Archiv


Einschreiberückgang in Paderborn und Bielefeld

Das Wintersemester hat begonnen - eine besondere und spannende Zeit für Studienanfänger. Zahlreiche Universitäten haben dieser Tage aber wohl nicht so viel Grund zur Freude. Denn sie beklagen in diesem Semester einen Mangel an Einschreibungen - wie die Universitäten Paderborn und Bielefeld. Über die Gründe sind Hochschulleitung und AStA geteilter Ansicht.

Von Miriam Grabenheinrich |
    Zum Semesterbeginn ist viel los im Foyer der Universität Bielefeld. Die Mitglieder des AStA diskutieren angeregt bei einer Tasse Kaffee. Sie sind verärgert, denn in diesem Wintersemester gab es rund 600 Einschreibungen weniger, als im letzen Jahr. Für den AStA-Vorsitzenden Jan Binder ist klar, dass die Studiengebühren der Grund für den Einschreibungsrückgang sind:

    " Ich gehe mal davon aus, dass die Leute, die sich jetzt weniger eingeschrieben haben, ganz sicher nicht aus gut gestellten Familien kommen. Ganz sicher nicht Eltern mit Bildungshintergrund haben, sondern dass das die Leute sind aus bildungsfernen Schichten. Das war eines unserer Hauptargumente, warum wir Studiengebühren ablehnen. "

    Die Universitätsleitung sieht das anders. Uni-Rektor Dieter Timmermann glaubt, dass es neben den Studiengebühren noch viele andere Gründe für den Mangel an Einschreibungen gibt:

    " Einmal, dass wir fast flächendeckend lokal einen Numerus Clausus eingeführt haben. Es sind aber auch andere Einflüsse. Die Studieninteressierten gehen ja immer mehr dazu über, sich an fünf, sechs verschiedenen Standorten zu bewerben, aber die entscheiden sich dann ja erst, wenn sie Zusagen haben und können dann wählen zwischen den Standorten. Ich denke auch, dass auch die Brandanschläge in der Uni den ein oder anderen abschrecken. "

    Aber die Straftaten haben mit dem Einschreibungsrückgang wohl nichts zu tun. Denn an der Universität Paderborn gab es keine Brandanschläge und trotzdem mangelt es auch dort an Studienanfängern: Tausend Erstsemester weniger als im letzten Jahr beginnen in dieser Woche ihr Studium.

    Im Foyer der Paderborner Universität steht eine Gruppe von Erstsemestern der Kulturwissenschaften beisammen. Die sinkenden Einschreibungen sind für sie ein brisantes Thema:

    " Ich denke, das wird an diesen Studiengebühren liegen. Dass man nicht studieren kann, weil man nicht genügend Geld hat. "

    " Einige meiner Bekannten machen jetzt eine Ausbildung, weil sie es sich nicht leisten können "

    " Es ist schwierig für Leute, die aus armen finanziellen Verhältnissen kommen und dann Kredite aufnehmen müssen, um studieren zu können. "

    " Ich arbeite nebenbei. Ich habe nicht vor, so einen Kredit aufzunehmen. Weil ich keine Lust habe, irgendwann vor einem Haufen Schulden zu stehen. "

    " Ich muss auch 20 Stunden arbeiten und habe noch keine Vorstellung, wie das funktionieren soll. "

    Die Sorgen der Studierenden sind dem Rektor der Paderborner Universität, Nicolaus Risch, wohl bekannt. Er ist aber trotzdem guter Hoffnung, dass sich an seiner Uni in den nächsten Wochen noch junge Menschen einschreiben werden. Nämlich jene, die an anderen Hochschulen keinen Studienplatz bekommen haben. Risch:

    " Wir haben ein Nachrückverfahren eingerichtet. Die Verwaltung ist darauf vorbereitet. Es gibt noch Möglichkeiten für junge Leute, sich hier zu melden und auch im WS hier in Paderborn noch zu studieren. Speziell in den Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften. Sie können sich gerne noch melden wenn sie speziell an diesen Studiengängen Interesse haben. "

    Nicolaus Risch hofft auf rund 200 nachträgliche Einschreibungen. Für die Nachzügler kann das bedeuten, dass ihr Studium erst Ende November beginnt und dass sie dann einiges an Stoff nachholen müssen.