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Elektroschrott und ökologische Entsorgung

Ab März 2006 sind alle Hersteller von Elektro- und Elektronikgeräten verpflichtet, ihre Altgeräte zurückzunehmen und nach ökologischen Standards zu entsorgen. Die Vorbereitung läuft schon jetzt auf Hochtouren, und die erste Deadline für die Hersteller ist das kommende Wochenende. Ab dem 13. August müssen nämlich alle Geräte, die in den Verkehr gebracht werden, vom Hersteller gekennzeichnet werden.

Von Uwe Pollmann |
    In einer großen Fabrikhalle am Stadtrand von Paderborn nehmen 30 Mitarbeiter von Fujitsu-Siemens alte Computer auseinander und sortieren die Einzelteile in mehrere Container. Die Altgeräte kommen entweder von Privatkunden, die sie hier abliefern, oder werden bei Unternehmen und Ämtern abgeholt. Seit 15 Jahren geschehe das hier, sagt der Recycling-Leiter Dietmar Mormann:

    "Heute nehmen wir alle Geräte, die von Fujitsu-Siemens irgendwann mal in den Verkehr gebracht wurden, inklusive der Vorgängerfirmen. Alles, was dort irgendwann mal als IT-Ware zurückgenommen wurde, geht heute bei uns in die Anlage. "

    Dort wird dann alles zunächst überprüft. Ein Drittel der Ware wird sogar repariert und wiederverkauft. Der Rest wird genau getrennt. Und fast 100 Prozent der Rohstoffe gehen in die Wiederverwertung. Die Recyclingabteilung des Weltunternehmens sei damit ein Vorreiter im IT-Bereich und gut vorbereitet auf das Elektroschrottgesetz, sagt Mormann:

    "Es ist realisierbar, das zeigen wir mit jahrelanger Arbeit jetzt schon, dass man in diese Richtung arbeiten kann. Aber die Umsetzung, die wird noch einige Hürden mit sich bringen. "

    Denn noch arbeiten viele Unternehmen und Kommunen am genauen Weg der Rücknahme von Elektroschrott. Die Kommunen müssen dabei für die erste Trennung aller Geräte vom Fön, über die Carrera-Bahn bis zum Fernseher sorgen, sagt Peter Queitsch vom Städte- und Gemeindebund in Nordrhein-Westfalen:

    "Sortiert wird in fünf Gruppen. Diese Gruppen sind vorgegeben im Elektro-Altgeräte-Gesetz und danach wird dann sortiert. Gruppe Eins sind zum Beispiel die Haushaltsgroßgeräte, also Waschmaschine, Geschirrspüler usw. Dort werden diese Geräte in den ersten großen Container gegeben dann. "

    Die Geräte geben entweder die Verbraucher selbst an zentralen Sammelstellen ab. Oder sie werden von den Kommunen abgeholt. Das entscheide jede Gemeinde selbst. Erhöhte Müllgebühren werde es dabei kaum geben, sagt Peter Queitsch vom Städtebund in Düsseldorf, es sei denn...

    "...wenn eine Kommune bei Null anfangen muss und noch überhaupt keine Elektroschrotterfassung hat, was also sehr selten ist, dann kann man davon ausgehen, dass etwa vier Euro pro Einwohner und Jahr entstehen werden. Aber wahrscheinlich wird’s darunter liegen, weil viele Kommunen ja zumindest schon eine Altkühlschrankerfassung eigentlich haben. "

    Danach sorgen dann die Unternehmen für die Abholung an den kommunalen Sammelstellen. Wer was und wie viel abholt, das schreibt ein bundesweites Elektro-Altgeräte-Register vor. Hier muss jede Firma nachweisen, wo und wie die Entsorgung geschieht. Das muss vor allem umweltfreundlich sein. Die Umweltorganisation WWF hofft, dass so der Abfallexport nach China oder Indien verhindert wird, sagt Sprecher Bernhard Bauske:

    "Allerdings muss natürlich überwacht werden, inwieweit Schlupflöcher entstehen, das heißt zum Beispiel die Zertifizierung von Entsorgungsbetrieben, ob die Zertifizierung auch richtig läuft. Ob die Entsorgungsbetriebe dies Recycling auch umweltgerecht machen, ob auch wirklich alle Schlupflöcher für den Export von Elektroschrott geschlossen sind. "

    Das Gesetz sei ein Fortschritt, sagt der WWF-Sprecher. Aber es könne noch besser sein:

    "Für den WWF ist es wichtig, dass alle bromierten Flammschutzmittel nicht zugelassen sind. Das ist bei diesem Gesetz nicht der Fall. Es gibt eine Substanz TBBPA, die als bromiertes Flammschutzmittel vor allen Dingen bei Leiterplatinen eingesetzt wird. Er steht im Verdacht, hormonell wirksam zu sein. Hier ist der WWF der Meinung, dass diese Stoffe sofort ersetzt werden müssen. "

    Eine weitere kleine Sorge mit der Einführung des Elektroschrottgesetzes haben darüber hinaus die bisherigen Sammler von Altgeräten: die vielen Arbeitslosen-Initiativen oder Behindertenwerkstätten. Sie fürchten, dass ihnen nun große Entsorger das Geschäft rauben. Aber da beschwichtigt Dietmar Mormann vom Siemens-Recycling-Bereich in Paderborn:

    "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sehr viele von den kleinen, langjährig erfahrenen lokalen Verwertungsbetrieben, dass die es geschafft haben, sich dort sinnvoll aufzustellen, in Netzwerken zu konzentrieren, sich mit anderen kleinen Verwertern zusammen zu tun und damit sehr schlagkräftige Einheiten bilden können. "
    Diese Kapazitäten könnten die Elektro-Unternehmen heute ebenso gut nutzen wie die von Privatentsorgern.