Am 26. April 2013 erblickte der kleine Heath im Londoner Hammersmith Hospital das Licht der Welt. Ein Retortenbaby - eigentlich nichts besonderes heutzutage. Trotzdem ist seine Geburt eine kleine Sensation. Seine Mutter wurde dafür mit einem neuen Hormon behandelt – mit Kisspeptin. Waljit Dhillo vom Imperial College in London:
"Wir haben in unserer Studie bislang 30 Frauen mit Kisspeptin behandelt. Heath' Mutter war die erste – im letzten Juli. Insgesamt konnten wir bei 29 Frauen Eizellen entnehmen und befruchten, elf Frauen sind seitdem schwanger geworden. Jetzt müssen wir abwarten, wie viele Kinder noch geboren werden."
Kisspeptin soll die künstliche Befruchtung sicherer machen. Es könnte, so die Hoffnung, die Frauen vor einer schweren Komplikation bewahren: dem ovariellen Hyperstimulationssyndrom. Für eine künstliche Befruchtung müssen der Frau mehrere Eizellen auf einmal entnommen werden. Die Frauen spritzen sich tagelang Hormone, um die Eizellen heranreifen zu lassen. Ein, zwei Tage vor der Entnahme bekommen sie normalerweise ein Hormon namens humanes Chorion-Gonadotropin, kurz hCG, das dann den Eisprung auslöst. Das Problem: das hCG stimuliert die Eierstöcke viel zu lange.
"Bei jeder zehnten Frau kommt es zu größeren Problemen, zur Einlagerung von Flüssigkeit in Bauch und Lungen. Sie haben Atemprobleme und fühlen sich sehr schlecht. Und jedes Jahr gibt es weltweit einige Fälle, bei denen es richtig gefährlich wird, die Frauen können tatsächlich sterben. Es sind sonst gesunde Frauen, die sterben – nur weil sie sich ein Kind wünschen."
Doch es gibt möglicherweise eine sichere Alternative zum hCG – Kisspeptin. Kisspeptin ist ein natürliches Hormon, das bei Frauen und Männern vorkommt. Wissenschaftler haben erst vor zehn Jahren entdeckt, dass Kisspeptin die Pubertät in Gang bringt. Seitdem wird es intensiv erforscht.
"Wir gehen heute davon aus, dass Kisspeptin der ganz normale, natürliche Auslöser für den Eisprung bei Frauen ist. Deshalb haben wir uns gedacht, dass die Gabe von Kisspeptin für die Frauen schonender sein muss."
Kisspeptin habe dabei einen ganz entscheidenden Vorteil, sagt Waljit Dhillo.
"Das hCG ist mindestens acht Tage lang im Körper aktiv, wenn nicht länger. Kisspeptin wirkt gerade einmal für 24 bis 48 Stunden. Deshalb sollte es nach der Gabe von Kisspeptin nicht zu Komplikationen wie dem ovariellen Hyperstimulationssyndrom kommen. "
Mit Kisspeptin lässt sich ein Eisprung zuverlässig auslösen, und die Eizellen sind von guter Qualität. Das haben die Forscher vom Imperial College gezeigt. Ob es durch Kisspeptin tatsächlich zu weniger Komplikationen kommt, können sie noch nicht sagen. Dafür müssen sie das Hormon erst noch an Hochrisikopatientinnen testen. Zum Beispiel an Frauen, die Zysten in den Eierstöcken haben, die dadurch besonders häufig ein ovarielles Hyperstimulationssyndrom erleiden.
"Das ist ein sehr spannender Ansatz",
sagt auch der Reproduktionsmediziner Richard Anderson von der Universität in Edinburgh, der selbst an Kisspeptin forscht.
"Es gibt seit ein paar Jahren aber auch schon andere Möglichkeiten, mit denen sich ein ovarielles Hyperstimulationssyndrom verhindern lässt. Heute sind sehr viel weniger Frauen davon betroffen als noch vor fünf, sechs Jahren. Ob Kisspeptin jetzt wirklich einen entscheidenden Vorteil bringt, muss man erst noch abwarten. "
Es gebe da noch ein anderes Problem: die Kosten. Kisspeptin im Labor herzustellen sei extrem teuer, sagt Richard Anderson. Die Edinburgher hätten für kleinste Mengen mehr als 30.000 Euro bezahlt.
