst getappt mit einer Bewerbung in Berlin:
" Das war damals grauenvoll. Ich hatte nur Kopien abgegeben und ein Schreiben gekriegt: bewerben sie sich hier nie wieder! "
Aber er hat aus den Fehlern gelernt: Mit zwei weiteren Mappen hatte von Erlenbach dann Erfolg und studierte schließlich an der Kunstakademie in Stuttgart. Durch seine Berufserfahrung als bildender Künstler und intensiv gepflegte Kontakte zu den Kunsthochschulen fühlt sich der 43jährige heute berufen, den Künstlernachwuchs bei dessen Bewerbungsmappen zu beraten. So auch Nicola Hartl. Es komme darauf an, in der Mappe eine gute Dramaturgie zu haben betont von Erlenbach mit Blick auf die Auswahlkommissionen an den Hochschulen:
" Wenn da 300 Mappen liegen und das ist ne Kommission von 5 Leuten: die sind irgendwann durch. Da kannste einfach nix mehr sehen. Und wenn man die Sachen so kombiniert, dass man sagt: da kann sich das Auge dran festhalten, wo man vielleicht ne Frage stellt: was interessiert die denn? und nicht ne Mappe hat wo man sagt Ja schön, kennen wir - dann ist das ne andere Geschichte. "
Bei Nicola Hartl fliegt deshalb auch das eine oder andere Bild aus der Mappe raus.
Nach ihr kommt Thekla Onken dran. Bei ihr ist die Qual der Wahl noch schlimmer. Die 23jährige will sich ebenfalls in Berlin-Weißensee bewerben, aber für den Studiengang Bühnen- und Kostümbild. Die Arbeiten, die sie für ihre Mappe seit Mai erstellt hat sind so zahlreich und großformatig, dass für das Auslegen auch noch der Fußboden herhalten muss. Bei ihren Bildern dominieren Porträts und Skizzen mit dünnem schwarzem Stift, die beispielsweise eine Küchenzeile zeigen. Ihre Erkenntnisse aus der Mappenschule:
" Dass man schauen muß, dass man selbst in der Mappe steckt. dass man man selber ist und sich nicht verstellt, dass man zeigt, dass man sich mit Dingen auseinandersetzt und sich mit Dingen beschäftigt. Joa. "
Aber wie zeigt man das besten? Michael von Erlenbach schlägt als erstes Bild vom Präsentationsstapel die Skizze der Küchenzeile vor:
"Ungewöhnlich, ... wenn man hiermit anfängt, ich find das gut, das ist Raum und Zeichnung, einfach in dem Bereich, auf den es später auch ankommt. - Mhmm... "
Mappenvorbereitungskurse können eine Hilfe sein, sie sind aber auch ein Risiko. Denn viele Kunst-Professoren reagieren allergisch, wenn sie bei den Bewerbungsmappen die Handschrift einer Mappenschule erkennen oder zu erkennen glauben. Michael von Erlenbach kennt das Problem und schüttelt deshalb den Kopf darüber, dass manche Mappenschulen ein stereotypes Deckblatt zulassen oder Malübungen in die Mappen legen, die zeigen, dass mehrere ihrer Kunden vor dem gleichen Motiv saßen.
Außerdem gibt Michael von Erlenbach zu: eine ErfolgsGARANTIE kann auch eine kostspielige Mappenschule nicht geben.
Auf jeden Fall wird von den Nachwuchskünstlern Fleiß und Geduld gefordert. Denn für eine gute Mappe brauche man ein Jahr Vorbereitungszeit, sagen die Profis.