Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

Elbphilharmonie in Hamburg
Auf der Zielgeraden

Eigentlich sollte das Konzerthaus der Elbphilharmonie im Frühjahr 2009 eröffnen - daraus wurde bekanntlich nichts. Sieben Jahre später hat nun der Baukonzern Hochtief den Saal offiziell an die Stadt Hamburg übergeben. Groß gefeiert wurde das allerdings nicht.

Von Axel Schröder | 30.06.2016
    Das Konzertgebäude der Elbphilharmonie ist in Hamburg an der Elbe zu sehen.
    Die Hamburger Elbphilharmonie sollte eigentlich schon 2010 eröffnet werden. Nun wird es - vermutlich - 2017 (dpa/ picture-alliance/ Markus Scholz)
    Draußen vor der Elbphilharmonie, vor den hoch aufragenden rotverklinkerten Ziegelsteinmauern des alten Hafenspeichers, sind die Bautrupps im Endspurt. Oben auf dem Kaispeicher thront der silbrig-blau glänzende Aufbau des Konzerthauses mit seinem aus spitz zulaufenden Wellen geformten Dach. Hinter der Glasfassade verbirgt sich das Herzstück des Hauses: der Konzertsaal, der heute vom Baukonzern Hochtief offiziell an die Stadt Hamburg übergeben wurde. Ohne große Feierlichkeiten, ohne Festreden von Kultursenatorin Barbara Kisseler oder Bürgermeister Olaf Scholz: Enno Isermann, Sprecher der Hamburger Kulturbehörde erklärt warum:
    "Nein, es findet keine große Feierstunde statt. Weil immer noch viel gebaut wird. Das ist auch gut so. Und feiern machen wir dann, wenn wir wirklich alles fertig gestellt haben."
    Diese feierliche Übergabe ist für den 31. Oktober geplant. Das erste Konzert soll am 11. Januar 2017 stattfinden. Bis dahin steht noch jede Menge Arbeit an, für die Planer, die Bautrupps und Architekten:
    "Alle Vertragspartner, die ja tagtäglich viel miteinander arbeiten, die also wirklich für den Bau zuständig sind, haben heute Morgen nochmal zusammengesessen, haben sich nochmal tief in Augen geguckt, haben festgestellt: "Jawoll, wir sind jetzt soweit, wie wir zu diesem Zeitpunkt sein wollten!" Das wurde auch vertraglich festgehalten. Aber es ist jetzt kein Moment, wo an irgendwen ein Schlüssel übergeben wird."
    Eigentlich sollte das Konzerthaus schon im Frühjahr 2009 eröffnen und insgesamt rund 170 Millionen Euro kosten. Diesen Planungen lagen allerdings nur sehr grobe Kostenschätzungen zugrunde. Durchgerechnet war das Projekt bei der Beschlussfassung der Hamburgischen Bürgerschaft noch lange nicht.
    Problematisches Dreiecksverhältnis
    Und auch das zu Beginn vertraglich festgezurrte Dreiecksverhältnis zwischen den Erbauern des Konzerthauses, zwischen den Architekten, der städtischen Realisierungsgesellschaft und dem Baukonzern Hochtief, erwies sich als hochproblematisch, so Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler.
    "Bei einem derart komplexen Projekt, was auch bautechnisch, bauphysikalisch Neuland war und ist, ist das eine ganz verhängnisvolle Konstellation."
    Vor drei Jahren, nach etlichen Verzögerungen beim Bau und dramatischen Kostensteigerungen, hatte sich Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz deshalb persönlich mit dem Hochtief-Chef Marcelino Fernandez an einen Tisch gesetzt und handelte einen Neuordnungsvertrag für das Projekt aus, das ihm sein Vorgänger Ole von Beust hinterlassen hatte; einen Vertrag, den der Bürgermeister damals ausdrücklich lobte:
    "Wir haben umfassende Garantien bekommen, was die Qualität, was die Zeiträume betrifft, was den Preis betrifft. Für uns ist sichergestellt, dass Risiken, wie sie in der Vergangenheit in dem Bauvorhaben immer wieder neu entstanden sind, nicht mehr auftreten können."
    Bei Verzögerungen muss der Baukonzern die Mehrkosten tragen
    Tatsächlich enthält der Vertrag ganz erstaunliche Passagen, die fast alle zulasten des Baukonzerns gehen: Kommt es zu Mehrkosten beim Bau, muss Hochtief diese tragen. Werden Termine nicht eingehalten, wird das richtig teuer für den Konzern. Wäre der Konzertsaal also nicht heute, sondern erst morgen übergeben worden, hätte Hochtief - so steht es im Vertrag - 575.000 Euro Strafe zahlen müssen. Für jeden Werktag. Allerdings war die Neuordnung des Projekt auch teuer erkauft: Die Stadt Hamburg willigte ein, 200 Millionen Euro mehr für die Elbphilharmonie zu zahlen, insgesamt rund 789 Millionen Euro. Klar ist aber: auch ohne die Neuordnung wären die Kosten noch weiter gestiegen. - Bis zum 31. Oktober wird in der Elbphilharmonie noch weiter gebaut und geschraubt, Parkett wird verlegt und die für ein Konzerthaus nötige Technik installiert, erklärt Eno Isermann von der Kulturbehörde:
    "Das Entscheidende ist aber, dass jetzt die Phase der Abnahme langsam beginnt, dass der testbetrieb, zunächst der technische Testbetrieb und dann auch der künstlerische Testbetrieb nach und nach aufgenommen wird. Und insofern ist das eine neue Phase, die jetzt beim Bau eingeläutet wurde."
    Der Baukonzern wird angesichts der vertraglich festgeschriebenen Strafen jede Verzögerung vermeiden. Und erst nach der endgültigen Abnahme der Elbphilharmonie durch Gutachter und Architekten zahlt die Stadt die letzte Rate an Hochtief, rund 86 Millionen Euro. Dem Eröffnungskonzert am 11. Januar 2017, so scheint es, steht nichts mehr im Weg.