Zuallererst - eine Warnung: an alle Zauberfrauen, an alle Hausfrauen, an alle Ehemänner. Uneingeschränkte Glücksseligkeit gibt es weder in einer Welt der erotischen Sinneslust noch in einer Vati-Mutti-Familienidylle und schon gar nicht in einem Hybrid aus beiden. Alcina, Bradamante und Ruggiero mussten das in Dresden leidvoll erfahren, in einer - und auch das vorneweg - grandiosen Inszenierung.
Alcina, die männerfressende Zauberin, ist hier eine radikal Liebende - radikal, weil unbedingt, ohne dem Alltag geschuldeter Kompromisse, nur dem Genuss, der Leidenschaft verpflichtet. Zu ihren Füssen - willenlose, instinktgesteuerte und der Realität abhandengekommene Männer. Als Tiere springen, toben, schleichen sie durch den Raum -Anzug, Hemd und Krawatte hängen in Fetzen.
Alle Macht geht hier vom Weibe aus - eine Handbewegung und es verschieben sich die großen weißen Wände des Bühnenbilds, vor, zurück, zur Seite, wie in einem Irrgarten. In diese Zauberwelt bricht Bradamante ein - betrogene Ehefrau und Mutter, in Outdoorjacke und außer mit Tupperdose und Thermoskanne auch mit einer Pistole bewaffnet. Es reicht ihr ganz offensichtlich nicht, Ruggiero, ihren Mann, aus dem Bann der Zauberin zu befreien - nein, sie will Alcina und ihre Welt ganz zerstören. Am Ende ihrer erfolgreichen Demontage hilft Bradamante jedem wieder zu Verstande gekommenen Mann persönlich ins Jackett, verabschiedet ihn mit Handschlag und steht dennoch als Verliererin da - denn das von Händel komponierte Happy End gönnt ihr die Inszenierung nicht. Gönnt sie keinem - Ruggiero zerbricht an der Unmöglichkeit, sich für eine der beiden Frauen und somit Welten zu entscheiden und begeht Selbstmord, es bleiben eine Witwe zurück und eine ihrer Liebe beraubte und somit zerstörte Alcina.
Buchstäblich in den Trümmern ihrer Existenz sitzt Alcina am Ende der Oper auf der Erde, umgeben von nun sinnentleerten Requisiten ihrer einstigen Macht. Es ist vielleicht der stärkste von den vielen eindrucksvollen Momenten dieses Abends, und es ist ein bitterer - Regisseur Jan Philipp Gloger hält dem Zuschauer einen Spiegel vor, in den es schwer ist hineinzuschauen, sieht man darin doch die eigenen Sehnsüchte, Zwänge, geplatzten Träume und Realitäten. Kein mahnender Zeigefinger, kein plumpes "Und die Moral von der Geschicht'" - er lässt einem die schmerzhafte Freiheit der Erkenntnis, der Selbsterkenntnis.
Es ist eine Produktion, wie man sie so intelligent und fantasievoll selten zu sehen bekommt. Gloger inszeniert mit einem bewundernswerten musikalischen Gespür, findet traumhaft schöne Bilder, hält die Spannung auch bei der x-ten Dacapo-Arie - und macht mit seiner fantasievollen und schlüssigen Personenregie aus hervorragenden Sängern ebensolche Schauspieler.
Sämtliche Rollen mit Sängern aus dem Ensemble der Semperoper zu besetzen, ist ein Wagnis - aber eines, das sich gelohnt hat. Man bekommt hier natürlich keinen schlanken, leichten, non vibrato Barockgesang - aber dafür umso mehr stimmliche Kraft, Ausdruck und Farbigkeit. Allen voran Amanda Majeski als Alcina -in ihren Wutausbrüchen furios und anrührend in ihrer Verzweiflung. Die Sächsische Staatskapelle Dresden spielte - stolz im Programmheft angekündigt - in historisch informierter Aufführungsweise: Dass das nicht so knackig klingen kann wie ein professionelles Alte-Musik-Ensemble, geschenkt -Dirigent Rainer Mühlbach sorgte dennoch für einen lebendigen, durchsichtigen und farbenreichen Orchesterklang, für einen spannungs - und schwungvoll musizierten Händelabend.
