"Arbeiten hält jung, älter werden ist scheiße", soll Oscar Niemeyer einmal gegenüber Journalisten gesagt haben. Bis zu seinem Tod war er ein Meister darin sich jung zu halten. Mit 98 heiratete er seine 40 Jahre jüngere Sekretärin. Und noch mit über 100 realisierte er Projekte in Europa und seinem Heimatland Brasilien: ein Kulturkomplex im spanischen Avilés oder ein Konzerthaus in Ravello in Italien. – kurvenreiche Architekturen wie eh und je, wenngleich nicht mehr ganz so elegant wie jene Bauten in Brasilia, die ihn weltberühmt machten.
"Als ich Kind war, malte ich mit dem Finger in der Luft. Meine Mutter fragte mich daraufhin: 'Was machst du da?' – 'Ich zeichne!' Mir hat Zeichnen immer Spaß gemacht. Ich bin eigentlich ein Zeichner."
Der weibliche Körper und die brasilianische Landschaft beflügelten Niemeyer beim Zeichnen. Und dann auch beim Bauen – ob sich dabei um Tankstellen, Ministerien oder einfach nur eine Sofa handelte. Im Berliner Hansaviertel baute Oscar Niemeyer in den 50er-Jahren ein Wohnhochhaus. Zeitgleich begannen die Planungen für die Reißbrettstadt Brasilia:
Mehr als 1000 Kilometer von Rio de Janeiro entfernt, 1600 Meter über dem Meeresspiegel, entstand die neue Hauptstadt innerhalb weniger Jahre. Im Grundriss ein Vogel mit weit gespannten Flügeln, in dessen Kopf und Rumpf die öffentlichen Einrichtungen untergebracht sind. Eine Stadt ohne Elend, voller Leben – so die Vorstellung des Architekten, der Zeit seines Lebens überzeugter Kommunist blieb. Von Anfang an aber hagelte es Kritik an der modernistischen Planung.
Eine Stadt innerhalb von drei Jahren aus dem Nichts heraus zu erschaffen, erschien total unmöglich, unsinnig. Aber das Design von Costa und Niemeyer war so charmant, dass die kritischen Stimmen mehr oder weniger verstummen mussten.
Nicht alles lief nach Plan in Brasilia, so der Architekturhistoriker Lauro Cavalcanti. Die Stadt, einst für 500.000 Menschen ausgerichtet, ist ins Maßlose gewachsen. Zwei Millionen Einwohner hat Brasilia heute. Um die städtebauliche Grundfigur des Vogels hat sich ein Kranz von Elendsvierteln gelegt.
Oscar Niemeyer aber blieb dabei: immer wieder würde er Brasilia genauso bauen wie damals, hielt er seinen Kritikern entgegen. Zu seinen persönlichen Freunden zählte er übrigens den venezolanischen Linkspopulisten Huga Chavez und den kubanischen Diktator Fidel Castro. Er blieb der Utopist, der nicht aufhört, von Schönheit, Leidenschaft, aber auch: Gerechtigkeit zu reden.
"Jean Paul Satre hat einmal gesagt, dass die Welt vielleicht ohne Menschen besser sei. Ein grausamer Satz. Aber wie viel Dummheit, wie viel Irrtümer werden noch begangen' Die Städte sind zu sehr gewachsen, der Mensch mit seinem Geld- und Gewinnen, Immobilienmacht vergrößerte die Städte. Große Städte funktionieren nicht. Der Mensch ist unterdrückt. Die Ungerechtigkeit ist groß. Eine ziemliche Scheiße."
Die UNESCO erklärte Brasilia 1987 zum Weltkulturerbe. Ob geplant oder fehl geplant, Niemeyers skulpturale Betonbauten gehören zum größten, was die Architektur des 20. Jahrhunderts hervorgebracht hat. Tausendfach in Bildbänden, Filmszenen und Werbespots festgehalten. Die Fachwelt wird wohl noch lange darüber streiten, ob es sich dabei um zukunftsweisende, totalitäre oder einfach nur schöne Architektur handelt.
"Als ich Kind war, malte ich mit dem Finger in der Luft. Meine Mutter fragte mich daraufhin: 'Was machst du da?' – 'Ich zeichne!' Mir hat Zeichnen immer Spaß gemacht. Ich bin eigentlich ein Zeichner."
Der weibliche Körper und die brasilianische Landschaft beflügelten Niemeyer beim Zeichnen. Und dann auch beim Bauen – ob sich dabei um Tankstellen, Ministerien oder einfach nur eine Sofa handelte. Im Berliner Hansaviertel baute Oscar Niemeyer in den 50er-Jahren ein Wohnhochhaus. Zeitgleich begannen die Planungen für die Reißbrettstadt Brasilia:
Mehr als 1000 Kilometer von Rio de Janeiro entfernt, 1600 Meter über dem Meeresspiegel, entstand die neue Hauptstadt innerhalb weniger Jahre. Im Grundriss ein Vogel mit weit gespannten Flügeln, in dessen Kopf und Rumpf die öffentlichen Einrichtungen untergebracht sind. Eine Stadt ohne Elend, voller Leben – so die Vorstellung des Architekten, der Zeit seines Lebens überzeugter Kommunist blieb. Von Anfang an aber hagelte es Kritik an der modernistischen Planung.
Eine Stadt innerhalb von drei Jahren aus dem Nichts heraus zu erschaffen, erschien total unmöglich, unsinnig. Aber das Design von Costa und Niemeyer war so charmant, dass die kritischen Stimmen mehr oder weniger verstummen mussten.
Nicht alles lief nach Plan in Brasilia, so der Architekturhistoriker Lauro Cavalcanti. Die Stadt, einst für 500.000 Menschen ausgerichtet, ist ins Maßlose gewachsen. Zwei Millionen Einwohner hat Brasilia heute. Um die städtebauliche Grundfigur des Vogels hat sich ein Kranz von Elendsvierteln gelegt.
Oscar Niemeyer aber blieb dabei: immer wieder würde er Brasilia genauso bauen wie damals, hielt er seinen Kritikern entgegen. Zu seinen persönlichen Freunden zählte er übrigens den venezolanischen Linkspopulisten Huga Chavez und den kubanischen Diktator Fidel Castro. Er blieb der Utopist, der nicht aufhört, von Schönheit, Leidenschaft, aber auch: Gerechtigkeit zu reden.
"Jean Paul Satre hat einmal gesagt, dass die Welt vielleicht ohne Menschen besser sei. Ein grausamer Satz. Aber wie viel Dummheit, wie viel Irrtümer werden noch begangen' Die Städte sind zu sehr gewachsen, der Mensch mit seinem Geld- und Gewinnen, Immobilienmacht vergrößerte die Städte. Große Städte funktionieren nicht. Der Mensch ist unterdrückt. Die Ungerechtigkeit ist groß. Eine ziemliche Scheiße."
Die UNESCO erklärte Brasilia 1987 zum Weltkulturerbe. Ob geplant oder fehl geplant, Niemeyers skulpturale Betonbauten gehören zum größten, was die Architektur des 20. Jahrhunderts hervorgebracht hat. Tausendfach in Bildbänden, Filmszenen und Werbespots festgehalten. Die Fachwelt wird wohl noch lange darüber streiten, ob es sich dabei um zukunftsweisende, totalitäre oder einfach nur schöne Architektur handelt.