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Elite-Zukunftskonzept geplant

Vor etwa einem Jahr wurde die RWTH Aachen zur Elite-Uni ernannt. Streng genommen heißt das aber nicht, dass die Hochschule tatsächlich schon zur Elite gehört. Eigentlich nominierten die Forscher ein Zukunftskonzept, in dem die Hochschule erklärt, wie sie zur Elite werden will. Um das zu meistern, hat die RWTH Aachen jetzt einen Change-Manager eingestellt und ein Projektteam berufen.

Von Britta Mersch |
    Studierende der Spitzen-Unis in den USA wie Berkeley oder Harvard bekommen von deutschen Kommilitonen viel Anerkennung, weil sie an einer der begehrtesten Hochschulen einen Platz ergattert haben. Mit einer deutschen Elite-Uni kann man da nicht mithalten, sagt Bastian Hellmeier, der im sechsten Semester Wirtschaftsingenieurwesen an der RWTH Aachen studiert.

    "Man sieht das eher mit einem lustigen Auge. Ich würde jetzt nicht sagen, ich bin auf einer Elite-Uni, das ist für mich schon noch so etwas wie Harvard oder Yale, man weiß, dass es eine der besseren Unis ist in Deutschland, aber nicht zu vergleichen mit einem Status wie die amerikanischen Top-Unis."
    In Deutschland gibt es bislang keine Uni, die mit einem solchen Ruf im Ausland punkten könnte. Allerdings sollen die neun Elite-Unis, die fünf Jahre lang mit Summen zwischen 60 und 70 Millionen Euro jährlich gefördert werden, solche Leuchttürme der Wissenschaft werden. Die RWTH Aachen hat dazu extra einen sogenannten Change-Manager eingestellt. Er heißt Giuseppe Strina und ist mit den Aachener Verhältnissen bestens vertraut: Denn Strina hat hier Elektrotechnik studiert, hier auch promoviert und später habilitiert. Noch heute ist er als Privatdozent am Zentrum für Lern- und Wissensmanagement tätig. Im Hauptberuf arbeitet Giuseppe Strina aber als Berater für Firmen, die vor einem Veränderungsprozess stehen. Und mit diesem geballten Experten-Wissen ist er an der RWTH genau richtig:

    "Veränderungs-Beratung, Coaching hat auch viel damit zu tun, dass man die Akteure in einer Organisation für bestimmte Themen sensibilisiert. Die sind häufig zu sehr in ihren Themen gefangen, auch in ihren Rollen, die teilweise Abteilungen untereinander haben, die erkennen die teilweise gar nicht und dann kommt jemand von außen und sagt, guck mal, ihr verhaltet euch so und so, wolltest du nicht mal ein Gespräch und dann sagen wir komm, versuchen wir es doch mal."
    Bei der Entwicklung des Antrages in der Exzellenzinitiative war Guiseppe Strina maßgeblich beteiligt. Immer wieder hat er den Kontakt zu Professoren gesucht - und dabei darauf geachtet, dass ein Zukunftskonzept entsteht, das in sich stimmig ist. Bis 2020 soll die Hochschule nun Elite-Uni werden. Und auch hier achtet Guiseppe Strina darauf, dass alle Parteien eingebunden werden:

    "Das bedeutet eben auch, dass man an Stellen aufpassen muss, wie man diesen Umstellungsprozess begleitet und unterstützt. Neben den Inhalten auch diese organisatorischen Fragen: Wer fühlt sich als Verlierer, wie stark sind die Gewinner, wie kann man Kommunikationsprozesse steuern. Denn viele Organisationsprozesse scheitern genau an diesem Punkt, dass man diese Veränderungs-Randbedingungen, dass man die zu spät erkennt."

    Damit der Prozess in Aachen gelingt, finden zweimal im Jahr Workshops statt, in denen Mitglieder der Hochschule Fragen stellen, Erfahrungen austauschen und über ihre Pläne berichten. Außerdem finden auch einmal im Monat Treffen mit den Koordinatoren der einzelnen Maßnahmen statt, die aus der RWTH eine Elite-Uni machen sollen. Ziel ist etwa, einen neuen Strategierat einzuführen - der die Entscheidungs- und Machtverhältnisse auf den Kopf stellt. Olaf Gockel, Leiter des Projektteams mit dem Namen AixIni.

    "Das ist ein Gremium, was sich aus Professoren der Hochschule zusammensetzt, die ein hohes wissenschaftliches Standing haben. Und dieser Strategierat ist angesiedelt zwischen dem Rektorat und den Fakultäten. Der soll beratend tätig sein in strategischen Fragen und auch zwischen den Strategien des Rektorats und der Fakultäten, die ja auch mal unterschiedlich sein können, vermittelnd tätig sein."
    Auch wenn bislang noch nicht viel von der Elite-Uni zu sehen ist. An allen Ecken wird geplant und neu überlegt. Und hier ist viel Koordination gefragt - eine Herausforderung auch für den Change-Manager Strina. Schließlich sind an der RWTH rund 37.000 Personen beteiligt.