Von Frank Grotelüschen
Das Schwarzweißbild zeigt eine Vollmondnacht im Park. Auf einer Bank sitzt, ein verträumtes Lächeln auf den Lippen, Marilyn Monroe. Vor ihr steht Albert Einstein, das Physikgenie. Dieses Motiv legt Wolfgang Heckl immer dann auf den Projektor, wenn er einen neue Vorlesung beginnt. Was soll das?- fragen die Studenten. Doch Heckl hat den Bogen rasch gespannt.
Was haben die miteinander zu tun? Was könnten die sich sagen? Weiß Marilyn, dass er ein berühmter Physiker ist, dass er die Relativitätstheorie geschaffen hat? Was ist das eigentlich, die Relativitätstheorie? Was hat das mit der Schönheit der Monroe zu tun?
Wolfgang Heckl besitzt das seltene Talent, abstrakte Vorgänge in anschauliche und vergnügliche Worte zu kleiden. Sein Feld sind die Nanowissenschaften, die Welt der Atome und Moleküle. Viele seiner Kollegen scheitern bereits, wenn sie dem Laien die winzigen Dimensionen des Mikrokosmos nahe bringen sollen - nicht so Heckl:
Ein Fußball zur Erde ist etwa ein Fußball zu einem Nanoteilchen. Dieses Verhältnis muss man gehen, um vom Fußball zum Nanoteilchen zukommen, wie man vom Fußball zur Erde geht - neun Größenordnungen.
Um die Nanowelt zu erkunden, arbeitet der Professor der Ludwig-Maximilians-Universität mit einem hochempfindlichen Spezialwerkzeug, dem Rastertunnelmikroskop. Und das funktioniert wie folgt:
Der Elefant tastet mit dem Rüssel die Oberfläche einer Steppe ab, um irgendetwas zu finden. Ich pople in der Nase und taste was ab. Und ein Rastertunnelmikroskop tastet auch etwas ab.
Statt Rüssel oder Finger nutzt das Mikroskop eine extrem dünne Drahtspitze und tastet damit Atome und Moleküle ab. Heckl und sein Team machen damit die Grundbausteine der Materie sichtbar - die Legoklötzchen der Welt. Mit seinem Mikroskop hat's der Münchener sogar bis ins Guinness Buch der Rekorde gebracht. Und das beeindruckt wirklich alle, selbst die gelangweilteste Schulklasse. Heckl:
Aha, das ist ja das, wenn man in kürzester Zeit die größte Menge an Knödeln isst, dann kommt man ins Guiness Buch der Rekorde. Das hätte ich als Bayer natürlich auch machen können, aber das war mir zu anstrengend. Wir haben das anders gemacht. Wir haben ein kleines Loch gebohrt.
Und zwar das kleinste Loch der Welt. Als Beweis zeigt Heckl das milliardenfach vergrößerte Bild einer Kristalloberfläche. Zu sehen sind 40 Huckel, hübsch regelmäßig angeordnet wie die Eier in der Pappe. Heckl:
Ja, schaut einmal her: Hier seht ihr 40 Atome, das sind diese 40 Kugeln auf dem Bild. Aber ihr seht hier: Eine solche Kugel, ein Atom fehlt. Und das Loch habe ich gebohrt! Ha - baff sind sie: Ja, wie geht denn so was überhaupt?
Und schon hat Heckl die Schüler in einen Diskurs verwickelt über die Werkzeuge der Nanoforschung. Doch auch von einer anderen Frage lässt sich der Physiker faszinieren: Wie hatte vor knapp vier Milliarden Jahren das Leben begonnen? Heckl:
Das ist eine der großen Fragen, die ungeklärt ist. (20:44) Was tun wir? Wir nehmen eine wässrige Lösung von DNA-Molekülen, tropfen sie auf einen heißen Stein auf. In einer Mikrosekunde oder noch schneller bilden sich geordnete Molekülmuster aus. Die Moleküle tanzen miteinander und erkennen sich und tun was miteinander. Miteinander was tun, Ordnung aufzubauen, das sind die Schritte, die zum Leben führen. Wir sagen immer, das Leben ist nicht gekocht worden in der Ursuppe, sondern ist entstanden auf einer heißen Herdplatte - auf einem Mineral, das am Rande eines brodelnden Ursuppensees gelegen ist und benetzt wurde von organischen Molekülen.
Einen Großteil seiner Arbeitszeit nutzt Wolfgang Heckl aber auch dazu, den Sinn und Zweck seiner Forschung der Öffentlichkeit zu vermitteln. Immer wieder gibt er Interviews. engagiert sich im Deutschen Museum oder für das "Jahr der Geowissenschaften". Veranstaltungen wie diese spiegeln einen Trend. Universitäten und Forschungseinrichtungen initiieren immer mehr populäre Vorträge und Ausstellungen und scheinen damit jahrelange Defizite im Eiltempo aufholen zu wollen - insbesondere, um Studienanfänger zu gewinnen. Heckl:
Ich finde, das ist schon ein großer Schritt vorwärts gegenüber früher, wo wir gesagt haben: Wenn ihr bei uns studieren wollt, dann kommt halt mal. Wir brauchen euch nicht, wir sitzen auf einem hohen Ross im Elfenbeinturm. Aber es ist noch viel besser, die Leute abzuholen bei dem, wo sie selbst stehen, über ein Gespräch: Was machst Du denn, was interessiert Dich denn?
Es wird noch Jahre dauern, um die Nanotechnologie in das Verständnis des Normalbürgers zu bringen, glaubt Heckl. Keine leichte Aufgabe, doch er freut sich auf sie. Und das nimmt man ihm ohne zu zögern ab.
