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Einmal erwischt - und alles ist aus?

60 Prozent aller Schüler ab 16, die in Frankfurt am Main befragt wurden, haben angegeben, schon einmal Cannabis geraucht zu haben. Ist das viel, ist das alarmierend? Nun, das durchschnittliche Einstiegsalter für den Griff zur "normalen" Zigarette liegt bei 13 Jahren; jedes fünfte Mädchen und fast jeder fünfte Junge zwischen 12 und 15 raucht. Während Cannabis heimlich inhaliert wird, gibt es die Marlboro und Co. ganz "offiziell" am Automaten. Und dass eine Supermarktkassiererin oder ein Kellner Jugendliche beim Erwerb von Alkohol nach dem Ausweis fragen, ist eher selten zu bemerken. Dies alles kann die Erwachsenenwelt beklagen. Sie muss sich vor allem aber an sich selber erinnern und sich selber beobachten. Sie muss Vorbild sein - und ist es nicht. Deshalb kann sie junge Menschen nicht mit strengeren Maßstäben messen als sich selbst, deshalb gehen viele noch so gut gemeinte Präventionsprogramme am Leben vorbei. Insofern ist es ein Schritt in Richtung Realität und nicht in Richtung Resignation, wenn Schüler nicht mehr ihrer Schule verwiesen werden, die beim Genuss von illegalen Drogen erwischt werden. Wenn Schulkollegien und Eltern zur Kenntnis nehmen, was viele allzu lange von sich wiesen: An jeder Schule gibt es einen bestimmten Prozentsatz von Schülern mit Drogenerfahrung. Inzwischen haben die meisten Schulen Lehrer, die als Drogenbeauftragte fungieren, und einige Schulen haben sich ganz bewusst dafür entschieden, Beratungslehrer auch mit dem Thema "Drogen" zu betrauen. Denn oft steckt hinter dem Drogenversuch ein Problem - oft, nicht immer. Aber erfahren kann das nur, wer freundschaftlich danach fragt und geduldig zuhört. Mit Verharmlosung von Drogen - jeglicher Art - hat das nichts zu tun.

Moderation: Eva Maria Götz |
    Gesprächspartner: Dr. Elmar Supe, Akademischer Direktor, Bereich Allgemeine Pädagogik/Sozialpädagogik, Institut für Erziehungswissenschaften, Hochschule Vechta. Mitautor des "Suchtlexikons" http://www.uni-vechta.de/institute/ife/allgpaed/index.html http://www.optipage.de/gewalt1a.html http://www.interfit.ch

    Lothar Höller, Beratungslehrer an der Otto-Hahn-Gesamtschule Frankfurt/M. http://www.otto-hahn-schule-frankfurt.de

    Literatur zum Thema

    Suchtlexikon von Petra Andreas-Siller, Franz Stimmer (Herausgeber) Oldenburg-Verlag

    Drogen. Alles über Drogenwirkung, Prävention und Strafverfolgung, Beratung und Therapie. von Bernhard van Treeck (Herausgeber) Schwarzkopf und Schwarzkopf Berlin

    Jugend und Alkohol von Franz Stimmer, Stefan Müller-Teusler

    Drogen. Informieren und Vorbeugen in der Schule. (Lernmaterialien) von Helmut Zöpfl (Herausgeber)

    Links zumThema:

    Mehr über die Otto-Hahn-Schule Frankfurt am Main, in der unser Gesprächspartner Beratungslehrer ist, erfahren Sie über die Seite der Stadt Frankfurt, Link Bildung/Schulen. Dort finden Sie auch eine bundesweit einmalige Einrichtung: das Bildungszentrum Hermann Hesse. Es nimmt Jugendliche und junge Erwachsene bis etwa 24 Jahren auf, die wegen einer längeren Drogenkarriere die Schule abbrechen mussten, und führt sie unter Umständen bis zum Abitur:

    Jugendberatung und Jugendhilfe e.V. Bildungszentrum Hermann-Hesse Hainer Weg 98 60599 Frankfurt am Main 069-680909-0

    Jenaer Institut unterstützt Suchprophylaxe

    Kongress "Süchtige Kinder und Jugendliche"

    Suchtprävention im Elementarbereich, Prof. Dr. Frank Stimmer, Universität Lüneburg

    Drogen sind an jeder Schule verfügbar

    http://www.uni-bielefeld.de/SFB227/pieper/seite1.htm

    http://www.senbjs.berlin.de/schule /suchtprophylaxe/briefkasten/antwort_s_48.asp

    Ihre Fragen und Meinungen erwarten wir während der Sendung unter: Hörertelefon: 00800 44 64 44 64 Hörerfaxnummer: 00800 44 64 44 65 E-Mail: forumpisa@dradio.de

    Die nächste Sendung: 13. Juni 2003 10.10 Uhr bis 11.30 Uhr Woher soll ich wissen, was ich (werden) kann? Moderation: Mirko Smiljanic

    Von allen Sendungen können Sie einen Kassettenmitschnitt bestellen. Senden Sie einen Verrechnungsscheck über EUR 10,- an: DeutschlandRadio Marketing GmbH Raderberggürtel 40 50968 Köln

    Außerhalb der Sendung erreichen Sie die Redaktion unter: 0221/345 1527/1503