Dienstag, 23. April 2024

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Einwanderungsgesellschaft
Was feiern die Deutschen beim Feierabend?

"Achtung, Aufnahme" heißt ein begehbares Hörspiel der Radiomacherin Julia Tieke, das der Frage nachgeht: Was macht Aufnahmegesellschaften aus? Das Publikum lauscht am Kopfhörer Monologen in sieben Sprachen von Albanisch bis Spanisch - deren Übersetzung reichlich Stoff für Diskussionen bot, erzählt Tieke im Corso-Gespräch.

Julia Tieke im Gespräch mit Ulrich Biermann | 15.12.2016
    Ein Schild weisst am 05.06.2015 in Meßstetten (Baden-Württemberg) auf die Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) für Flüchtlinge.
    Erstaufnahme - wer nimmt wen auf und zu welchem Zweck? (dpa/Daniel Maurer)
    Grundlage der Monologe sind Medienberichte über Migration und Flucht aus dem Jahr 2015, die Julia Tieke für ihr Hörspielprojekt im Berliner Kulturquartier "silent green" ausgewertet und neu zusammengesetzt hat. Wie wird berichtet über afghanische Flüchtlinge, über polnische Pflegekräfte, über junge spanische Arbeitssuchende? Ein Audioguide bietet Übersetzungen an und kommentiert.
    Per Kopfhörer können die Zuhörer zwischen mehreren Audiospuren wählen und lauschen so den Kommentaren und Erzählungen der an der Produktion beteiligten Übersetzer und Sprecher, die die Fallgruben von Übersetzungsprozessen refkletieren. "Ein harmlos daherkommendes Wort konnte längere Diskussion auslösen", erzählt Julia Tieke. Osteuropa beispielsweise gelte in Polen als Begriff aus dem Kalten Krieg und werde heute nicht mehr verwendet. Andere deutsche Begriffe, insbesondere aus der Bürokratie, seien ins Vokabular vieler Asylbewerber eingegangen, beispielsweise "Heim". Der deutsche "Feierabend" sei ein Phänomen, das viele Ausländer ratlos zurücklasse, erklärt Tieke: "Was feiern die beim Feierabend?"
    Das vollständige Gespräch können Sie sechs Monate lang in unserem Audio-Player nachhören.