Biochemiker aus Köln, München, Jena und Cambridge haben in der aktuellen "Nature" das Genom von Dictyostelium discoideum veröffentlicht. Es handelt sich um eine Amöbe mit einer erstaunlichen Fähigkeit. Sie lebt normalerweise einzeln im Waldboden, findet sich aber in Mangelsituationen mit Tausenden Artgenossen zu einem Verband zusammen. Ludwig Eichinger leitet eine Dictyostelium-Arbeitsgruppe am Institut für Biochemie der Universität zu Köln: "Wenn Dictyostelium keine Nahrung vorfindet, dann geben die einzelnen Zellen ein Signal an die Umgebung ab, das von den anderen Zellen wahrgenommen wird. Das führt dazu, dass bis zu 100.000 Zellen zusammen strömen, ein Aggregat bilden und schließlich über mehrere Stufen zu einem Fruchtkörper differenzieren, der auch mit bloßem Auge sichtbar ist." Diese Fruchtkörper sehen aus wie Schleimpilze, doch sie bleiben Amöben. Am Kölner Institut für Biochemie wird der eigenartige Einzeller eingehend untersucht. In mit Nährflüssigkeit gefüllten Kolben werden die Amöben kultiviert, auf Agarplatten wachsen Bakterien, ihre bevorzugte Nahrung. Auf den Agarplatten kann man Dictyostelium auch in Gemeinschaft zwingen. Angelika Noegel, Professorin am Kölner Institut für Biochemie: "Sie können sehen: Feine Stiele und eine dunkle Struktur an dem Stiel, das ist das Fruchtkörperchen."
12.500 Gene umfasst das Erbgut der "sozialen" Amöbe, das ist fast so viel wie die Taufliege Drosophila und knapp halb so viel wie der Mensch. Jetzt ist das Erbgut der sozialen Amöbe vollständig entziffert. Mit den neuen Informationen aus dem Erbgut hoffen die Kölner Biochemiker, ihr Haustier noch besser zu verstehen. Etwa seine Position in der Evolution. Noegel: "Man hat vorher immer angenommen, dass Dictyostelium vor der Entwicklung zu den Pflanzen stand. Durch unsere Analyse hat sich gezeigt, dass zuerst die Pflanzen da waren, dann Dictyostelium, und dann geht es weiter zu den Pilzen und zu den Tieren." Eine derartige Amöbe stand demnach am Anfang der Entwicklung zu Tieren, die sich eigenständig bewegen können. Kein Wunder, dass die Amöbe als Modellorganismus geschätzt wird.
[Quelle: Michael Lange]
12.500 Gene umfasst das Erbgut der "sozialen" Amöbe, das ist fast so viel wie die Taufliege Drosophila und knapp halb so viel wie der Mensch. Jetzt ist das Erbgut der sozialen Amöbe vollständig entziffert. Mit den neuen Informationen aus dem Erbgut hoffen die Kölner Biochemiker, ihr Haustier noch besser zu verstehen. Etwa seine Position in der Evolution. Noegel: "Man hat vorher immer angenommen, dass Dictyostelium vor der Entwicklung zu den Pflanzen stand. Durch unsere Analyse hat sich gezeigt, dass zuerst die Pflanzen da waren, dann Dictyostelium, und dann geht es weiter zu den Pilzen und zu den Tieren." Eine derartige Amöbe stand demnach am Anfang der Entwicklung zu Tieren, die sich eigenständig bewegen können. Kein Wunder, dass die Amöbe als Modellorganismus geschätzt wird.
[Quelle: Michael Lange]