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Elektroschocks für mehr Ertrag

Welse und Karpfen gehören zu den wichtigsten Beutetieren der Donaufischer in Serbien und Rumänien. Sie werden intensiv gefischt, manchmal allerdings mit illegalen Methoden. Eine davon ist der Elektroschock. Den Schaden hat das Ökosystem Donau und geschädigt werden auch Fischerkollegen, die ohne verbotene Hilfsmittel arbeiten möchten.

Von Thomas Wagner |
    Coronini ist eine kleine Gemeinde in Westrumänien. Wenn Berufsfischer Gheorghe Caracoancea sein Haus verläßt, steht er nach wenigen Schritten bereits am Wasser.

    " Vor uns ist die Donau. Und dahinter sehen wr gleich Jugoslawien, unser Nachbarland. "

    Jeden Tag fährt er mit seinem alten Boot hinaus auf die an dieser Stelle rund fünf Kilometer breite Donau. Doch immer weniger Fische finden sich in den alten Netzen. In der Hauptsache sind es Welse, Zander, Karauschen und immer seltener Karpfen.. Der Ertrag, sagt Gheorghe Caracoancea, sei in den vergangenen 15 Jahren nach und nach um etwa die Hälfte zurückgegangen.

    " Das Wasser wurde in den vergangenen Jahren immer mehr verschmutzt, vor allem durch die vielen Minen und Bergbaubetriebe hier in der Region. Und dann gibt es eben einige Berufsfischer, die arbeiten nicht eben seriös: Die verwenden so genannte Elektroschock-Geräte zum Fischfang. "

    Das ist zwar streng verboten, auf rumänischer sowie auf serbischer Seite der Donau aber gang und gäbe.

    " Sie hängen immer zwei große Metallpole ins Wasser. Dann haben sie im Boot einen Generator mit dabei. Und dann geben Sie elektrische Spannung auf die Pole, die bis zum Grund reichen. "

    Vor allem die Karpfen und Welse am Grund der Donau erleiden dadurch einen Elektroschock und werden an die Oberfläche getrieben, wo sie die Fischer nur noch abschöpfen brauchen. 160 Berufsfischer arbeiten auf dem rund 60 Kilometer langen Abschnitt des so genannten "Donau-Stausees" zwischen der Gemeinde Moldova Noue und dem Riesenkraftwerk "Eisernes Tor" bei Turnu Severin. Davon, so heißt es vor Ort, benutze nur eine kleine Minderheit das illegale Elektro-Schock-Verfahren, das im übrigen auch schon die rumänische Grenzschutzpolizei auf den Plan gerufen hat. Omer Radovancovic, Bürgermeister in der Donau-Gemeinde Bojejena:

    " Es gibt mehrere Fälle, wo man Fischer mit diesen illegalen Elektroschock-Geräten auf frischer Tat ertappt hat. Die Apparate wurden konfisziert. "


    Eigentlich müssten solche Fälle aber ein Alarmsignal sein für den Fischereiverband, in dem die Berufsfischer zusammengeschlossen sind. Der alleine verfügt ja über die Fischereikonzession in diesem Donau-Abschnitt.

    Insofern spielt der rumänische Fischereiverband am Donau-Stausee eine ganz andere Rolle als entsprechende Berufsverbände in Deutschland: Der Verband erhielt die Fischereirechte in dem 62 Kilometer langen Donauabschnitt. Nur wer Vebandsmitglied ist, darf seine Netze ausbringen. Aber: Der Fischereiverband verfügt auch über das Vermarktungsmonopol. Das heißt: Die Fischer müssen zwangsläufig alle ihre Erträge an den Verband als Konzessionsträger abliefern. Nach Ansicht von Bürgermeister Homer Radovancovic ist der Fischereiverband deshalb eher bedacht, die Erträge zu steigern als die "Schwarzen Schafe" unter den Donau-Fischern auszusondern:

    " Das Interesse des Verbandes ist doch klar: Je mehr Fische gefangen werden, egal wie, desto mehr verdient auch der Verband. "

    Auf der Strecke bleiben diejenigen Berufsfischer, die auf das Elektro-Schock-Verfahren verzichten. Ihr Erträge gehen regelmäßig zurück, weil die Kollegen mit dem Stromgneerator an Bord bereits alles abgefischt haben. Hinzu kommt. Nicht nur die rumänischen Fischer bedienen sich solcher Verfahren. Omar Radovancovic:

    " Das sind nicht nur die Rumänen. Auch unsere serbischen Nachbarn arbeiten mit Elektroschocks. "

    Was in dieser Situation tun ? fragen sich die traditionellen Donau-Fischer wie Gheorghe Caraconcea. Schon jetzt kommt er kaum über 100 Euro Monatseinkommen. Dabei stehen derzeit Überlegungen im Raum, die Zahl der Fischereipatente im Verband zu erhöhen. Ob es für die klassischen Berufsfischer dann noch zum Leben reicht, ist fraglich.