Ralf Grämlich, ein junger Mathematiker aus Darmstadt, malt Hieroglyphen an die Tafel. Er doziert über Graphen - Objekte aus Punkten und Verbindungslinien, Netzwerke wie beispielsweise das Streckennetz der Bahn. Auch Martin Barner war als junger Mathematiker in Oberwolfach: im Jahr 1944. Der spätere Leiter des mathematischen Instituts hatte Studienurlaub als Soldat. Mit dem Fahrrad fuhr er von Freiburg in den Schwarzwald ins neugegründete Reichsforschungsinstitut. Die Nazis wollten den zweiten Weltkrieg durch wissenschaftliche Forschung unterstützen. Deshalb ist der Gründer des Instituts, der Mathematiker Wilhelm Süss, sehr umstritten. Nicht für Martin Barner, der Süss und die damalige Zeit miterlebt hat:
Sie müssen sich in die Situation des Jahres 44/45 hineinversetzen. Es war Krieg und man musste nach Möglichkeit den Krieg überleben und es gab die Machtbaber und man konnte nicht sagen, man möchte nicht das tun, was die Machthaber machen. Man konnte aber das was die Machthaber wollten umleiten, das es auch für die Zukunft etwas brachte.
Süss musste offizielle Berichte schreiben: Da wurde dokumentiert, dass Strömungsrechnungen für Tragflächen von Flugzeugbombern gemacht wurden. Die Mathematiker rechneten derweil an Differentialgeometrie, erzählt Martin Barner aus dem letzten Kriegsjahr:
Alles was man gemacht hat ist so zweispurig gegangen. Man hat die deutsche Wissenschaft vermehrt Und die Beziehungen zum Ausland waren absolut unwesentlich. Aber für die Mathematiker war das das allerwichtigste. Deutschland war damals abgeschieden, seit 10 Jahren vom Ausland. Etwas hat man noch internationale Zeitschriften bekommen. Aber man hatte nicht mehr den Anschluss an die internationale Wissenschaft. Und es kam darauf an die Verbindungen wieder richtig herzustellen.
1949 trafen sich in Oberwolfach erstmals deutsche und französische Mathematiker bei einer gemeinsamen Tagung. Schließlich lebt die Mathematik von den internationalen Kontakten, sagt Martin Barner. Als er 1963 die Leitung in Oberwolfach übernahm stellte er das Forschungsinstitut auf eine ganz neue Basis: Kämpfte für einen viel größeren, unabhängigen Etat, finanzierte einen Neubau durch die Volkswagenstiftung und entwarf das bis heute bestehende Konzept mit regelmäßigen Tagungen. Die besten der ganzen Welt sollten dabei sein. Und damit die Treffen möglichst kommunikativ waren tüftelte Matin Barnes eine ganz besondere Sitzordnung beim Mittagessen aus. Nach dem Zufallsprinzip, erklärt der heutige Institutsleiter Gert-Martin Greuel:
Dass die Sitzordnungen durch zufällige Verteilungen der Servietten immer neu gemischt wird. So dass keine Gruppen entstehen, die zusammen sitzen, sondern die automatisch durch dieses verfahren Leute mit anderen zusammen kommen und dadurch sich Gespräche und Diskussionen ergeben.
Oberwolfach ist in Deutschland einzigartig. Es ist weltweit das erste Institut dieser Art und wurde Vorbild für einige andere Institute dieser Art. Von Beginn an sollten nur die Besten dabei sein, sagt Gert-Martin Greuel:
Wir haben viele Fields-Medaillenträger das entspricht dem Nobelpreis in der Mathematik ...man muss eingeladen werden. Man kann sich nicht selber bewerben. Das bedeutet eine ganz strenge Auswahl. Inzwischen ist Oberwolfach ein Begriff geworden. Jeder Mathematiker kennt das. Wer hier eingeladen wird - gerade für einen jüngeren ist das wie eine Veröffentlichung. Das schreibt man in seinen Lebenslauf rein.
