Er war ein Westernheld aus dem sozialistischen Märchenbuch, wie er so dastand, lässig auf sein riesiges Schwert gestützt, selbstbewusst und ironisch zugleich unter seinem schwarzen Hut hervorschauend: Eberhard Esche spielte Lancelot, den Ritter ohne Furcht, aber mit viel Tadel gegen Untertanengeist in der legendären Inszenierung von Jewgenij Schwarz’ antistalinistischer Märchenkomödie "Der Drache" durch Benno Besson am Deutschen Theater im Jahr 1965.
Mehr als 600 Vorstellungen erlebte die Inszenierung, die Theatergeschichte schrieb und als größter Nachkriegserfolg des Deutschen Theaters bei Gastspielen in halb Europa Furore machte. Mit ihr wurde auch Eberhard Esche berühmt, der den Drachentöter wunderbar agil-biegsam als sinnliches Rollenmuster ausstellte.
Der 1933 in Leipzig geborene Eberhard Esche, an der Schauspielschule seiner Heimatstadt ausgebildet, gelangte über Meiningen, Erfurt und Karl-Marx-Stadt 1961 ans Deutsche Theater in Berlin. Als gerade 28-Jähriger war er damit auf dem Theaterolymp der DDR angelangt. In einem Ensemble der großen Charakterdarsteller wurde er neben Fred Düren und Rolf Ludwig zu einem der prägenden Protagonisten des Deutschen Theaters, geliebt vom Publikum und gelobt von den Kritikern.
Auch wenn es den Begriff Fan in der DDR offiziell nicht gab, der Theaterschauspieler Eberhard Esche erwarb sich schnell eine große Fangemeinde. Viele gingen vor allem ins Theater in der Reinhardstraße, um Esche zu erleben. Das Theaterlexikon der DDR schrieb: "Esche spielt betont dem Publikum zugewandt." Dabei war Eberhard Esche kein Rampenvirtuose. Zwar wusste er um seine Wirkung und spielte mit ihr, auch besaß er Charme und lakonischen Witz und konnte ein intelligenter Entertainer sein. Doch sein schauspielerisches Credo war: "Das Wort des Dichters ist immer wichtiger als sein Interpret".
Esche war ein begnadeter Sprecher, der nicht "Werktreue" einforderte, sondern die Sprache der Dichter mit dem Körper und der Stimme zum Klingen brachte. Sein Lancelot wurde auch deshalb so umjubelt, weil der Sprech- und Sprachspieler Esche mit komödiantisch geprägter Beweglichkeit in das Heldische dieser Figur eine Spur von Ironie mischte. Diese bei allen seinen Rollenfiguren unterschwellig mitlaufende, gegenläufige Ironie war ihm Mittel gegen zu schnelles Einverständnis und zur Verdeutlichung von Widersprüchen.
Eberhard Esche fand mit Wolfgang Heinz, Adolf Dresen und Benno Besson "seine" Regisseure. Letzterem folgte er während seiner 45 Schauspielerjahre am Deutschen Theater sogar für ein kurzes Intermezzo an die Volksbühne. Esche hat viele große Rollen gespielt, Schillers "Wallenstein" und Shakespeares "Heinrich IV", und er übernahm unzählige Rollen in den antikisierenden Stücken des von ihm geliebten Peter Hacks.
Als die Zeit des Regietheaters anbrach, das er als "Sport-und-Turn-Theater" ablehnte, widmete sich der als eigensinnig und stur geltende Esche, der sein fehlendes Einverständnis gelegentlich durch den Ausstieg aus Inszenierungen ausdrückte, vor allem seinen rezitatorischen Soloabenden. So hat er während 33 Jahren in Heines "Deutschland, ein Wintermärchen" mit dem Publikum immer wieder Neues in Poesie und Politik entdeckt, und auch Goethes "Reineke Fuchs" las er mit seinem virtuosen Singsang, als ob er spielte:
Auch dem Filmpublikum prägte sich Eberhard Esche in vielen großen Rollen ein. Er war der Manfred in Konrad Wolfs Adaption von Christa Wolfs Roman "Der geteilte Himmel" und spielte den Parteisekretär in Frank Beyers "Spur der Steine" neben Manfred Krug. In den Filmen von Lothar Warneke gab er, kühl, zurückhaltend und jungenhaft wirkend, mit sarkastischer Eleganz vor allem Intellektuelle, die ihren Weg und Ort in der DDR suchten.
"Ich glaube an den Kommunismus, immer wieder" hat Eberhard Esche noch vor einem Jahr im Interview betont. Doch zu diesem Bekenntnis gehört, dass er mit seiner Interpretation von Sergei Michalkows Ballade "Der Hase im Rausch" zu volkstümlicher DDR-Popularität gelangt ist: denn Michalkow nahm den öffentlichen Opportunismus des sozialistischen Bürgers und dessen private Aufmüpfigkeit ins kritisch-satirische Visier. Weshalb Eberhard Esche dem ersten Teil seiner Autobiographie Michalkows Titel "Der Hase im Rausch" gab. Der zweite Band hieß dann "Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen." Eberhard Esche hat sich nie angepasst.
