Man muss das mal abwarten, ob das ein reiner Zufall war, wir haben auch letztes Jahr über acht Wochen gar kein Fall gehabt.
Der Verseuchungsgrad ist für Eckart Best, der auch Mitglied im Ständigen Veterinärausschuss der EU ist, in Prozentzahlen messbar.
Der liegt bei einer Population von 1,3 Millionen Rinder bei 0,0012 Prozent. Äußerst gering. Bei jeder anderen Tierkrankheit, Tierseuche würden wir von einer Freiheit sprechen.
Die schleswig-holsteinische Tierärztin Dr. Kari Köster-Lösche hat die neuen Fälle dagegen nicht verwundert. Denn sie geht von einem norddeutschen und einem süddeutschen Gürtel der BSE-Erkrankungen aus. Dass es sich um eine geringe Verseuchung handelt, will sie nicht gelten lassen.
Es geht hier nicht um eine Seuche für Tiere, sondern um den Effekt für Menschen. Da müssen wir es anders sehen. Wenn wir ausrechnen wie viel BSE-Fälle es pro Million Milchrinder es gibt, dann haben wir z. B. in Bayern 45,7 pro Million Milchrinder und in Schleswig-Holstein nicht wesentlich weniger, also 40 Fälle pro Million Milchrinder. Dann gibt es andere Gegenden, da gibt es nur 10 bis 15 Fälle pro Million, also wir haben hier auch zahlenmäßig eine deutliche Konzentration in Bayern mit Württemberg einerseits und in Schleswig-Holstein andererseits mit gewissen Fällen von Niedersachsen zu tun.
Die Zahl der Milchrinder seien insofern wichtig als Bezugsgröße, sagt die Veterinärin, weil Fleischrinder in der Regel mit 18 Monaten geschlachtet und damit nicht getestet werden. Bei den beiden jüngsten Rindern handelte es sich um Kühe, die bereits sechs Jahre alt waren und getestet wurden, weil sie verendet waren. Ein Problem ist daher die Ursache für die BSE-Erkrankungen zu finden. Eckart Best:
Die Arbeitshypothese in Europa oder weltweit ist derzeit, dass die Tiere sich über Tiermehl infiziert haben, bzw. über infiziertes Eiweiß, das finden wir auch im Fett, was dann durchaus über Milchaustauschfutter über Kälber verfüttert worden sein konnte.
Auch in Bayern macht man den Milchaustauscher für die BSE-Fälle verantwortlich. Denn er war noch bis Ende 1999 erlaubt. Die Herstellung erfolgte, so Kari Köster-Lösche, bei ca. 120 Grad, also 13 Grad unterhalb der Temperatur, die für die einwandfreie Herstellung von Tiermehl galt. Tiermehl wurde 1994 als Rinderfutter verboten . Allerdings erst vier Jahre, nachdem das älteste in Schleswig-Holstein und auch in Deutschland entdeckte BSE-Rind geboren worden war. Dass Milchaustauscher bei vielen BSE-Fällen in Deutschland die Ursache sein kann, ist zudem angesichts der dänischen BSE-Rinder für Kari Köster-Lösche deutlich geworden.
Ich bin ausgegangen, von der Aussage, dass die sieben dänischen BSE-Fälle sich infiziert haben, an einem Milchaustauscher der Firma Nordmilch, und wenn an solche Spuren in Deutschland auch verfolgt, kann man sehr gut eine Korrespondenz erkennen von Standorten von Milchaustauscher-herstellenden Firmen und BSE-Fällen.
Auf diesen Umstand hatte sie bereits 1996 EU-Kommissar Franz Fischler aufmerksam gemacht, nachdem US-Forscher einen Zusammenhang zwischen BSE und Milchaustauscher vermutet hatten. Und nachdem auch ein Vertreter der Milchaustauscherindustrie ihr gegenüber erklärt hatte, dass solche Fette gleichzeitig für die Babynahrung geeignet seien. Eine Antwort blieb ebenso aus, wie die Antwort auf einen Brief an die schleswig-holsteinische Landwirtschaftsministerin Ingrid Franzen vom November letzten Jahres und an Ministerpräsidentin Simonis, Anfang dieses Jahres. Der Brief an die Landwirtschaftsministerin werde derzeit im Ministerium gesucht, erklärte der der leitende Veterinär Eckart Best. Und eine Antwort werde es auch geben. Doch es geht weniger um die Wut über die verlorenen Briefe, sondern darum, wie man in Zukunft mit der BSE-Gefahr umgeht. Denn die gängige Praxis der Kohortentötung, nach der nicht der ganze Bestand getötet wird, sondern nur ein Teil der Vorfahren und der Nachfahren der erkrankten Tiere, sollte so Kari Köster-Lösche im Interesse der Verbraucher schnell überdacht werden.
Die Kohortenlösung ist eine Minimallösung, die für die Landwirte durchgeführt wird. Bei uns bezieht sich das auf die Kohorte des Stalles. Im Grunde wäre es , wenn man es auf die Milchaustauscher bezieht, nötig, alle Tiere zu töten, die von dieser Charge genossen haben. Das sind ja wesentlich mehr, als die Tiere eines Stalles. Das wird einfach verschwiegen, dass das die Konsequenz wäre, wie man eine solche Kohortentötung durchzuführen hätte.