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Elektronisches Papier aus Eindhoven

Technik. - Schon seit Jahren wird über das elektronische Papier geredet, jetzt scheint die Markteinführung dieser flexiblen Displays bevorzustehen. Der niederländische Elektronikkonzern Philips will schon im nächsten Jahr einen Bildschirm zum Zusammenrollen auf den Markt bringen.

    In den Laboren des Philips-Entwicklungslabors in Eindhoven werden derzeit drei Versionen des flexiblen Displays im Prototypen erprobt. Eines der Verfahren folgt der traditionellen Herstellung von LCD-Bildschirmen, die beiden anderen betreten jedoch fertigungstechnischen Neuland. Bei den LCD-Bildschirmen werden die Flüssigkristalle zwischen zwei Schichten aus luft- und wasserdichter Plastikfolie. Das Problem ist nur, dass Plastik bei den hohen Temperaturen schmilzt, bei denen die ebenfalls notwendigen Halbleiter verarbeitet werden. Die Philips-Forscher wollen das lösen, indem sie die Verarbeitungstemperaturen auf 100 bis 200 Grad senken. Dafür sind neue Fertigungsstraßen notwendig, die sich aber möglicherweise rechnen werden, denn Computer- und Fernsehhersteller warten schon auf die Bildschirme. Sie sollen allerdings nicht zusammengerollt werden, sondern überzeugen durch ihre Leichtigkeit.

    Das zweite Verfahren setzt auf so genannte polymere Transistoren, Plastikmoleküle, die an die Stelle des Siliziums treten und besser mit der Plastikfolie harmonieren. Allerdings sind die Polymere empfindlich gegenüber Wasser und Sauerstoff - und gegen beides schützen Plastikfolien nicht ideal. Man arbeitet an Mischungen zwischen organischen und nichtorganischen Stoffen, die hermetisch wirken, aber dennoch nicht steif sind wie Glas. Die dritte Variante entwickelt Philips zusammen mit der Erfinderfirma E-Ink zur Marktreife. Sie hat derzeit die besten Aussichten, als erstes auf den Markt zu gelangen. "E-Ink sind zwischen zwei Folien laminierte Kapseln, die eine Flüssigkeit und viele schwarze und weiße Pigmente enthalten. Je nach angelegter Spannung wandern die schwarzen oder weißen Pigmente nach oben und erzeugen einen guten Kontrast", erklärt Buijs. Allerdings ist auch E-Ink nicht videotauglich, weil zu langsam. Als elektronisches Papier ist E-Ink allerdings absolut tauglich, selbst ohne Stromzufuhr bleibt die Ausrichtung der Kapseln erhalten. Selbst die Druckempfindlichkeit der Folie, wegen der die Schrift verschwindet, wenn man die Folie drückt, haben die Forscher inzwischen fast im Griff.

    [Quelle: Max Schönherr]