Sonntagmorgen acht Uhr. Robert Schuller begrüßt seine Gemeinde mit gewohntem Enthusiasmus. Die Messe "Hour of Power" genannt - kommt aus der konzerneigenen gläsernen Kathedrale in Kalifornien. Dreißig Millionen Menschen sehen das auf der ganzen Welt - sagt Schuller. In Deutschland läuft der TV-Gottesdienst bei Vox. Schuller gehört zu den ganz Großen im US-Geschäft der "Televangelisten". Die "electronic church", die elektronische Kirche, hat in den USA Tradition und schon eine Menge Menschen sehr reich gemacht - und nicht nur spirituell.
Am Heiligabend ist es auch hierzulande soweit, dann soll der erste religiöse TV Kanal amerikanischer Provenienz in Deutschland auf Sendung gehen. "Trinita TV" wird das Programm heißen, was man mit Dreifaltigkeitsfernsehen übersetzen könnte. Eigentlich trug der Sender den Arbeitstitel "Daystar Deutschland TV". Die Bayerische Landesmedienanstalt fand das Konzept gut, ordnete es in die Kategorie Bildung/Beratung ein und erteilte im Sommer gleich für acht Jahre eine Sendelizenz. Doch die Kollegen aus den anderen Landesmedienanstalten sperrten sich. Zuviel Bibel, zu viele Gottesdienste und zu religiös-werblich war der Befund. Dass hinter Daystar Deutschland das Sendematerial des christlichen Multimillionen-Dollar-Medienkonzerns Daystar Television Network steckte, mag dem einen oder anderen außerhalb Bayerns auch seltsam vorgekommen sein. Reverend William Fore zum Beispiel hat Bedenken. Er kennt sich aus in der amerikanischen "Evangelikalen-Szene", zu der Daystar gehört. Eine bizarre Idee ziehe sich wie ein roter Faden durch die Programme dieser Sender, berichtet Reverend Fore.
"Sie nehmen die Bibel wörtlich, das beinhaltet die Ansicht, dass Gott das Heilige Land den Juden versprochen hat. Wenn die Juden irgendwann das gesamte Heilige Land für sich vereinnahmt haben, dann folgt der Kampf zwischen Gut und Böse, die so genannte Schlacht von Armageddon. Schlussendlich kommt Jesus und führt die Armee der Guten in den Kampf gegen den Teufel. Die guten Menschen, die an Jesus geglaubt haben, werden dann nackt zu Gott auffahren und von dort die Bösen auf der Erde fürchterliche Qualen leiden sehen. Und die Guten werden gerettet sein.""
Gepredigt wird im US-Fernsehen schon lange nicht mehr aus kargen Kirchen. Die so genannten Televangelisten-Sender, die große TV-Konzerne wie Daystar und Trinity Broadcasting betreiben, haben viele Anhänger. Der Gemeinde vor den heimischen Fernsehgeräten scheint das Portemonnaie besonders locker zu sitzen. Ohne Spenden, die die großen religiösen Senderketten mittlerweile auf der ganzen Welt eintreiben, wäre die politische Landschaft in den USA nicht dieselbe, meint der methodistische Theologe William Fore, wobei er Robert Schullers "Hour of Power" ausdrücklich ausnimmt. Aber es gäbe eben auch andere:
"Der "700 Club" von Pat Robertson zum Beispiel, der täglich eine Million TV-Zuschauer erreicht, verdient viel Geld mit diesen Zuschauern. Besonders kritikwürdig finde ich, dass er jahrelang Geld für Missionen in Übersee gesammelt, dieses Geld jedoch für den Ausbau seines Imperiums von Kabel- und Satellitensendern benutzt hat. Einen Teil davon hat er dann für eine Milliarde Dollar verkauft. Das ist eigentlich Betrug, außerdem unethisch und ganz bestimmt unchristlich. Einige benutzen also ihren religiösen Einfluss, um ein Imperium aus Geld, Macht und Prestige aufzubauen.""
Ob und inwieweit diese Konzerne Richtung Deutschland streben, ist noch unklar. Daystar jedenfalls hat sich von dem gemeinsamen Programmvorhaben mit Trinity TV in Deutschland losgesagt. Ob das die deutsche Rundfunkaufsicht beruhigt, wird sich zeigen. Norbert Schneider, Vorsitzender der Gemeinsamen Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz der Medienanstalten, kennt die US-Maschinerie der Televangelisten aus eigener Anschauung und verspricht, ihr Treiben auf dem deutschen Markt aufmerksam zu beobachten.
"Wenn das so gewichtig wird, wie das in Amerika ist, dass Ihnen Bücher angeboten werden, dass Sie DVD kaufen sollen, dass der Vorhof des Tempels eröffnet wird, wo die Händler sitzen, und das Ganze den Eindruck erweckt: das ist eine große Gelddruckmaschine, dann wäre das für die Aufsicht sicherlich ein Punkt, der nachdenklich machen würde. Was die politische Macht angeht, da ist die amerikanische Situation, die dreißig vierzig Jahre länger herrscht, mit einer Regulierung, die es gar nicht gibt, das ist in Deutschland nicht der Fall.Ich kann mir so recht nicht vorstellen, dass wir dieselben Probleme bekommen. Ich möchte aber auch nach dem Prinzip verfahren, dass man große Probleme lösen soll, wenn sie klein sind."
Norbert Schneider befindet sich mit anderen Rundfunkregulierern in einem rechtlichen Konflikt. Jeder, so will es die Verfassung, darf seine Religion frei ausüben. Andererseits darf sich aber niemand Sendezeit kaufen, um für seine Religion zu werben.
