
Zwischen 1986 und 1987 schildert Elfie Siegl in mehreren Gesprächen die Katastrophe in Tschernobyl aus Sicht einer ausländischen Korrespondentin. Sie zeigen, wie zögerlich die Verantwortlichen die Öffentlichkeit im In- und Ausland über die Entwicklung und die Ursachen des Unglücks unterrichtet haben.
Auch die Arbeit einer westlichen Korrespondentin in der Sowjetunion spielt immer wieder eine Rolle. So berichtet Siegl, dass die Telefone der Korrespondenten abgehört werden. Für Sowjetbürger könne es in der angespannten Situation gefährlich sein, mit ausländischen Medien zu sprechen. Sie liefen Gefahr, verhaftet zu werden.
Auch die Qualität der Telefonleitung - das Rauschen, Dröhnen, Rattern und Knacken - bietet eine kurze Zeitreise in die 80er.
29. April 1986
"Einige radioaktive Elemente sind außer Kontrolle geraten"
"Einige radioaktive Elemente sind außer Kontrolle geraten"
Drei Tage nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl am 26. April 1986 gibt die sowjetische Regierung nur wenige Einzelheiten über das Unglück bekannt. Über die Ursachen existieren zu diesem Zeitpunkt nur Vermutungen. RIAS-Korrespondentin Elfie Siegl berichtet.

6. Mai 1986
"Man habe die Lage unter Kontrolle, heißt es immer wieder"
"Man habe die Lage unter Kontrolle, heißt es immer wieder"
Der Unfall in Tschernobyl liegt zehn Tage zurück. Auf einer Pressekonferenz informiert die sowjetische Regierung über Einzelheiten zu dem Unglück. Korrespondentin Elfie Siegl berichtet im Anschluss im RIAS. Laut Regierungsaussagen sei die Gefährlichkeit des Brandes anfangs von den örtlichen Behörden falsch eingeschätzt worden, aber nun habe man die Lage unter Kontrolle.

12. Mai 1986
"Eine kolossale Katastrophe drohe nicht"
"Eine kolossale Katastrophe drohe nicht"
RIAS-Korrespondentin Elfie Siegl berichtet ca. drei Wochen nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl aus Moskau: "Eine offizielle Erklärung der Sowjetunion räumt ein, dass bisher die Möglichkeit einer Katastrophe bestanden habe". Die Gefahr einer Verseuchung des Grundwassers durch Radioaktivität sei aber wohl gebannt.

26. Mai 1986
"Es handelt sich um das größte Unglück in der Geschichte der Atomenergie"
"Es handelt sich um das größte Unglück in der Geschichte der Atomenergie"
Die sowjetische Zeitung "Prawda" – das Organ der Kommunistischen Partei – spricht inzwischen vom größten Unglück in der gesamten Geschichte der Atomenergie. Das berichtet Korrespondentin Elfie Siegel im RIAS vier Wochen nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl.

21. August 1986
"31 Tote sind es bisher"
"31 Tote sind es bisher"
Reporterin Elfie Siegl fasst im RIAS die Ergebnisse des offiziellen Abschlussberichts der Untersuchung des Reaktorunglücks in Tschernobyl zusammen. Ein misslungenes Experiment und verschiedene Fehleinschätzungen hätten zur Katastrophe geführt. Der Bericht spreche von 31 Toten. Zudem habe man 135.000 Menschen aus dem Unglücksgebiet evakuieren müssen.

9. Dezember 1986
"Die Maschinen versagten in der Zone hoher Verstrahlung den Dienst"
"Die Maschinen versagten in der Zone hoher Verstrahlung den Dienst"
Hochradioaktiver Abfall müsse von Soldaten per Hubschraubereinsatz vom Reaktordach geräumt werden. Die Radioaktivität sei so groß gewesen, dass ferngesteuerte Geräte versagt hätten, berichtet RIAS-Korrespondentin Elfie Siegl Anfang Dezember 1986 von der Atommüllbeseitigung in Tschernobyl.

15. Dezember 1986
"Die Leute haben Angst zurückzukehren"
"Die Leute haben Angst zurückzukehren"
"Das bleibt sicherlich für längere Zeit ein Problem, wieder Leute zu finden, die bereit sind, in dieser Zone zu leben": Elfie Siegl berichtet Mitte Dezember 1986 im RIAS über die geplante Neubesiedlung der Gegend um das Atomkraftwerk. Mittlerweile sind zwei Reaktoren in Tschernobyl wieder in Betrieb. Über gesundheitliche Langzeitfolgen wird offiziell in der Sowjetunion nicht gesprochen.

22. April 1987
"Genetische Defekte hat man bei Babys nicht registriert"
"Genetische Defekte hat man bei Babys nicht registriert"
Ein Jahr nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl wird die Lage in dem Atomkraftwerk und seiner Umgebung von der Regierung als völlig normal dargestellt. Korrespondentin Elfie Siegl berichtet im RIAS von der Pressekonferenz in Moskau zum Jahrestag des Reaktorunglücks.

27. April 1987
"Es gibt in Zukunft keine Alternative zur Kernenergie in der Sowjetunion"
"Es gibt in Zukunft keine Alternative zur Kernenergie in der Sowjetunion"
Elfie Siegl informiert im RIAS über die Berichterstattung zum Jahrestag der Reaktorkatastrophe in den sowjetischen Medien. Die Sowjetunion setze weiter auf die Atomenergie. Kernkraftwerke sollen sicherer und Graphit-Reaktoren nicht mehr neu eingesetzt werden