Mehr als 600 Vorstellungen erlebte die Inszenierung, die Theatergeschichte schrieb und als größter Nachkriegserfolg des Deutschen Theaters bei Gastspielen in halb Europa Furore machte. Mit ihr wurde auch Eberhard Esche berühmt, der den Drachentöter wunderbar agil-biegsam als sinnliches Rollenmuster ausstellte.
Der 1933 in Leipzig geborene Eberhard Esche, an der Schauspielschule seiner Heimatstadt ausgebildet, gelangte über Meiningen, Erfurt und Karl-Marx-Stadt 1961 ans Deutsche Theater in Berlin. Als gerade 28-Jähriger war er damit auf dem Theaterolymp der DDR angelangt. In einem Ensemble der großen Charakterdarsteller wurde er neben Fred Düren und Rolf Ludwig zu einem der prägenden Protagonisten des Deutschen Theaters, geliebt vom Publikum und gelobt von den Kritikern.
Auch wenn es den Begriff Fan in der DDR offiziell nicht gab, der Theaterschauspieler Eberhard Esche erwarb sich schnell eine große Fangemeinde. Viele gingen vor allem ins Theater in der Reinhardstraße, um Esche zu erleben. Das Theaterlexikon der DDR schrieb: "Esche spielt betont dem Publikum zugewandt." Dabei war Eberhard Esche kein Rampenvirtuose. Zwar wusste er um seine Wirkung und spielte mit ihr, auch besaß er Charme und lakonischen Witz und konnte ein intelligenter Entertainer sein. Doch sein schauspielerisches Credo war: "Das Wort des Dichters ist immer wichtiger als sein Interpret".
Esche war ein begnadeter Sprecher, der nicht "Werktreue" einforderte, sondern die Sprache der Dichter mit dem Körper und der Stimme zum Klingen brachte. Sein Lancelot wurde auch deshalb so umjubelt, weil der Sprech- und Sprachspieler Esche mit komödiantisch geprägter Beweglichkeit in das Heldische dieser Figur eine Spur von Ironie mischte. Diese bei allen seinen Rollenfiguren unterschwellig mitlaufende, gegenläufige Ironie war ihm Mittel gegen zu schnelles Einverständnis und zur Verdeutlichung von Widersprüchen.
Eberhard Esche fand mit Wolfgang Heinz, Adolf Dresen und Benno Besson "seine" Regisseure. Letzterem folgte er während seiner 45 Schauspielerjahre am Deutschen Theater sogar für ein kurzes Intermezzo an die Volksbühne. Esche hat viele große Rollen gespielt, Schillers "Wallenstein" und Shakespeares "Heinrich IV", und er übernahm unzählige Rollen in den antikisierenden Stücken des von ihm geliebten Peter Hacks.
Als die Zeit des Regietheaters anbrach, das er als "Sport-und-Turn-Theater" ablehnte, widmete sich der als eigensinnig und stur geltende Esche, der sein fehlendes Einverständnis gelegentlich durch den Ausstieg aus Inszenierungen ausdrückte, vor allem seinen rezitatorischen Soloabenden. So hat er während 33 Jahren in Heines "Deutschland, ein Wintermärchen" mit dem Publikum immer wieder Neues in Poesie und Politik entdeckt, und auch Goethes "Reineke Fuchs" las er mit seinem virtuosen Singsang, als ob er spielte:
Auch dem Filmpublikum prägte sich Eberhard Esche in vielen großen Rollen ein. Er war der Manfred in Konrad Wolfs Adaption von Christa Wolfs Roman "Der geteilte Himmel" und spielte den Parteisekretär in Frank Beyers "Spur der Steine" neben Manfred Krug. In den Filmen von Lothar Warneke gab er, kühl, zurückhaltend und jungenhaft wirkend, mit sarkastischer Eleganz vor allem Intellektuelle, die ihren Weg und Ort in der DDR suchten.
"Ich glaube an den Kommunismus, immer wieder" hat Eberhard Esche noch vor einem Jahr im Interview betont. Doch zu diesem Bekenntnis gehört, dass er mit seiner Interpretation von Sergei Michalkows Ballade "Der Hase im Rausch" zu volkstümlicher DDR-Popularität gelangt ist: denn Michalkow nahm den öffentlichen Opportunismus des sozialistischen Bürgers und dessen private Aufmüpfigkeit ins kritisch-satirische Visier. Weshalb Eberhard Esche dem ersten Teil seiner Autobiographie Michalkows Titel "Der Hase im Rausch" gab. Der zweite Band hieß dann "Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen." Eberhard Esche hat sich nie angepasst.