Das Schwarzweißbild zeigt eine Vollmondnacht im Park. Auf einer Bank sitzt, ein verträumtes Lächeln auf den Lippen, Marilyn Monroe. Vor ihr steht Albert Einstein, das Physikgenie. Dieses Motiv legt Wolfgang Heckl immer dann auf den Projektor, wenn er einen neue Vorlesung beginnt. Was soll das?- fragen die Studenten. Doch Heckl hat den Bogen rasch gespannt.
Was haben die miteinander zu tun? Was könnten die sich sagen? Weiß Marilyn, dass er ein berühmter Physiker ist, dass er die Relativitätstheorie geschaffen hat? Was ist das eigentlich, die Relativitätstheorie? Was hat das mit der Schönheit der Monroe zu tun?
Wolfgang Heckl besitzt das seltene Talent, abstrakte Vorgänge in anschauliche und vergnügliche Worte zu kleiden. Sein Feld sind die Nanowissenschaften, die Welt der Atome und Moleküle. Viele seiner Kollegen scheitern bereits, wenn sie dem Laien die winzigen Dimensionen des Mikrokosmos nahe bringen sollen - nicht so Heckl:
Ein Fußball zur Erde ist etwa ein Fußball zu einem Nanoteilchen. Dieses Verhältnis muss man gehen, um vom Fußball zum Nanoteilchen zukommen, wie man vom Fußball zur Erde geht - neun Größenordnungen.
Um die Nanowelt zu erkunden, arbeitet der Professor der Ludwig-Maximilians-Universität mit einem hochempfindlichen Spezialwerkzeug, dem Rastertunnelmikroskop. Und das funktioniert wie folgt:
Der Elefant tastet mit dem Rüssel die Oberfläche einer Steppe ab, um irgendetwas zu finden. Ich pople in der Nase und taste was ab. Und ein Rastertunnelmikroskop tastet auch etwas ab.
Statt Rüssel oder Finger nutzt das Mikroskop eine extrem dünne Drahtspitze und tastet damit Atome und Moleküle ab. Heckl und sein Team machen damit die Grundbausteine der Materie sichtbar - die Legoklötzchen der Welt. Mit seinem Mikroskop hat's der Münchener sogar bis ins Guinness Buch der Rekorde gebracht. Und das beeindruckt wirklich alle, selbst die gelangweilteste Schulklasse. Heckl:
Aha, das ist ja das, wenn man in kürzester Zeit die größte Menge an Knödeln isst, dann kommt man ins Guiness Buch der Rekorde. Das hätte ich als Bayer natürlich auch machen können, aber das war mir zu anstrengend. Wir haben das anders gemacht. Wir haben ein kleines Loch gebohrt.
Und zwar das kleinste Loch der Welt. Als Beweis zeigt Heckl das milliardenfach vergrößerte Bild einer Kristalloberfläche. Zu sehen sind 40 Huckel, hübsch regelmäßig angeordnet wie die Eier in der Pappe. Heckl:
Ja, schaut einmal her: Hier seht ihr 40 Atome, das sind diese 40 Kugeln auf dem Bild. Aber ihr seht hier: Eine solche Kugel, ein Atom fehlt. Und das Loch habe ich gebohrt! Ha - baff sind sie: Ja, wie geht denn so was überhaupt?
Und schon hat Heckl die Schüler in einen Diskurs verwickelt über die Werkzeuge der Nanoforschung. Doch auch von einer anderen Frage lässt sich der Physiker faszinieren: Wie hatte vor knapp vier Milliarden Jahren das Leben begonnen? Heckl:
Das ist eine der großen Fragen, die ungeklärt ist. (20:44) Was tun wir? Wir nehmen eine wässrige Lösung von DNA-Molekülen, tropfen sie auf einen heißen Stein auf. In einer Mikrosekunde oder noch schneller bilden sich geordnete Molekülmuster aus. Die Moleküle tanzen miteinander und erkennen sich und tun was miteinander. Miteinander was tun, Ordnung aufzubauen, das sind die Schritte, die zum Leben führen. Wir sagen immer, das Leben ist nicht gekocht worden in der Ursuppe, sondern ist entstanden auf einer heißen Herdplatte - auf einem Mineral, das am Rande eines brodelnden Ursuppensees gelegen ist und benetzt wurde von organischen Molekülen.
Einen Großteil seiner Arbeitszeit nutzt Wolfgang Heckl aber auch dazu, den Sinn und Zweck seiner Forschung der Öffentlichkeit zu vermitteln. Immer wieder gibt er Interviews. engagiert sich im Deutschen Museum oder für das "Jahr der Geowissenschaften". Veranstaltungen wie diese spiegeln einen Trend. Universitäten und Forschungseinrichtungen initiieren immer mehr populäre Vorträge und Ausstellungen und scheinen damit jahrelange Defizite im Eiltempo aufholen zu wollen - insbesondere, um Studienanfänger zu gewinnen. Heckl:
Ich finde, das ist schon ein großer Schritt vorwärts gegenüber früher, wo wir gesagt haben: Wenn ihr bei uns studieren wollt, dann kommt halt mal. Wir brauchen euch nicht, wir sitzen auf einem hohen Ross im Elfenbeinturm. Aber es ist noch viel besser, die Leute abzuholen bei dem, wo sie selbst stehen, über ein Gespräch: Was machst Du denn, was interessiert Dich denn?
Es wird noch Jahre dauern, um die Nanotechnologie in das Verständnis des Normalbürgers zu bringen, glaubt Heckl. Keine leichte Aufgabe, doch er freut sich auf sie. Und das nimmt man ihm ohne zu zögern ab.