Archiv


Elektrowerkzeuge mit Staubabsaugung

Staub ist Gift für Lungen und Atemwege. Vor allem, wenn er so fein ist, dass er eingeatmet wird. Das ist ein Problem für viele Handwerker. Jährlich gibt es etwa 7000 neue Fälle von Lungen- und Atemwegsleiden, die als Berufskrankheit anerkannt sind. Die Staubbelastung in Industrie und Handwerk soll nun sinken. Technische Hilfen dazu gibt es schon länger, jetzt schreibt das Gesetz aber vor, dass man sie auch nutzen muss.

Von Ludger Koch |
    Um die Beschäftigten im Handwerk und in der Industrie vor einer zu hohen Staubbelastung zu schützen, schreibt die Gefahrstoff-Verordnung in den dortigen Betrieben strenge Grenzwerte vor. An den Arbeitsplätzen darf in einem Kubikmeter Luft nicht mehr als zehn Milligramm Staub enthalten sein, wobei der Anteil des lungengängigen Feinstaubs drei Milligramm nicht übersteigen darf. Mit welchen Maßnahmen diese Grenzwerte eingehalten werden, war den Betrieben bis Ende 2004 weitgehend freigestellt. Das hat sich erst Anfang dieses Jahres durch eine weitere Bestimmung in der Gefahrstoff-Verordnung geändert. Seitdem dürfen bestimmte Maschinen wie zum Beispiel Steinsägen, Winkelschleifer und Mauerfräsen nur noch eingesetzt werden, wenn gleichzeitig auch der dabei entstehende Staub aufgefangen wird. Entsprechende Absauggeräte gibt es schon lange. Sie wurden in der Vergangenheit aber meist nur freiwillig eingesetzt. Das ist auch die Erfahrung dieses Elektrikers. In neuen Wohnhäusern musste er oft mit einer Fräse Wände aufschlitzen, um hinterher Kabel verlegen zu können.

    "Man nimmt `nen Industriestaubsauger. Der hat dann auch die entsprechenden Flansche, um diesen Schlauch dann auch an die Fräse anschließen zu können. Und das ist ein Industriestaubsauger, der sieht aus wie ein großer 50-Liter-Eimer, sage ich mal, in etwa. Es ist natürlich schon erheblich weniger Staub fällt dann an, als wenn man ohne Staubsauger fräsen würde. Das macht schon `ne Menge aus. Wenn man jetzt einen ganzen Raum oder mehrere Räume gefräst hatte, dann konnte man den Eimer schon am Tages-, am Arbeitsende dann auch leeren komplett. Der war dann voll teilweise auch."

    Nach Angaben des Berufsgenossenschaftlichen Instituts für Arbeitsschutz entsteht nicht nur beim Fräsen, sondern zum Beispiel auch beim Trennen von Steinen so viel Staub, dass die Grenzwerte der Gefahrstoff-Verordnung in der Vergangenheit oft überschritten wurden. Ähnlich hoch kann die Staubentwicklung sein, wenn Löcher in Wände gebohrt werden. Ein Absauggerät ist dann allerdings normalerweise nicht vorgeschrieben – es sei denn, man bohrt zum Beispiel in Fassadenplatten, in denen Asbestzement enthalten ist. Deshalb gibt es eine Schlagbohrmaschine, die von den Berufsgenossenschaften speziell für den Umgang mit Asbest zugelassen wurde. Sie ist so konstruiert, dass sie den giftigen Staub direkt beim Bohren absaugt, erläutert Oliver Berndt, Filialleiter beim Werkzeughersteller Hilti:

    "Die Staubabsaugung an sich ist so geformt wie die Bohrmaschine, so dass Sie sie drunter stecken können, also dass Sie auch richtig einklicken, und dort, wenn Sie die Bohrmaschine betätigen, automatisch die Absaugung losgeht. Sie haben auch die Möglichkeit, oben an dem Ende, wo der Bohrer `rausguckt, ist ein Stutzen, der auf der Wand aufliegt, damit auch wirklich, wenn das Bohrmehl über den Bohrer abgetragen wird, es hier durchgeht und dementsprechend über eine Teleskopverbindung in den Staubfilter übertragen wird."

    Wenn der Staubbehälter nach etwa 20 Bohrlöchern voll ist, nimmt man ihn von der Bohrmaschine ab, entleert ihn über einer Mülltonne und kann ihn anschließend weiterverwenden. Anders stehen die Dinge aber, wenn asbesthaltiges Material gebohrt wurde. In einem solchen Fall muss der Behälter mitsamt dem Bohrstaub als Sondermüll entsorgt und durch einen neuen Staubbehälter ersetzt werden. Diese Bohrmaschine kostet mit Absaugsystem rund 650 Euro. Schon für knapp 100 Euro werden Bohrmaschinen mit eingebauter Staubabsaugung auch für Heimwerker angeboten. Darüber hinaus gibt es ähnlich konstruierte Schleifmaschinen. Der für die Staubsaugung erforderliche Sog wird bei ihnen meist durch die Drehbewegung der Schleifplatte erzeugt. Nur bei größeren Schleifgeräten entsteht die Sogwirkung durch ein eingebautes Schaufelrad, erklärt Karla Gürtler von der Werkzeugfirma Bosch:

    "Diese Turbine ist ungefähr vom Durchmesser handtellergroß. Es ist eine sehr leistungsstarke Turbine, die dafür sorgt, dass wirklich der Staub, der beim Schleifen entsteht, durch Löcher in der Schleif-platte, wir haben ja Löcher integriert, damit der anfallende Staub hier gleich beim Entstehen abgesaugt werden kann und auch in einem gewissen Umkreis um die Schleifplatte, dass hier der Staub optimal abgesaugt werden kann."

    Nach Angaben der Stiftung Warentest funktioniert die Staubabsaugung bei Heimwerkergeräten, die damit ausgestattet sind, meist störungsfrei. Bei Schleifmaschinen zum Beispiel werde dadurch etwa 70 bis 80 Prozent des anfallenden Staubs sofort entfernt. Noch mehr Sauberkeit lasse sich allerdings mit einem separaten Absauggerät erzielen. Deshalb ist es ratsam, den bei vielen Schwingschleifern und Stichsägen angebrachten Staubbeutel abzunehmen und an das freie Rohr einen so genannten Nass- und Trockensauger anzuschließen. Ein solches Gerät gibt es in Baumärkten für 50 bis 100 Euro. Es hat die Leistung eines kleineren Staubsaugers.