Finanziert wird das Forschungsinstitut vom Land Baden-Württemberg und von mathematischen Gesellschaften. 2500 Mathematiker besuchen Oberwolfach pro Jahr, sagt der derzeitige Leiter:
Das interessante ist mit vielen Mathematikern zusammenzukommen, die aus allen teilen der Welt sofort über die neuesten Ergebnisse, Vermutungen, Beweise berichten. Das kriegen sie sonst so schnell und aktuell nirgends gehört. Und das ist das ungeheuer spannende. Das ist eine ungeheure Dynamik in der mathematischen Forschung oder Entwicklung. Und hier in Oberwolfach kriegen sie von den Topexperten das sofort brühwarm erzählt. Das ist noch nicht veröffentlicht. Noch nirgendwo erschienen. Es ist nur im entstehen begriffen und das ist das interessante.
Sie müssen sich in die Situation des Jahres 44/45 hineinversetzen. Es war Krieg und man musste nach Möglichkeit den Krieg überleben und es gab die Machtbaber und man konnte nicht sagen, man möchte nicht das tun, was die Machthaber machen. Man konnte aber das was die Machthaber wollten umleiten, das es auch für die Zukunft etwas brachte.
Süss musste offizielle Berichte schreiben: Da wurde dokumentiert, dass Strömungsrechnungen für Tragflächen von Flugzeugbombern gemacht wurden. Die Mathematiker rechneten derweil an Differentialgeometrie, erzählt Martin Barner aus dem letzten Kriegsjahr:
Alles was man gemacht hat ist so zweispurig gegangen. Man hat die deutsche Wissenschaft vermehrt Und die Beziehungen zum Ausland waren absolut unwesentlich. Aber für die Mathematiker war das das allerwichtigste. Deutschland war damals abgeschieden, seit 10 Jahren vom Ausland. Etwas hat man noch internationale Zeitschriften bekommen. Aber man hatte nicht mehr den Anschluss an die internationale Wissenschaft. Und es kam darauf an die Verbindungen wieder richtig herzustellen.
1949 trafen sich in Oberwolfach erstmals deutsche und französische Mathematiker bei einer gemeinsamen Tagung. Schließlich lebt die Mathematik von den internationalen Kontakten, sagt Martin Barner. Als er 1963 die Leitung in Oberwolfach übernahm stellte er das Forschungsinstitut auf eine ganz neue Basis: Kämpfte für einen viel größeren, unabhängigen Etat, finanzierte einen Neubau durch die Volkswagenstiftung und entwarf das bis heute bestehende Konzept mit regelmäßigen Tagungen. Die besten der ganzen Welt sollten dabei sein. Und damit die Treffen möglichst kommunikativ waren tüftelte Matin Barnes eine ganz besondere Sitzordnung beim Mittagessen aus. Nach dem Zufallsprinzip, erklärt der heutige Institutsleiter Gert-Martin Greuel:
Dass die Sitzordnungen durch zufällige Verteilungen der Servietten immer neu gemischt wird. So dass keine Gruppen entstehen, die zusammen sitzen, sondern die automatisch durch dieses verfahren Leute mit anderen zusammen kommen und dadurch sich Gespräche und Diskussionen ergeben.
Oberwolfach ist in Deutschland einzigartig. Es ist weltweit das erste Institut dieser Art und wurde Vorbild für einige andere Institute dieser Art. Von Beginn an sollten nur die Besten dabei sein, sagt Gert-Martin Greuel:
Wir haben viele Fields-Medaillenträger das entspricht dem Nobelpreis in der Mathematik ...man muss eingeladen werden. Man kann sich nicht selber bewerben. Das bedeutet eine ganz strenge Auswahl. Inzwischen ist Oberwolfach ein Begriff geworden. Jeder Mathematiker kennt das. Wer hier eingeladen wird - gerade für einen jüngeren ist das wie eine Veröffentlichung. Das schreibt man in seinen Lebenslauf rein.
Finanziert wird das Forschungsinstitut vom Land Baden-Württemberg und von mathematischen Gesellschaften. 2500 Mathematiker besuchen Oberwolfach pro Jahr, sagt der derzeitige Leiter:
Das interessante ist mit vielen Mathematikern zusammenzukommen, die aus allen teilen der Welt sofort über die neuesten Ergebnisse, Vermutungen, Beweise berichten. Das kriegen sie sonst so schnell und aktuell nirgends gehört. Und das ist das ungeheuer spannende. Das ist eine ungeheure Dynamik in der mathematischen Forschung oder Entwicklung. Und hier in Oberwolfach kriegen sie von den Topexperten das sofort brühwarm erzählt. Das ist noch nicht veröffentlicht. Noch nirgendwo erschienen. Es ist nur im entstehen begriffen und das ist das interessante.