Die Romanhandlung. Auf der Basis der historischen Fakten läßt Modick 1943 einen fiktiven Archäologen die Insel betreten, um reinrassige Kunstgegenstände für Hitlers geplantes germanisches Museum zu sammeln. Ein Dr. Martens gerät immer mehr in den Bann der Schönheit und Vitalität der Insel, verliebt sich in eine Kreterin, hier beginnt und endet die Romantik. Als Martens Zeuge eines blutigen Massakers seiner Landsleute wird, die Partisanen vor weiteren Aktionen der deutschen Besatzer warnt und dabei auffliegt, wird er wegen Sabotage verhaftet. Die Schilderung des inneren Konflikts zwischen deutschem Gehorsam und mediterraner Lebenslust gehört zu den stärksten Seiten des Romans. Schwächer kommen jene Siebziger-Jahre-Seiten daher, in denen Modick sämtliche Klischees abruft, die man mit der Generation verbindet: außer Pop und Kiffen nichts gewesen.
Dennoch bietet Klaus Modick ein aufregendes Leserlebnis. Nicht nur, weil er ein weitgehend unbekanntes Kapitel deutscher Geschichte spannend für alle Lesergenerationen aufgearbeitet hat, sondern weil hier einer - selten genug in der deutschen Literatur - ohne großes Federlesen erzählt, einfach erzählt. Modick setzt das deutsche Schimpfwort "Schmöker" außer Kraft.
Klaus Modick
Der kretische Gast
Eichborn, 457 S., EUR 24,90