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Einstein-Stiftung soll Spitzen-Wissenschaft fördern

Etwa 40 Millionen Euro pro Jahr - so viel will Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner in die neugegründete Einstein-Stiftung fließen sehen. In der Sammelstelle für Spitzenforschung sollen dabei Gelder aus anderen Stiftungen fließen, die dann sinnvoll verteilt werden.

Von Philip Banse |
    Allein die Freie Universität ist noch skeptisch. Die anderen maßgeblichen Berliner Hochschulen begrüßen die Einstein-Stiftung für Spitzenforschung. Der Präsident der Humboldt-Universität, Christoph Markschies:

    "Wir sind sehr glücklich darüber, dass die Stiftung nun endlich zu Stand und Wesen gekommen ist. Viele Wissenschaftler von allen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen warten darauf loslegen zu können - und können es jetzt."

    Über die Einstein-Stiftung soll jedes Jahr viel Geld in die Spitzenforschung fließen: Zunächst jedes Jahr 35 Millionen, ab 2010 jährlich 40 Millionen Euro. Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner sagte, das Geld solle verstärkt in die außeruniversitäre Forschung fließen, Kooperationen mit Firmen seien erwünscht. Zudem sollten internationale Spitzenforscher nach Berlin geholt werden:

    "In dieser Institution wird des dann eben möglich sein Graduiertenprogramme, Masterstudiengänge, das Entstehen von neuen Exzellenzclustern, Institutionen übergreifende Schwerpunkte zu realisieren. Es wird möglich sein, Berufungen nach Berlin zu realisieren, die aus eigener Kraft weder die Max Planck Gesellschaft noch die Freie Universität oder die Humboldt Universität alleine im Augenblick machen kann."

    Die Einstein-Stiftung fungiert als eine Art Sammelstelle für Geld aus anderen Stiftungen, private Spenden und Steuergelder. Diese Millionen reicht die Stiftung weiter an eine noch zu gründende gemeinnützige Einstein-GmbH. Diese GmbH entscheidet, welche Anträge konkret gefördert werden. Als mögliches Projekt gilt etwa ein Zentrum für Regionalwissenschaften. Kritiker etwa von den Berliner Grünen monieren, der politische Einfluss auf die Forschung werde zu groß. Zwar gilt die Einstein-Gesellschaft, die über konkrete Anträge entscheidet, als wissenschaftlich integer: Im entscheidenden Aufsichtsrat der GmbH sitzen die Präsidenten der vier Berliner Universitäten und sowie Vertreter der vier großen Institutionen für außeruniversitäre Forschung: Max-Planck-Gesellschaft, Leibnitz-Gemeinschaft, Fraunhofer-Gesellschaft und Helmholtz-Gemeinschaft. Die großen Forschungsschwerpunkte allerdings legt die Einstein-Stiftung fest. Und deren Vorstand wird dominiert von den beiden Berliner Senatoren für Finanzen und Wissenschaft. Fließen Steuergelder in Bildungsforschung oder eher in die Lebenswissenschaften? Die Politik müsse diese Richtung zumindest grob festlegen können, schließlich gehe es um Steuergelder, sagt Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner - und bekommt Beifall vom Präsidenten der Humboldt-Universität, Christoph Markschies:

    "Das ist der Normalfall. Eine solche Vorsteuerung, dass das Land Berlin sich überlegt, wo es forschungspolitische Akzente setzt, ist völlig normal. Im Gegenteil: Ich würde sogar sagen, dass das Land Berlin ein gutes Stück bisheriger Einflussmöglichkeiten aufgegeben hat. Denn bisher gab es diese Summen nicht, wenn es aber solche Förderungen gab, dann hat sie der Senator durch seine Ministerialdirigenten ausgeteilt nach Gusto."

    Allein die Freie Universität will noch beraten, ob sie bei der Einstein-Stiftung mitmacht. Die Sorge der FU: Die Spitzenforschung frisst der universitären Grundfinanzierung die Millionen weg. Diese Bedenken sieht HU-Präsident Markschies allerdings durch Versprechen des Berliner Wissenschaftssenators entkräftet:

    "Diese Zusicherung hat er nicht nur gegeben, sondern er hat sich so weit aus dem Fenster gelehnt, wie man sich im Vorfeld von Haushaltsberatungen überhaupt nur aus dem Fenster lehnen kann."