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Elektrogeräte
Energielabel unter der Lupe

Energielabel sollen Verbraucher über den Stromverbrauch von Elektrogeräten informieren. Die bunten Siegel mit Energieklassen wie A+ sind ein wichtiges Kriterium beim Kauf. Wie verlässlich die Auszeichnungen wirklich sind, soll ein Projekt von Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden herausfinden.

Von Dieter Nürnberger | 12.03.2014
    "Ich weiß nur, man soll beim Kühlschrank Triple-A nehmen." - "Na, ich hoffe, dass die Angaben stimmen und, dass man dadurch Energie sparen kann." - "A, B oder C dann aber." - "aber ich weiß nicht, was dahinter steckt."
    Immerhin über 80 Prozent der Verbraucher in Deutschland, das zeigt eine Umfrage, haben vom Energielabel, welches auf Elektrogeräten über den Strom- oder auch Wasserverbrauch informiert, zumindest schon einmal gehört. Doch wie verlässlich sind die Angaben? - das Projekt MarktChecker des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, vzbv, und des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, BUND, will hier künftig genauer hinschauen. Und eine erste Stichprobe von Fernsehern zeigt, dass Skepsis über die Energielabel-Angaben durchaus berechtigt sein kann. Robert Pörschmann ist Energieexperte beim BUND:
    "Bei Fernsehern haben wir festgestellt, dass bei rund jedem sechsten Gerät entweder die Auszeichnung, also das Energielabel, fehlte. Oder, dass es entsprechend nicht korrekt war."
    Konkret: Von fast 1200 überprüften Geräten waren elf Prozent gar nicht gekennzeichnet. Bei sieben Prozent waren die Angaben falsch.
    Derzeit müssen - laut EU-Richtlinie - beispielsweise Waschmaschinen, Kühl- und Gefriergeräte, Geschirrspüler und Wäschetrockner gekennzeichnet sein. Ab September 2014 ist das Label dann ebenso für Staubsauger verbindlich. Allerdings gilt auch: Die Angaben über den Verbrauch liegen allein in der Eigenverantwortung des Herstellers. Dieser hat nachzumessen, und muss dann die Ergebnisse in der bunten Energielabel-Skala einordnen. Zudem sind auch die Händler verpflichtet, auf die Einhaltung der Richtlinie zu achten, sagt Johanna Kardel vom Verbraucherzentrale Bundesverband.
    "Es gibt auf der einen Seite die Pflicht der Hersteller mit dem Gerät auch ein Label zu liefern. Und es gibt aufseiten der Händler eben auch die Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Label im Handel richtig angebracht sind. Wir hören aber auch immer wieder von den Händlern, dass dies ein Problem sei. Dass es nicht so gut aussieht, dass man Angst vor Kleberückständen hat. Da sagen wir aber: Der Kunde muss über den Energieverbrauch informiert werden, dementsprechend muss das Label dran sein."
    Schwarze Schafe dürfen nachbessern
    Der Fernsehertest war nur die erste Stichprobe, in den kommenden Monaten sollen weitere Untersuchungen folgen. Das Projekt MarktChecker arbeitet auch mit anderen europäischen Verbraucherschützern zusammen. Die schwarzen Schafe bei der aktuellen Fernseher-Überprüfung werden vorerst nicht mit Namen genannt, die Hersteller oder Händler sollen die Möglichkeit haben, nachzubessern. Folgt jedoch keine Reaktion, dann könnten auch offizielle Stellen oder die Öffentlichkeit eingeschaltet werden, sagt BUND-Experte Robert Pörschmann. Mit dem Projekt MarktChecker will man sämtlichen Beteiligten Beine machen.
    "In Deutschland müssen die Bundesländer dafür Sorge tragen und organisieren, dass hier die Kennzeichnung überprüft wird. Das ging in den vergangenen Jahren aber erst so richtig los. Es gibt da einige Bundesländer, die sind da schon recht drin - beispielsweise Rheinland-Pfalz. Aber in anderen Ländern müssen entsprechende Strukturen auch erst aufgebaut werden."
    vzbv und BUND gehen davon aus, dass jährlich in Europa durch weggelassene oder falsche Deklarationen mehr als 100 Terawattstunden Strom verschwendet werden. Die Verbraucher seien schuldlos, sie würden den bunten Balken mit den Energieklassen auf dem Etikett vertrauen. Bei Kühlschränken beispielsweise dürfen Neugeräte derzeit nur noch in den drei Energieklassen "A +", "A ++" und "A +++" verkauft werden. Johanna Kardel von vzbv:
    "Für Kühlschränke kann man sagen, dass mit jedem zusätzlichen Plus rund 30 Prozent der Energie eingespart werden. Generell gilt: Ein Altgerät, welches ungefähr zehn Jahre alt ist, schlägt mit rund 400 Kilowatt[stunden] zu Buche. Ein effizienteres Modell von heute würde beispielsweise nur rund 157 Kilowatt[stunden] verbrauchen. Es lohnt sich also schon."
    Gerade bei Haushaltsgeräten mit langer Lebensdauer sind die Betriebskosten mit der Zeit höher als der Kaufpreis. Ein effizientes Modell kann somit mehrere Hundert Euro Ersparnis für den Käufer bringen. Wenn die Angaben denn auch korrekt sind.

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