Der erste König von Rumänien, Karl I., ist in der Bukarester Innenstadt nicht zu übersehen. 18 Meter hoch ist der Modell-Entwurf für seine Reiterstatue. Mihai Oroveanu, der Chef der Nationalen Denkmalkommission, hat jahrelang darauf gewartet:
"Hier geht es uns nicht nur um Nostalgie. Es geht hier um den Fakt, dass Rumänien in der Monarchie-Zeit den europäischen Standard erlangt hat."
Der Modellentwurf für die Reiterstatue steht auf dem Revolutionsplatz, wo vor noch knapp 60 Jahren die Monarchie in Bukarest regiert hat. Schon damals gab es eine Reiterstatue für Karl I., und deswegen hat das Bürgermeisteramt auch das Nachfolgemodell auf dem Platz postiert. Das ist der völlig falsche Ort, sagt hingegen die Nationale Denkmalkommission - ein Gremium aus Historikern und Kunstexperten.
Denn der Platz ist inzwischen an vier Denkmale vergeben, die an die Zeit der kommunistischen Diktatur erinnern. Damit wirkt der Ort schon jetzt wie ein Depot von Monumenten, kritisiert Mihai Oroveanu:
"Es kann nicht sein, dass wer weiß wie viele Symbole, aus wer weiß wie vielen Epochen, an einem Ort angehäuft werden, nur weil dort alles passiert ist. Auf diese Art und Weise verspotten wir doch die Geschichte."
Der Revolutionsplatz ist ein denkwürdiger Ort - nicht nur weil hier der Sitz der Monarchie war, an den heute noch der frühere Königspalast erinnert. Auf dem Platz wurde vor knapp 19 Jahren auch der rumänische Diktator Nicolae Ceausescu gestürzt. Ein geschichtsträchtiger Ort also - den die wechselnden Regierungen nach der Wende jedoch für eine einseitige Erinnerungskultur missbraucht haben.
Ein Denkmal für die Monarchie hatte man jahrelang ignoriert, ebenso die Nachkommen der Königsfamilie, weil sie als Konkurrenz für die eigene Macht empfunden wurden. Ungefährlich war hingegen, an die Schrecken der kommunistischen Diktatur zu erinnern. Mihai Oroveanu sagt über den Revolutionsplatz:
"Hier sind alle Horrorformen entstanden. Man hat nicht einmal die Schutzzonen für andere Denkmale beachtet. Wir müssen uns vor diesem Kitsch retten, das kann doch nicht sein. Diese Stadt hat doch einen Charakter."
Karl I. soll über Bukarest beim ersten Anblick gesagt haben: Was für ein Dorf! Der deutsche Prinz aus dem Haus Hollenzollern-Sigmaringen wurde vor 140 Jahren in die Stadt gerufen. Weil er Rumänien im russisch-türkischen Krieg in die Unabhängigkeit führte, kürte man ihn später zum König.
Doch nicht als Kriegsgewinnler ist Karl I. im kollektiven Gedächtnis verankert. Er hat das provinzielle Bukarest in ein Klein-Paris verwandelt, landesweit das Verwaltungssystem erneuert, die Infrastruktur ausgebaut. Dass er effizient und akkurat regierte, ist bis heute unvergessen. Gerade deswegen ist der Bukarester Kunstkritiker Erwin Kessler enttäuscht, das Karl der I. nur eine Reiterstatue erhalten soll, eine Art Kriegerdenkmal:
"Von der Ästhetik her ist es eine Katastrophe. Es ist disproportioniert, es ist ein Jammer. Mit einer völligen anderen Statue, die Karl den I. als Architekt des modernen Rumäniens zeigt, ohne Pferd, ohne diese diktatorische Uniform, wäre ich völlig einverstanden."
Wo die Reiterstatue in Bukarest stehen soll, darf nur die Nationale Denkmalkommission entscheiden. Doch auf das Expertengremium ist in der Vergangenheit selten gehört worden. War es zu kritisch, wurde er zwischenzeitlich aufgelöst. Erinnerungskultur ist in Rumänien also bislang keine Expertenfrage, sondern eine Frage der Macht.
Das hat dazu geführt, dass der Revolutionsplatz kein Wahrzeichen seiner wechselvollen Geschichte ist, sondern ein Symbol dafür, dass die Machthaber in Bukarest tun und lassen können, was sie wollen. Nichts anderes passiert jetzt mit Karl I.
Das Bürgermeisteramt lässt sich die Statue über drei Millionen Euro kosten und will deshalb auch das Sagen über den Standort haben. Zur Verstärkung hat das Amt die Bukarester zu einer Abstimmung im Internet aufgerufen. Mihai Oroveanu von der Nationalen Denkmalkommission ist entsetzt:
"Jetzt probiert das Bürgermeisteramt eine Art Referendum aus. Aber es tut mir leid, über eine Statue wird so nicht entschieden. So was gibt es nicht! Das ist keine Form von Demokratie, das machen Experten. Wohin kommen wir denn? Das ist ja eine schreckliche Demagogie."
Erst im nächsten Jahr soll das Denkmal fertig sein. Bis dahin könnte sich das Bürgermeisteramt noch einmal in Ruhe überlegen, ob es die Königsstatue am umstrittenen Originalstandort platziert - trotz Verbots der nationalen Denkmalkommission. Falls doch, wäre die Reiterstatue ein Symbol für einen Gesetzesverstoß. Wüsste das Karl I., würde er vermutlich auf und davon reiten.