Wie also sind Programme wie "Hour of Power” einzuschätzen? Als Ausdruck einer freien Religionsausübung, oder als Dauerwerbesendung für den eigenen Glauben? Verfassungsrechtler jedenfalls schreiben den Landesmedienanstalten ins Stammbuch, hier besonders genau hinzuschauen.
Am Heiligabend ist es auch hierzulande soweit, dann soll der erste religiöse TV Kanal amerikanischer Provenienz in Deutschland auf Sendung gehen. "Trinita TV" wird das Programm heißen, was man mit Dreifaltigkeitsfernsehen übersetzen könnte. Eigentlich trug der Sender den Arbeitstitel "Daystar Deutschland TV". Die Bayerische Landesmedienanstalt fand das Konzept gut, ordnete es in die Kategorie Bildung/Beratung ein und erteilte im Sommer gleich für acht Jahre eine Sendelizenz. Doch die Kollegen aus den anderen Landesmedienanstalten sperrten sich. Zuviel Bibel, zu viele Gottesdienste und zu religiös-werblich war der Befund. Dass hinter Daystar Deutschland das Sendematerial des christlichen Multimillionen-Dollar-Medienkonzerns Daystar Television Network steckte, mag dem einen oder anderen außerhalb Bayerns auch seltsam vorgekommen sein. Reverend William Fore zum Beispiel hat Bedenken. Er kennt sich aus in der amerikanischen "Evangelikalen-Szene", zu der Daystar gehört. Eine bizarre Idee ziehe sich wie ein roter Faden durch die Programme dieser Sender, berichtet Reverend Fore.
"Sie nehmen die Bibel wörtlich, das beinhaltet die Ansicht, dass Gott das Heilige Land den Juden versprochen hat. Wenn die Juden irgendwann das gesamte Heilige Land für sich vereinnahmt haben, dann folgt der Kampf zwischen Gut und Böse, die so genannte Schlacht von Armageddon. Schlussendlich kommt Jesus und führt die Armee der Guten in den Kampf gegen den Teufel. Die guten Menschen, die an Jesus geglaubt haben, werden dann nackt zu Gott auffahren und von dort die Bösen auf der Erde fürchterliche Qualen leiden sehen. Und die Guten werden gerettet sein.""
Gepredigt wird im US-Fernsehen schon lange nicht mehr aus kargen Kirchen. Die so genannten Televangelisten-Sender, die große TV-Konzerne wie Daystar und Trinity Broadcasting betreiben, haben viele Anhänger. Der Gemeinde vor den heimischen Fernsehgeräten scheint das Portemonnaie besonders locker zu sitzen. Ohne Spenden, die die großen religiösen Senderketten mittlerweile auf der ganzen Welt eintreiben, wäre die politische Landschaft in den USA nicht dieselbe, meint der methodistische Theologe William Fore, wobei er Robert Schullers "Hour of Power" ausdrücklich ausnimmt. Aber es gäbe eben auch andere:
"Der "700 Club" von Pat Robertson zum Beispiel, der täglich eine Million TV-Zuschauer erreicht, verdient viel Geld mit diesen Zuschauern. Besonders kritikwürdig finde ich, dass er jahrelang Geld für Missionen in Übersee gesammelt, dieses Geld jedoch für den Ausbau seines Imperiums von Kabel- und Satellitensendern benutzt hat. Einen Teil davon hat er dann für eine Milliarde Dollar verkauft. Das ist eigentlich Betrug, außerdem unethisch und ganz bestimmt unchristlich. Einige benutzen also ihren religiösen Einfluss, um ein Imperium aus Geld, Macht und Prestige aufzubauen.""
Ob und inwieweit diese Konzerne Richtung Deutschland streben, ist noch unklar. Daystar jedenfalls hat sich von dem gemeinsamen Programmvorhaben mit Trinity TV in Deutschland losgesagt. Ob das die deutsche Rundfunkaufsicht beruhigt, wird sich zeigen. Norbert Schneider, Vorsitzender der Gemeinsamen Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz der Medienanstalten, kennt die US-Maschinerie der Televangelisten aus eigener Anschauung und verspricht, ihr Treiben auf dem deutschen Markt aufmerksam zu beobachten.
"Wenn das so gewichtig wird, wie das in Amerika ist, dass Ihnen Bücher angeboten werden, dass Sie DVD kaufen sollen, dass der Vorhof des Tempels eröffnet wird, wo die Händler sitzen, und das Ganze den Eindruck erweckt: das ist eine große Gelddruckmaschine, dann wäre das für die Aufsicht sicherlich ein Punkt, der nachdenklich machen würde. Was die politische Macht angeht, da ist die amerikanische Situation, die dreißig vierzig Jahre länger herrscht, mit einer Regulierung, die es gar nicht gibt, das ist in Deutschland nicht der Fall.Ich kann mir so recht nicht vorstellen, dass wir dieselben Probleme bekommen. Ich möchte aber auch nach dem Prinzip verfahren, dass man große Probleme lösen soll, wenn sie klein sind."
Norbert Schneider befindet sich mit anderen Rundfunkregulierern in einem rechtlichen Konflikt. Jeder, so will es die Verfassung, darf seine Religion frei ausüben. Andererseits darf sich aber niemand Sendezeit kaufen, um für seine Religion zu werben.
Wie also sind Programme wie "Hour of Power” einzuschätzen? Als Ausdruck einer freien Religionsausübung, oder als Dauerwerbesendung für den eigenen Glauben? Verfassungsrechtler jedenfalls schreiben den Landesmedienanstalten ins Stammbuch, hier besonders genau hinzuschauen.