Studie
Eiszeit bedrohte Überleben von Jägern und Sammlern - Forschende erhoffen sich Erkenntnisse für den Klimawandel

Vor 30.000 Jahren wurde es in Europa immer kälter. Die bisher letzte große Eiszeit auf dem Kontinent begann. Für die Jäger und Sammler hatte dieser Klimawandel damals weitreichende Konsequenzen - das zeigt eine Studie der Universität Tübingen.

    Ein Gletscher liegt zwischen schneebedeckten Bergen im Mount Aspiring National Park in der Nähe von Queenstown auf der Südinsel Neuseelands.
    Die Gletscher Neuseelands schmelzen immer weiter. (Archivbild) (AFP / DAVID GRAY)
    Ein Wissenschaftsteam wollte wissen, wie Jäger und Sammler mit der Klimaveränderung im Zuge der Eiszeit umgegangen sind. Es hat dafür menschliche Zähne untersucht. Insgesamt haben die Forschenden Zahndaten von 450 prähistorischen Menschen aus ganz Europa erfasst, die den Zeitraum zwischen 47.000 und 7.000 Jahren vor heute abdecken.

    Eiszeit-Europäer waren offenbar kurz vor dem Aussterben

    Sie fanden heraus, dass die Zahl der Menschen während der kältesten Periode stark abgenommen hatte. Im Westen seien die Eiszeit-Europäer sogar vor dem Aussterben gewesen, heißt es in der im Fachjournal Science Advances veröffentlichten Studie. 
    Die Daten zeigen, dass die Gemeinschaften in West- und Osteuropa vor etwa 47.000 bis 28.000 Jahren genetisch gut vernetzt waren. In Europa gab es in jener Zeit größtenteils offene Steppenlandschaften. Dort lebten große Herden von Säugetieren. Sie waren eine wichtige Nahrungsquelle der Jäger und Sammler. Diese Bedingungen begünstigten wahrscheinlich eine Vernetzung der Gruppen.

    Verlust genetischer Vielfalt durch Eiszeit

    In der nachfolgenden Periode vor 28.000 bis 14.700 Jahren, der kältesten Zeit, fanden die Forschenden dagegen keine genetischen Verbindungen zwischen West- und Osteuropa. Zudem zeigen die Analysen, dass sich die Populationsgröße in beiden Regionen erheblich verringerte. Dies führte zu einem Verlust der genetischen Vielfalt. Erst als es wieder wärmer wurde und die Gletscher sich zurückzogen, nahmen die stark reduzierten Gemeinschaften in West- und Osteuropa wieder an Zahl zu. Die Migration lief wieder an. 
    Die Forschenden hoffen nun, aus den damaligen klimatischen Veränderungen Erkenntnisse zu gewinnen, um Lösungen für die aktuellen Klima- und Umweltprobleme zu entwickeln.
    Diese Nachricht wurde am 18.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.