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Elitenbildung gefragt

Diese School of Governance - das ist eine besondere professional school, eine besondere Berufsweiterbildung, die viel verlangt und von daher Leistungseliten anspricht.

Marén Balkow |
    Leistungseliten. Gesine Schwan, Rektorin der Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), benutzt den Begriff ganz selbstverständlich, wenn sie ihr Projekt beschreibt, das sie heute auf den Weg bringen will. In Deutschland fehlt es an Führungskräften, sagt Schwan, die in Zeiten von Reformenbedarf und Umstrukturierung gezielt auf politische Gestaltungs- und Managementaufgaben vorbereitet wurden.

    Governance liegt in der Luft. Aber diese Thematik, die ist bisher in Deutschland nicht aufgegriffen worden. Ich würde nicht sagen, dass generell es in Deutschland keine guten Hochschulen gibt, da bin ich weit davon entfernt, aber diese Thematik die Governance-Frage, die ist nicht aufgegriffen worden bisher. Und da sind wir innovativ und ich hoffe auch, dass wir da auch im internationalen Kontext, übrigens dann auch mit Kooperationen, eine gute Rolle spielen werden.

    Das Gründungsmanagement der neuen Fakultät von Humboldt-Universität und Viadrina tritt alles andere als bescheiden auf. Wer modernes Regieren und Verwalten lernen will, müsse nicht mehr nach Boston/Harvard, an die London School of Economics oder die Sciences Po nach Paris gehen. Die deutsche School of Governance wird exzellente Führungskräfte für Politik, Verwaltung und den dritten Sektor ausbilden und dazu die weltweit besten Experten versammeln, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Nach der aktuellen Allensbach-Studie gibt es bei den verschiedenen Parteien in Deutschland überall Mehrheiten für eine besondere Elitenförderung. Auch Christoph Hartmann, Bildungsexperte der FDP, hält das für gut.

    Ich halte das deswegen für gut, weil wir in Deutschland im Bereich des Politiknachwuchses, des Verwaltungsnachwuchses wirklich ein Defizit haben. Man kann entweder Jura studieren oder BWL oder Politikwissenschaft. Oder man kann als Lehrer bei uns in die Politik oder in die Verwaltung einsteigen. Und das ist vielleicht nicht der Sinn der Sache und deswegen halte ich das für gut, dass wir eine andere Ausbildung dafür finden.

    Deutsche Politik hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stärker darauf konzentriert, sozialen Abstieg zu verhindern, als den Aufstieg zu ermöglichen. Der Begriff war suspekt: Deutsche Elite. Und es wurde versucht Elite, zu verhindern. In anderen Ländern wird die Leistungselite bekanntlich gezielt gefördert. Wer französischer Staatsbürger ist, weiß das natürlich ganz genau. Mathieu Bourdier, ist Absolvent der école centrale de Paris, einer Eliteschule und arbeitet als Ingenieur bei SAP in Berlin. Auch wenn er in seinem Land Probleme sieht, hält er eine Neuausrichtung in Deutschland für notwendig.

    Ich glaube, das ist eher ziemlich gut für Deutschland. Weil vielleicht ist Frankreich vielleicht studienmäßig manchmal ein bisschen zu viel elitenorientiert. Man könnte darüber diskutieren. Ich finde, das ist Deutschland vielleicht nicht genug und das sollte klarer sein. Es gibt doch eine Elite. Ich meine, ein Land wie Deutschland hat Elite und das ist nicht unbedingt negativ.

    Sepp Legler studiert im ersten Semester Jura an der Viadrina. Für ihn klingt das Programm der School of Governance mehr als verlockend.

    Ich würd das sehr positiv sehen, weil die Zukunftsperspektiven, die man zur Zeit hat sind minimal und wenn man diesen Studiengang besuchen würde, dann wären sie natürlich dementsprechend größer, nehm ich mal an, oder?

    Euphorie und Motivation auf allen Seiten. Doch da ist noch die Frage der Finanzierung. Die Schule soll komplett privat finanziert werden, durch Studiengebühren und private Zuwendungen. Unter anderem engagiert sich der Daimler Crysler-Konzern. Dessen konkrete unternehmerische Interessen muss die Fakultät aber nicht verfechten betont, Gesine Schwan.

    Ich glaube wir müssen aufpassen, dass wir jetzt nicht nur smarte Manager ausbilden. Wir müssen Studierende dazu erziehen, dass sie nicht nur rein betriebswirtschaftliche und unternehmensinterne Gesichtspunkte betrachten. Also so eine school of governance soll nicht einfach in dem Sinne international ausgebildete Manager vorbringen, die dann die Autos gut verkaufen, sondern sie sollen auch unter dem Aspekt einer good governance und einer internationalen Verständigung sollen die sich im Internationalen auskennen.

    Läuft alles wie geplant wird das erste Progamm zum "Master of Public Policy" ab Herbst 2004 angeboten. Die school wendet sich an deutsche und internationale Studierende mit exzellentem Erstabschluss und erster Berufserfahrung. Ein Master-Programm an der School of Governance wird 22.000 Euro im Jahr kosten.