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Einkaufstüten
"Mehrweg ist besser als Einweg"

Plastiktüten sind keine umweltfreundliche Einkaufshilfe. Aber auch Papiertüten oder Jutebeutel haben laut Umweltschutzverbänden keine überzeugende Ökobilanz. Sie sind zwar besser recyclebar als Plastik, ihre Herstellung beansprucht die Umwelt jedoch stark.

Von Daniela Siebert | 17.02.2014
    Papiertüten haben ein umweltfreundliches Image. Doch bei genauer Betrachtung ist ihre Ökobilanz nicht überzeugend. Wirklich gut wäre sie erst, wenn man die Tüten - je nach Größe und Dicke - drei bis sieben Mal wiederverwendet, urteilt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe:
    "Aber bei Papiertüten muss man beachten: Papiertüten sind in der Regel auch Einwegtüten und deshalb auch nicht besonders umweltfreundlich, und sie reißen sehr schnell und sind nicht wasserfest und deshalb kommen Sie eigentlich auch nicht auf drei bis sieben Wiederverwendungen."
    Franziska Krüger vom Umweltbundesamt in Dessau moniert, dass in Papiertüten - selbst wenn sie braun sind und nach Recycling aussehen - meist auch frische Zellstoff-Fasern und Chemikalien zum Einsatz kommen.
    "Deswegen ist ihre Umweltbilanz eben auch nicht so gut, dass wir sie als Alternative für die Plastikeinwegtüte empfehlen können."
    Großer ökologischer Rucksack
    Bei solchen stabilen Tüten - üblicherweise aus Polyethylen - ist zwar kaum eine eindeutige Ökobilanz möglich. Doch sie kann leicht verbessert werden, wenn man sie mehrfach verwendet. Gelangt die Tüte jedoch als Müll in die Umwelt, kann sie dort über hunderte von Jahren bleiben. Gerät sie statt in die gelbe Tonne in die Restmüllverbrennung, wird sie zwar gefahrlos vernichtet, dafür aber wertvoller Rohstoff vergeudet. Franziska Krüger wagt daher kein eindeutiges Urteil zu solchen Plastiktüten, bilanziert ihnen jedoch einen großen ökologischen Rucksack:
    "Erst mal muss der Rohstoff gewonnen werden, das ist meistens Erdöl, dann ist ein großer Energieeinsatz notwendig, um eben aus dem Rohstoff dann auch die fertige Tüte herzustellen, und damit sind Emissionen verbunden."
    Wenn man schon zur Plastiktüte greife, dann sei es gut, auf den "Blauen Engel" zu achten, rät die Expertin, weil dann mindestens 80 Prozent Recyclingplastik enthalten ist.
    Bei abbaubaren Plastiktüten ist Franziska Krüger zurückhaltend in der Einschätzung, denn hier könne es negative Effekte bei der Versauerung von Böden und der Feinstaubbelastung geben. Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe winkt gleich ganz ab:
    "Biologisch abbaubare Plastiktüten haben von allen Tütenmodellen die schlechteste Ökobilanz."
    Unter anderem weil sie in der Umwelt nicht verrotten und nur eingeschränkt recyclingfähig seien.
    Diese kleinen dünnen Plastiktüten, wie man sie massenhaft etwa in Obstabteilungen und Gemüseläden bekommt, sind quasi der Worstcase bei der Ökobilanz.
    "Einwegplastiktüten haben eine durchschnittliche Lebensdauer von 25 Minuten, reißen sehr schnell ein, sind deshalb kaum wiederverwendbar."
    Jutebeutel können schlechte Ökobilanz durch Langlebigkeit kompensieren
    Das bedeutet einen unverhältnismäßig hohen Produktionsaufwand im Verhältnis zu tatsächlicher Nutzbarkeit. Außerdem geraten sie besonders leicht in die Umwelt. Die Verbreitung dieser Tüten will der EU-Umwelt-Kommissar künftig massiv eindämmen.
    Auch Stoffbeutel sind nicht immer die beste Lösung, egal ob aus Jute oder Baumwolle. Hier schlagen Flächenverbrauch, Pestizideinsatz und Wasserverbrauch negativ zu Buche, dafür könnten sie das durch ihre Langlebigkeit kompensieren, wenn sie oft genug wiederverwendet werden.
    Doch der Rat für den umweltverträglichen Einkauf ist trotz der etwas unübersichtlichen Ökobilanzen klar:
    "Mehrweg ist besser als Einweg. Je öfter ich eine Tüte oder eine Tragetasche benutze, desto besser für die Umwelt."
    "Die umweltfreundlichste Variante beim Einkaufen ist: Sie nehmen einen Rucksack, einen Einkaufskorb oder eine Mehrwegtragetasche."
    Denn die krönen ihre Ökobilanz mit langer Haltbarkeit und häufigem Einsatz.