"Hier geht es uns nicht nur um Nostalgie. Es geht hier um den Fakt, dass Rumänien in der Monarchie-Zeit den europäischen Standard erlangt hat."
Der Modellentwurf für die Reiterstatue steht auf dem Revolutionsplatz, wo vor noch knapp 60 Jahren die Monarchie in Bukarest regiert hat. Schon damals gab es eine Reiterstatue für Karl I., und deswegen hat das Bürgermeisteramt auch das Nachfolgemodell auf dem Platz postiert. Das ist der völlig falsche Ort, sagt hingegen die Nationale Denkmalkommission - ein Gremium aus Historikern und Kunstexperten.
Denn der Platz ist inzwischen an vier Denkmale vergeben, die an die Zeit der kommunistischen Diktatur erinnern. Damit wirkt der Ort schon jetzt wie ein Depot von Monumenten, kritisiert Mihai Oroveanu:
"Es kann nicht sein, dass wer weiß wie viele Symbole, aus wer weiß wie vielen Epochen, an einem Ort angehäuft werden, nur weil dort alles passiert ist. Auf diese Art und Weise verspotten wir doch die Geschichte."
Der Revolutionsplatz ist ein denkwürdiger Ort - nicht nur weil hier der Sitz der Monarchie war, an den heute noch der frühere Königspalast erinnert. Auf dem Platz wurde vor knapp 19 Jahren auch der rumänische Diktator Nicolae Ceausescu gestürzt. Ein geschichtsträchtiger Ort also - den die wechselnden Regierungen nach der Wende jedoch für eine einseitige Erinnerungskultur missbraucht haben.
Ein Denkmal für die Monarchie hatte man jahrelang ignoriert, ebenso die Nachkommen der Königsfamilie, weil sie als Konkurrenz für die eigene Macht empfunden wurden. Ungefährlich war hingegen, an die Schrecken der kommunistischen Diktatur zu erinnern. Mihai Oroveanu sagt über den Revolutionsplatz:
"Hier sind alle Horrorformen entstanden. Man hat nicht einmal die Schutzzonen für andere Denkmale beachtet. Wir müssen uns vor diesem Kitsch retten, das kann doch nicht sein. Diese Stadt hat doch einen Charakter."
Karl I. soll über Bukarest beim ersten Anblick gesagt haben: Was für ein Dorf! Der deutsche Prinz aus dem Haus Hollenzollern-Sigmaringen wurde vor 140 Jahren in die Stadt gerufen. Weil er Rumänien im russisch-türkischen Krieg in die Unabhängigkeit führte, kürte man ihn später zum König.
Doch nicht als Kriegsgewinnler ist Karl I. im kollektiven Gedächtnis verankert. Er hat das provinzielle Bukarest in ein Klein-Paris verwandelt, landesweit das Verwaltungssystem erneuert, die Infrastruktur ausgebaut. Dass er effizient und akkurat regierte, ist bis heute unvergessen. Gerade deswegen ist der Bukarester Kunstkritiker Erwin Kessler enttäuscht, das Karl der I. nur eine Reiterstatue erhalten soll, eine Art Kriegerdenkmal:
"Von der Ästhetik her ist es eine Katastrophe. Es ist disproportioniert, es ist ein Jammer. Mit einer völligen anderen Statue, die Karl den I. als Architekt des modernen Rumäniens zeigt, ohne Pferd, ohne diese diktatorische Uniform, wäre ich völlig einverstanden."
Wo die Reiterstatue in Bukarest stehen soll, darf nur die Nationale Denkmalkommission entscheiden. Doch auf das Expertengremium ist in der Vergangenheit selten gehört worden. War es zu kritisch, wurde er zwischenzeitlich aufgelöst. Erinnerungskultur ist in Rumänien also bislang keine Expertenfrage, sondern eine Frage der Macht.
Das hat dazu geführt, dass der Revolutionsplatz kein Wahrzeichen seiner wechselvollen Geschichte ist, sondern ein Symbol dafür, dass die Machthaber in Bukarest tun und lassen können, was sie wollen. Nichts anderes passiert jetzt mit Karl I.
Das Bürgermeisteramt lässt sich die Statue über drei Millionen Euro kosten und will deshalb auch das Sagen über den Standort haben. Zur Verstärkung hat das Amt die Bukarester zu einer Abstimmung im Internet aufgerufen. Mihai Oroveanu von der Nationalen Denkmalkommission ist entsetzt:
"Jetzt probiert das Bürgermeisteramt eine Art Referendum aus. Aber es tut mir leid, über eine Statue wird so nicht entschieden. So was gibt es nicht! Das ist keine Form von Demokratie, das machen Experten. Wohin kommen wir denn? Das ist ja eine schreckliche Demagogie."
Erst im nächsten Jahr soll das Denkmal fertig sein. Bis dahin könnte sich das Bürgermeisteramt noch einmal in Ruhe überlegen, ob es die Königsstatue am umstrittenen Originalstandort platziert - trotz Verbots der nationalen Denkmalkommission. Falls doch, wäre die Reiterstatue ein Symbol für einen Gesetzesverstoß. Wüsste das Karl I., würde er vermutlich auf und davon reiten.