Der Prospekt mit dem Foto liegt auf dem Schreibtisch von Dr. Thorsten Formanski in Essen. Auf dem Prospekt ist auch das Logo des Innovationspreises der deutschen Gaswirtschaft abgebildet – noch bevor das Mikro-Kraftwerk in Deutschland zu haben oder auch nur zu besichtigen ist, hat er hier schon einen Preis gewonnen. Thorsten Formanski erläutert, warum.
"BHKWs, Blockheizkraftwerke, gibt es schon seit längerem, aber vor allem im gewerblichen, respektive industriellen Einsatz. Das Neue an diesem Gerät ist, dass es wirklich von seiner Leistungsklasse her momentan noch einmalig ist, das heißt, dass es wirklich für den Einsatz im Einfamilienhaus geeignet wäre, weil es mit 1 KW elektrischer Ausgangsleistung und 3,25 KW thermischer Ausgangsleistung sehr klein dimensioniert ist."
Thorsten Formanski leitet die "Transferstelle neue Produkte" der "Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch" – kurz: ASUE. Hinter dem Verein mit den ökologischen Zielen steckt auch ein geschäftliches Interesse: Mitglieder sind unter anderem Gasversorger und Anlagenbetreiber. Für sie reist Formanski regelmäßig in ferne Länder und sucht nach Anlagen auf Erdgasbasis, die hierzulande noch unbekannt sind. So ist er auch auf das Mini-Kraftwerk aus Japan gestoßen. Die Anlage verbraucht Gas – davon leben die Gasversorger – aber sie nutzt die eingespeiste Energie auch zu 85 Prozent aus – und das ist gut für die Umwelt und das Portemonnaie der Abnehmer. Solche hohen Gesamtnutzungsgrade von Strom erzeugenden Anlagen sind nur mit Kraft-Wärme-Kopplung möglich, erläutert Formanski.
"Sie haben auf der einen Seite die eingesetzte Energie. In diesem Moment setzen sie Erdgas in dem Verbrennungsmotor ein. Der Verbrennungsmotor treibt eine Welle an. Auf dieser Welle ist ein Generator angeflanscht. Dieser Generator erzeugt Ihnen Ihre elektrische Energie, die Sie dann über eine entsprechende Kopplung in das Hausnetz oder in das öffentliche Netz einbringen. Und über einen Abgas-Wärmetauscher oder Wärmeübertrager wird die in dem Motor erzeugte Abwärme genutzt um Wasser zu erwärmen."
In Japan ist die stromerzeugende Heizung inzwischen sehr gefragt: Schon 12.000 Mal wurde es dort verkauft. Auch hierzulande hofft die ASUE in den nächsten Jahren auf einen "echten Massenmarkt" für Mikro-Kraftwärmekopplungs-Anlagen. Klar, dass Thorsten Formanski mit dem kleinen Kasten aus Japan große Pläne in Europa hat.
"Sie kennen ja die Diskussionen in der Öffentlichkeit in Richtung dezentrale Energieerzeugung. Das könnte ein Baustein dieser dezentralen Energieversorgung sein. Allein die Tatsache, dass es momentan verschiedenste Entwicklungen in unterschiedlichen Ländern gibt, zeigt, dass diesem Thema jetzt und in Zukunft eine gewisse Bedeutung zukommen wird. Aber natürlich hat der erste, der auf dem Markt erscheint, einen Vorteil."
Wann Hondas Mikro-Kraftwerk für den Hauskeller allerdings auf den deutschen Markt kommt und wie teuer es wird – dazu will Formanski noch nichts sagen. Zu groß seien die Unterschiede zwischen den Netzen in Japan und Europa.
Und dann gibt es da noch die Kritiker. Die halten dem kleinen Honda-Gerät vor, es sei zu klein: Erst ab größeren Einheiten lohne sich der Betrieb eines Blockheizkraftwerks. In einem Einfamilienhaus dagegen gebe es Phasen, in denen gar keine Heizung benötigt wird, aber dafür viel Strom – und umgekehrt.
Auch Formanski räumt ein, dass das Mikro-Kraftwerk aus Japan nicht ohne zusätzlichen Heizkessel und zusätzlichen Strom aus dem Netz auskommt.
"Ganz klar, ohne das geht’s auf keinen Fall. Das System hat eine elektrische Ausgangsleistung von 1 KW. Wenn Sie sich vorstellen: Ein normaler Föhn heutzutage hat 1,5 KW. Das heißt, selbst wenn Sie ihren Föhn benutzen brauchen Sie schon zusätzliche Energie aus dem Netz. Das heißt ohne Anschluss an das öffentliche Netz werden Sie auch mit diesem Gerät nicht auskommen. Es geht rein darum, einen gewissen Grundbedarf selbst abzudecken mit dem im Haus generierten Strom."