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Eintrittskarte Sprachkenntnisse

Wer hierzulande arbeiten will, muss nicht nur Fachwissen, sondern auch fundierte Deutschkenntnisse vorweisen. Bei der Internationalen Deutschlehrertagung in Jena wurden spezielle Unterrichtskonzepte erarbeitet.

Von Ulrike Greim |
    Auf dem Campus der Uni Jena wimmelt es. 3000 Deutschlehrer aus aller Welt sind hier unterwegs. Sie haben ihre Rucksäcke vollgeladen mit Literatur und DVDs, haben nützliche Ideen notiert für einen guten Deutschunterricht. Dabei geht es nicht nur darum, junge Schüler an die Sprache heranzuführen. Deutsch wird gerade als Berufs- und Qualifikationssprache immer wichtiger. Gewiss nicht wichtiger als das Englische, dennoch ist die zunehmende Bedeutung des Deutschen in der internationalen Arbeitswelt nicht zu unterschätzen, sagt Astrid Pucharski von der Uni Wien. Sie leitet ein Forum, das sich intensiv mit Deutsch als Wirtschaftssprache beschäftigt.

    "Die Trends, die wir da beobachten, ist schon, dass das Sprachlernen und das Fachlernen immer näher zusammenrückt. Und in der Didaktik ist das so, dass wir versuchen, Konzepte und Projekte, auch Unterrichtssequenzen zu entwickeln, wo das Fach- und das Sprachlernen integrativ erfolgt."

    Also: weniger Poesie, mehr Fakten und Fachtermini. Denn wer in Deutschland arbeiten will oder einen Job bei einer deutschen Firma im Ausland sucht, braucht fachlich fundierte Deutschkenntnisse.

    "Bei den Firmen ist das so, dass sie mit sehr konkreten Vorstellungen kommen, dass die sagen: 'Wir haben diese und jene Zielgruppe, und wir wollen in einer bestimmten Zeit auf dieses und jene Niveau bringen.' "

    Tschechische Krankenschwestern, bulgarische Ingenieure, sie wollen das Deutsch lernen, dass sie in ihrem Beruf brauchen - schnell und effizient: eine Herausforderung für Sprachschulen und Fakultäten. Sie entwickeln sehr spezielle, und in vielen Fällen individuelle Lehrpläne, um den Wünschen gerecht zu werden. Einmal mehr spielt in diesem Bereich das E-Learning eine immer größere Rolle. So wurden zur Deutschlehrertagung in Jena Programme vorgestellt, Internetplattformen und Lern-CD-Roms wie diese:

    "Und wir gehen immer davon aus: lesen, hören, sprechen."

    Ganz langsam erst setze ihre Fakultät auf neue Medien, sagt Hasmik Ghazaryan, die an einer armenischen Universität unterrichtet. Mithilfe der deutschen Botschaft werde hier angehenden Verwaltungsfachleuten, Juristen und Managern Deutsch beigebracht; aber nicht nur Wortschatz und Grammatik, und natürlich sei es das Ziel, auch Kompetenzen mitzugeben, die deutsche Firmen erwarten.

    "Zum Beispiel Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit und so weiter. Und ich selbst habe aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung fast 1.000 Stellenanzeigen recherchiert und habe diese alle Begriffe, also diese Qualifikationen, diese 'soft skills' auf Englisch herausgeschrieben. Und da habe ich versucht, das alles zu ordnen."

    Im Deutschunterricht sprachen die armenischen Studierenden dann über Zuverlässigkeit, schnelle Auffassungsgabe und Umgangsformen; und dass es in Deutschland - anders als Armenien - als unhöflich gilt, Gesprächspartnern ins Wort zu fallen. Interkulturelles Lernen - ein wichtiger Aspekt des Sprachenunterrichts. Allerdings - auch das ist ein Fazit - muss Deutschlernen nicht zwingend anstrengend sein.

    "Also erstmal 'ich'."
    "Ich."
    "Und dann 'du'."
    "Du."

    Dies zeigte zum Ausgleich Uwe Kind aus den USA mit seiner Art, Personalpronomen zu lehren.