"Wir haben in unserer Studie bislang 30 Frauen mit Kisspeptin behandelt. Heath' Mutter war die erste – im letzten Juli. Insgesamt konnten wir bei 29 Frauen Eizellen entnehmen und befruchten, elf Frauen sind seitdem schwanger geworden. Jetzt müssen wir abwarten, wie viele Kinder noch geboren werden."
Kisspeptin soll die künstliche Befruchtung sicherer machen. Es könnte, so die Hoffnung, die Frauen vor einer schweren Komplikation bewahren: dem ovariellen Hyperstimulationssyndrom. Für eine künstliche Befruchtung müssen der Frau mehrere Eizellen auf einmal entnommen werden. Die Frauen spritzen sich tagelang Hormone, um die Eizellen heranreifen zu lassen. Ein, zwei Tage vor der Entnahme bekommen sie normalerweise ein Hormon namens humanes Chorion-Gonadotropin, kurz hCG, das dann den Eisprung auslöst. Das Problem: das hCG stimuliert die Eierstöcke viel zu lange.
"Bei jeder zehnten Frau kommt es zu größeren Problemen, zur Einlagerung von Flüssigkeit in Bauch und Lungen. Sie haben Atemprobleme und fühlen sich sehr schlecht. Und jedes Jahr gibt es weltweit einige Fälle, bei denen es richtig gefährlich wird, die Frauen können tatsächlich sterben. Es sind sonst gesunde Frauen, die sterben – nur weil sie sich ein Kind wünschen."
Doch es gibt möglicherweise eine sichere Alternative zum hCG – Kisspeptin. Kisspeptin ist ein natürliches Hormon, das bei Frauen und Männern vorkommt. Wissenschaftler haben erst vor zehn Jahren entdeckt, dass Kisspeptin die Pubertät in Gang bringt. Seitdem wird es intensiv erforscht.
"Wir gehen heute davon aus, dass Kisspeptin der ganz normale, natürliche Auslöser für den Eisprung bei Frauen ist. Deshalb haben wir uns gedacht, dass die Gabe von Kisspeptin für die Frauen schonender sein muss."
Kisspeptin habe dabei einen ganz entscheidenden Vorteil, sagt Waljit Dhillo.
"Das hCG ist mindestens acht Tage lang im Körper aktiv, wenn nicht länger. Kisspeptin wirkt gerade einmal für 24 bis 48 Stunden. Deshalb sollte es nach der Gabe von Kisspeptin nicht zu Komplikationen wie dem ovariellen Hyperstimulationssyndrom kommen. "
Mit Kisspeptin lässt sich ein Eisprung zuverlässig auslösen, und die Eizellen sind von guter Qualität. Das haben die Forscher vom Imperial College gezeigt. Ob es durch Kisspeptin tatsächlich zu weniger Komplikationen kommt, können sie noch nicht sagen. Dafür müssen sie das Hormon erst noch an Hochrisikopatientinnen testen. Zum Beispiel an Frauen, die Zysten in den Eierstöcken haben, die dadurch besonders häufig ein ovarielles Hyperstimulationssyndrom erleiden.
"Das ist ein sehr spannender Ansatz",
sagt auch der Reproduktionsmediziner Richard Anderson von der Universität in Edinburgh, der selbst an Kisspeptin forscht.
"Es gibt seit ein paar Jahren aber auch schon andere Möglichkeiten, mit denen sich ein ovarielles Hyperstimulationssyndrom verhindern lässt. Heute sind sehr viel weniger Frauen davon betroffen als noch vor fünf, sechs Jahren. Ob Kisspeptin jetzt wirklich einen entscheidenden Vorteil bringt, muss man erst noch abwarten. "
Es gebe da noch ein anderes Problem: die Kosten. Kisspeptin im Labor herzustellen sei extrem teuer, sagt Richard Anderson. Die Edinburgher hätten für kleinste Mengen mehr als 30.000 Euro bezahlt.