Alcina, die männerfressende Zauberin, ist hier eine radikal Liebende - radikal, weil unbedingt, ohne dem Alltag geschuldeter Kompromisse, nur dem Genuss, der Leidenschaft verpflichtet. Zu ihren Füssen - willenlose, instinktgesteuerte und der Realität abhandengekommene Männer. Als Tiere springen, toben, schleichen sie durch den Raum -Anzug, Hemd und Krawatte hängen in Fetzen.
Alle Macht geht hier vom Weibe aus - eine Handbewegung und es verschieben sich die großen weißen Wände des Bühnenbilds, vor, zurück, zur Seite, wie in einem Irrgarten. In diese Zauberwelt bricht Bradamante ein - betrogene Ehefrau und Mutter, in Outdoorjacke und außer mit Tupperdose und Thermoskanne auch mit einer Pistole bewaffnet. Es reicht ihr ganz offensichtlich nicht, Ruggiero, ihren Mann, aus dem Bann der Zauberin zu befreien - nein, sie will Alcina und ihre Welt ganz zerstören. Am Ende ihrer erfolgreichen Demontage hilft Bradamante jedem wieder zu Verstande gekommenen Mann persönlich ins Jackett, verabschiedet ihn mit Handschlag und steht dennoch als Verliererin da - denn das von Händel komponierte Happy End gönnt ihr die Inszenierung nicht. Gönnt sie keinem - Ruggiero zerbricht an der Unmöglichkeit, sich für eine der beiden Frauen und somit Welten zu entscheiden und begeht Selbstmord, es bleiben eine Witwe zurück und eine ihrer Liebe beraubte und somit zerstörte Alcina.
Buchstäblich in den Trümmern ihrer Existenz sitzt Alcina am Ende der Oper auf der Erde, umgeben von nun sinnentleerten Requisiten ihrer einstigen Macht. Es ist vielleicht der stärkste von den vielen eindrucksvollen Momenten dieses Abends, und es ist ein bitterer - Regisseur Jan Philipp Gloger hält dem Zuschauer einen Spiegel vor, in den es schwer ist hineinzuschauen, sieht man darin doch die eigenen Sehnsüchte, Zwänge, geplatzten Träume und Realitäten. Kein mahnender Zeigefinger, kein plumpes "Und die Moral von der Geschicht'" - er lässt einem die schmerzhafte Freiheit der Erkenntnis, der Selbsterkenntnis.
Es ist eine Produktion, wie man sie so intelligent und fantasievoll selten zu sehen bekommt. Gloger inszeniert mit einem bewundernswerten musikalischen Gespür, findet traumhaft schöne Bilder, hält die Spannung auch bei der x-ten Dacapo-Arie - und macht mit seiner fantasievollen und schlüssigen Personenregie aus hervorragenden Sängern ebensolche Schauspieler.
Sämtliche Rollen mit Sängern aus dem Ensemble der Semperoper zu besetzen, ist ein Wagnis - aber eines, das sich gelohnt hat. Man bekommt hier natürlich keinen schlanken, leichten, non vibrato Barockgesang - aber dafür umso mehr stimmliche Kraft, Ausdruck und Farbigkeit. Allen voran Amanda Majeski als Alcina -in ihren Wutausbrüchen furios und anrührend in ihrer Verzweiflung. Die Sächsische Staatskapelle Dresden spielte - stolz im Programmheft angekündigt - in historisch informierter Aufführungsweise: Dass das nicht so knackig klingen kann wie ein professionelles Alte-Musik-Ensemble, geschenkt -Dirigent Rainer Mühlbach sorgte dennoch für einen lebendigen, durchsichtigen und farbenreichen Orchesterklang, für einen spannungs - und schwungvoll musizierten Händelabend.