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Einerseits, andererseits
Franziskus versus Trump

Über den Wolken ist die Redefreiheit von Papst Franziskus besonders grenzenlos. Auf dem Rückflug von Mexiko nach Rom sagte er mitreisenden Journalisten: "Jemand, der Mauern, statt Brücken bauen will, ist kein Christ." Dieser Jemand ist der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump, jedenfalls fühlte der sich gleich angesprochen.

Von Christiane Florin | 19.02.2016
    Man sieht Donald Trump, der winkt, im Hintergrund drei große US-Fahnen.
    Donald Trump - Kandidat für die Präsidentschaftswahlen in den USA - forderte eine Mauer an der US-Grenze zu Mexiko (picture-alliance / dpa / Larry W. Smith)
    Die Papstworte seien schändlich, konterte Trump. Und schon ist er da, der Grundsatzkonflikt: Konservative Christen hören gern, wenn ein Papst gegen Abtreibung wettert. Kritisiert er aber die Flüchtlingspolitik, die Umweltpolitik oder gleich den ganzen Kapitalismus, dann gilt einer wie Franziskus in Milieu der Trumps als ahnungsloser Gutmensch.
    Ist es so einfach mit den Guten und den Bösen?
    Einerseits hätte Jesus vermutlich auch nicht geschwiegen angesichts des Elends an den Grenzen. Er hätte sich auch nicht damit begnügt darüber nachzudenken, ob die Spitzendeckchen beim Gottesdienst richtig liegen. Insofern nimmt Franziskus, dieser politische Papst, das mit dem Stellvertreter Christi ernst.
    Andererseits: Hat das katholische Oberhaupt überhaupt das Recht darüber zu befinden, wer Christ ist und wer nicht? Ist das Label "Christ" so etwas wie eine Bio-Plakette, die von einer römischen Zentralbehörde vergeben wird?
    Einerseits - andererseits.