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Einschnitte bei der Klimaforschung

In den USA sollen in den nächsten zehn Jahren 2,5 Billionen Dollar eingespart werden - und das auch bei Umwelt- und Energieprogrammen. Klimaschützer haben Sorge, dass die US-Umweltbehörde EPA rund ein Fünftel ihrer Gelder verlieren könnte und handlungsunfähig wird.

Von Miriam Braun | 02.09.2011
    Die erste Billion, die über die kommenden zehn Jahre eingespart werden soll, wird hauptsächlich die Ausgaben für Verteidigung betreffen. Ein Spezialkomitee aus sechs Republikanern und Demokraten soll bis Ende November planen, wo weitere 1,2 Billionen gekürzt werden sollen. Gernot Wagner, Ökonom bei der Umweltinitiative "Environmental Defense Fund" in New York.

    "Einer der Demokraten ist tatsächlich John Kerry, einer der größten Umweltschützer im Kongress. Andererseits die sechs Republikaner sind durch die Bank gegen jegliche Tätigkeit in Sachen Klima- und Umweltschutz im Allgemeinen."

    Klima- und Umweltschützer haben Sorge, dass die US-Umweltbehörde EPA rund ein Fünftel ihrer Gelder verlieren könnte und handlungsunfähig wird. Mit rund 18.000 Mitarbeitern sei die EPA allerdings sehr klein, meint Steven Cohen, Leiter des Earth Institutes der Columbia University in New York - Kürzungen würden kaum ins Gewicht fallen,
    "Die US-Regierung gibt nicht übermäßig viel Geld für Umweltschutz aus. Militärausgaben, Pensionen oder auch Ausbildung und Infrastruktur – das sind größere Kostenklötze, auf die die Politik schielen wird. Wenn man die EPA abschafft, das spart einfach nicht genug."

    Umso kleiner, umso schlimmer, wenn man Kürzungen ertragen muss, meint hingegen Gernot Wagner.
    "Die EPA ist der letzte Platz, wo man tatsächlich einsparen sollte, weil das Budget selbst sehr klein ist. Andererseits natürlich, da es so klein ist, ist die Gefahr sehr stark, falls es zu größeren Kürzungen kommt, das wirklich gesamte Programme gestrichen werden."
    Einen Republikaner könne seine Meinung zu dem Thema Klimawandel die Präsidentschaftskandidatur kosten, meint Wagner:

    "Die republikanischen Präsidentschaftskandidaten verleugnen entweder, dass das Problem überhaupt existiert, oder sagen, dass es sie nichts angeht, oder, dass es ein Problem ist, das wir derzeit nicht adressieren können, weil es einfach zu viel kostet, wir können jetzt nichts machen, es ist etwas für die Zukunft."

    Viele US-Bürger hätten den Klimawandel noch immer nicht als Problem akzeptiert, aber Umweltschutz generell sei ihnen wichtiger als man denke, wendet Cohen vom Earth Institute ein:

    "US-Amerikaner atmen, trinken Wasser und wollen gesunde Nahrungsmittel haben. Sie wollen ein gesundes Umfeld für sich und ihre Lieben."

    Insofern könne die Politik den Umweltschutz nicht mit Füßen treten, glaubt der Politologe, der selbst einige Jahre als Berater für die Umweltbehörde EPA gearbeitet hat. Er sorgt sich allerdings um langfristige Auswirkungen.
    "Die größte Gefahr für Klima- und Nachhaltigkeitsfragen werden die Kürzungen sein, die im Bereich Forschung, Entwicklung und Wissenschaft gemacht werden. Wir haben gerade dank der Fördergelder der Obama-Regierung in der Forschung begonnen, Einiges nachzuholen und vieles davon werden wir wieder verlieren."
    Wenn das Spezialkomitee bis November keine Einigung findet, kommt es wie bei einem Fallbeil zu Kürzungen in allen Bereichen. Studien zufolge würde dann ein Zehntel der Gelder für Forschung und Wissenschaft wegfallen. In jedem Fall werden in den kommenden Wochen viele Lobbyisten in Washington vorsprechen. Steven Cohen:

    "Die Öl- und Energieindustrie hat mächtige Interessen. Aber in diesen Tagen bekommen sie einen starken Gegner: Rückversicherer, wie die Swiss Re versuchen bereits lokale Regierungen dazu zu bringen Vorkehrungen zu treffen, dass es zu weniger Klimaschäden kommt ..."

    Denn bei Überschwemmungen, Dürrekatastrophen und anderen Folgen des Klimawandels tragen die Rückversicherer die Schäden. Cohen vom Earth Institute hält die Versicherungsindustrie für noch mächtiger als die Ölindustrie.