Mit den Revolutionen ist das halt so eine Sache: die Zeit zieht ihnen die Zähne. Wenn sich am Ende sogar ein so permanent fröhliches Popduo wie die britischen Pet Shop Boys sein Mütchen an ihnen kühlen kann, mag man am Prinzip Hoffnung endgültig verzweifeln – oder aber einfach einen Reflexionsgang runterschalten und sich mittreiben lassen von der großen Sause namens "Panzerkreuzer".
Stummfilm mit Live-Musik ist wieder schwer angesagt. Ben Hur, Caligari, Metropolis, die Klassiker von Chaplin oder eben Eisenstein, sie alle haben lange nicht mehr so viel Publikum gefunden wie in den letzten Jahren. Aus dem technischen Manko von einst ist eine Attraktion geworden ist, ein nicht ungewöhnlicher nostalgischer Reflex auf technischen Fortschritt: die Renaissance von Vinyl-Schallplatten oder neuerdings auch Super-8-Filmen nährt sich wohl aus ähnlichen Sehnsüchten. Das Medium selbst hat die Widerentdeckung sicherlich verdient, doch das Engagement von Live-Musik vermag es selten zu begründen.
Auch die Pet Shop Boys können bei ihrem "Battleship Potemkin"-Projekt nicht hinreichend vermitteln, warum nicht nur sie selbst, sondern gleich noch ein ganzes Sinfonieorchester unter einer Leinwand Stellung bezieht, wo doch das, was ein Konzertereignis von der Konserve unterscheidet, das Unvorhersehbare, Spontane, hier gänzlich unerwünscht sein muss: Ziel ist schließlich, die Musik möglichst präzis einem festgelegten Ablauf anzupassen, dem stur vor sich hin laufenden Film nämlich. Letztendlich geht es also wohl allein um pure Anwesenheit, um das Erlebnis zweier Pop-Ikonen, die immer schon gerne mit visuellen Versatzstücken der sowjetrussischen Avantgarde spielten und nun mit Eisensteins "Potemkin" vor Publikum vollends auf ihre Kosten kommen. 2min
Der typische, tänzerfreundliche Beat, die durchsichtigen, vorwärtsdrängenden Synthesizer-Sequenzen mit den originalen Analog-Sounds der späten 80er Jahre, die geradlinigen Melodieverläufe und die Messdienerstimme von Frontmann Neil Tennant, diese Mischung aus Naivität, Sentiment und Motorik passt im übrigen ziemlich gut ins Bild. Die Pet Shop Boys bedienen Instinkte, arbeiten nicht am Detail, sondern färben ganze Szenen - und ziehen, wie das ordentliche Popmusik nun mal so kann, den Hörer aus seiner Distanz mitten ins Geschehen. Eisenstein, ein Meister ideologischer Verführung, hätte seine helle Freunde gehabt an solcher Überrumpelung.
Man mag dabei über manche Zutat streiten und gelegentlich auch Leerlauf konstatieren, den selbst der versierte Arrangeur Torsten Rasch nicht ganz vermeiden konnte - andererseits haben Tennant und Chris Lowe gegenüber den alten Tagen aber auch dazugelernt: harmonische Spannungen, wie sie zu Charts-Zeiten kaum möglich waren, schärfen den Soundtrack nun wohltuend, der sehr sparsame Einsatz von Songstrukturen zeugt von Respekt gegenüber der Eigendynamik des Films, der popimmanente Wiederholungsmuster nun einmal nicht gut vertragen würde.
Der Ausgang der Dramas ist dabei freilich stets so gewiss wie beim Zwangsoptimisten Eisenstein:
Wenn der Panzerkreuzer in der letzten Szene gegen die heranrauschende Schwarzmeerflotte fährt und die Pet Shop Boys an der Seite der Dresdner Sinfoniker unter Jonathan Stockhammer eine letzte akustische Drohkulisse aufbauen, kann die Besatzung der "Potemkin" dem Happy Ending nicht mehr ausweichen. Weder Sergei Eisenstein noch die Pet Shop Boys hätten einer Kollision jemals zugestimmt.
Stummfilm mit Live-Musik ist wieder schwer angesagt. Ben Hur, Caligari, Metropolis, die Klassiker von Chaplin oder eben Eisenstein, sie alle haben lange nicht mehr so viel Publikum gefunden wie in den letzten Jahren. Aus dem technischen Manko von einst ist eine Attraktion geworden ist, ein nicht ungewöhnlicher nostalgischer Reflex auf technischen Fortschritt: die Renaissance von Vinyl-Schallplatten oder neuerdings auch Super-8-Filmen nährt sich wohl aus ähnlichen Sehnsüchten. Das Medium selbst hat die Widerentdeckung sicherlich verdient, doch das Engagement von Live-Musik vermag es selten zu begründen.
Auch die Pet Shop Boys können bei ihrem "Battleship Potemkin"-Projekt nicht hinreichend vermitteln, warum nicht nur sie selbst, sondern gleich noch ein ganzes Sinfonieorchester unter einer Leinwand Stellung bezieht, wo doch das, was ein Konzertereignis von der Konserve unterscheidet, das Unvorhersehbare, Spontane, hier gänzlich unerwünscht sein muss: Ziel ist schließlich, die Musik möglichst präzis einem festgelegten Ablauf anzupassen, dem stur vor sich hin laufenden Film nämlich. Letztendlich geht es also wohl allein um pure Anwesenheit, um das Erlebnis zweier Pop-Ikonen, die immer schon gerne mit visuellen Versatzstücken der sowjetrussischen Avantgarde spielten und nun mit Eisensteins "Potemkin" vor Publikum vollends auf ihre Kosten kommen. 2min
Der typische, tänzerfreundliche Beat, die durchsichtigen, vorwärtsdrängenden Synthesizer-Sequenzen mit den originalen Analog-Sounds der späten 80er Jahre, die geradlinigen Melodieverläufe und die Messdienerstimme von Frontmann Neil Tennant, diese Mischung aus Naivität, Sentiment und Motorik passt im übrigen ziemlich gut ins Bild. Die Pet Shop Boys bedienen Instinkte, arbeiten nicht am Detail, sondern färben ganze Szenen - und ziehen, wie das ordentliche Popmusik nun mal so kann, den Hörer aus seiner Distanz mitten ins Geschehen. Eisenstein, ein Meister ideologischer Verführung, hätte seine helle Freunde gehabt an solcher Überrumpelung.
Man mag dabei über manche Zutat streiten und gelegentlich auch Leerlauf konstatieren, den selbst der versierte Arrangeur Torsten Rasch nicht ganz vermeiden konnte - andererseits haben Tennant und Chris Lowe gegenüber den alten Tagen aber auch dazugelernt: harmonische Spannungen, wie sie zu Charts-Zeiten kaum möglich waren, schärfen den Soundtrack nun wohltuend, der sehr sparsame Einsatz von Songstrukturen zeugt von Respekt gegenüber der Eigendynamik des Films, der popimmanente Wiederholungsmuster nun einmal nicht gut vertragen würde.
Der Ausgang der Dramas ist dabei freilich stets so gewiss wie beim Zwangsoptimisten Eisenstein:
Wenn der Panzerkreuzer in der letzten Szene gegen die heranrauschende Schwarzmeerflotte fährt und die Pet Shop Boys an der Seite der Dresdner Sinfoniker unter Jonathan Stockhammer eine letzte akustische Drohkulisse aufbauen, kann die Besatzung der "Potemkin" dem Happy Ending nicht mehr ausweichen. Weder Sergei Eisenstein noch die Pet Shop Boys hätten einer Kollision jemals zugestimmt.