Archiv


Eine Sportart vor Gericht

Es ist der spektakulärste Prozess in der Geschichte des Handballs. Mit Ex-Manager Uwe Schwenker und Ex-Trainer Noka Serdarusic sitzen ab Mittwoch die zwei Hauptfiguren, die den Mythos des THW Kiel begründet haben, auf der Anklagebank im Saal 232 des Kieler Landgerichts.

Von Erik Eggers |
    Schwenker und Serdarusic sollen die polnischen Schiedsrichter des Finalrückspiel der Champions League 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt mit über 90.000 Euro bestochen haben. Zudem ist der Verbleib von 60.000 Euro in bar ungeklärt, die 2008 angeblich an Serdarusic flossen. Die Anklage lautet auf Untreue und Bestechung im geschäftlichen Verkehr. Schwenkers Verteidiger sprechen von "juristischem Neuland". Alle Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft Kiel.

    In Wirklichkeit geht es während der 21 Prozesstage nicht allein um Schwenker und Serdarusic und den Ruf des Rekordmeisters, der tadellos war, bis Februar 2009 die Vorwürfe öffentlich wurden. In Wirklichkeit steht mit ihnen die gesamte Sportart vor dem Richter. Sollten die Spiele in der Champions League tatsächlich verschoben worden sein, dann stehen automatisch eine Vielzahl von Partien bei Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und Olympischen Spielen unter Generalverdacht. Im Grunde genommen alle Partien, die von den betreffenden Referees geleitet wurden. Ein ganzes System steht auf dem Prüfstand.

    Vor diesem Hintergrund sind diejenigen, die im März 2009 noch lauthals nach Aufklärung schrien, leise geworden. Zum Beispiel Andreas Rudolph, Besitzer des aktuellen Meisters HSV Hamburg. Er freue sich nicht auf den Prozess, lässt Rudolph wissen, alles sei viel zu lange her. Und auch Flensburgs Manager Dierk Schmäschke erklärt, dieser Prozess sei nicht gut für den Handball.