Archiv


Elster macht sich beliebt

4,6 Millionen Steuererklärungen wurden im vergangenen Jahr online abgegeben - mit der Elster-Software des Fiskus. Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) zeigt sich besonders erfreut angesichts der hohen Akzeptanz.

Manfred Kloiber im Gespräch mit Thomas Kriesel |
    Manfred Kloiber: Herr Kriesel, warum ist der Branchenverband Bitkom über diese Zahl so erfreut?

    Thomas Kriesel: Wir sind als Bitkom insbesondere der Meinung, dass zu einem modernen Staat eine moderne Verwaltung gehört und auch ein modernes E-Government. Das heißt, dass Leistungen an die Bürger online abgewickelt werden können und das ist eines der wenigen schon weit fortgeschrittenen E-Government-Projekte in Deutschland und deswegen hoffen wir eigentlich, dass das sozusagen ein bisschen Signalwirkung hat für andere Bürgerleistungen, die dann auch elektronisch abgewickelt werden können.

    Kloiber: Welche Vorteile hat man denn, wenn man seine Steuererklärung online am Computer abgibt?

    Kriesel: Zunächst haben Sie den Vorteil, den Sie immer bei der Datenverarbeitung oder bei der Textverarbeitung am Computer haben, sprich, Sie können ohne weiteres ändern, Sie können überschreiben. Dann sagt die Finanzverwaltung eine schnellere Bearbeitung Ihrer Steuererklärung zu. Das hat natürlich nur dann einen Vorteil, wenn Sie eine Steuererstattung erwarten können, Aber ob Sie eine Erstattung erwarten können, das können Sie sich über diese Elster-Software auch vorab berechnen lassen. Dann gibt es auch den Vorteil, dass nach Eingabe aller Daten eine Plausibilitätsprüfung stattfindet. Und zu guter Letzt können Sie auch darauf hoffen, dass bei einer elektronischen Abgabe der Steuererklärung die eher unbeanstandet bei einem Finanzamt durchrutscht, denn die Finanzverwaltung richtet mit den fortschreitenden Möglichkeiten auch ein Risikokontrollverfahren ein, dass heißt Sie können fast sicher sein, dass nicht jede Steuererklärung - zumal die, die mit Elster abgegeben wird - intensiv durchgesehen wird.

    Kloiber: Ist das nicht auch ein Risiko für die Finanzverwaltung?

    Kriesel: Zunächst ist es ja so, dass der Finanzbeamte durchaus immer die Möglichkeit hat sich den Vorgang auf den Schreibtisch zu holen, sich die Sache im Computer konkret anzugucken, und auch eingehend jeden Steuerfall zu prüfen. Es ist eben bloß so, dass die Finanzverwaltung dazu übergeht, ein modernes Risikokontrollverfahren einzuführen, dass sie eben Schwerpunkte bei der Prüfung setzt und nicht alle Steuererklärungen in meinetwegen mindestens fünf oder zehn Minuten mal anguckt. Das unter Umständen den Vorteil, dass man auch mal durchrutschen kann. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, durchzurutschen, wenn Sie eine hohe Steuererstattung zu erwarten haben, relativ gering, denn wenn die Finanzverwaltung Geld auszahlen muss, dann ist das natürlich ein Risiko und da schauen sie nochmal genau hin.

    Kloiber: Sie haben eben das Wort Elster benutzt. Das ist ja fast schon ein ironischer Name für das offizielle Steuererklärungsprogramm der Finanzverwaltung. Das besteht im Prinzip aus zwei Teilen: einem Online-Steuerportal, wo man individuell seine Steuererklärung handeln kann, und aus Elster-Formularen, mit denen man jeweils eine konkrete Steuererklärung am Bildschirm ausfüllen kann. Wenn man nun eine optimale Steuererklärung machen will, reicht das dann aus, mit diesen beiden Instrumenten zu arbeiten oder braucht man trotzdem ein Beratungsprogramm?

    Kriesel: Die Finanzverwaltung weist auch darauf hin, dass die Elsterformularsoftware keine Steuerberatung ersetzt. Es ist also im Prinzip nur eine Hilfe zur leichteren Eingabe der Daten, es gibt keine Hinweise, wie eventuell Steuern zu sparen sind, welche Werbungskosten geltend gemacht werden können. Das isst auch für so eine allgemein gültige Steuersoftware, wie sie die Finanzverwaltungen zur Verfügung stellen will, nicht möglich. Eine Steuerberatung wird durch Elstersoftware nicht ersetzt.

    Kloiber: Wenn ich online meine Steuer mache - und bei Steuern hört jeder Spaß auf - und wenn es um das Thema Sicherheit geht, kann ich mich darauf verlassen, dass das alles integer ist und vor allen Dingen sicher? Und dass der Fiskus nicht mehr und nicht weniger erfährt als er soll und er darf?

    Kriesel: Beim Thema Sicherheit müsste man zwei Aspekte unterscheiden: Zum einen geht es um die Sicherheit bei der Datenübertragung, also sind die sehr sensiblen Daten, die ich auf meinem Computer habe, kann ich sichergehen, dass die auch von Dritten unbemerkt beim Finanzamt eingehen. Da gibt es bisher keine Hinweise, dass hier Sicherheitslücken existieren. Die Finanzverwaltung nutzt moderne Verschlüsselungsverfahren, Sie können also im Prinzip sicher sein, dass auf dem Übertragungsweg die Daten nicht eingehackt werden können. Der zweite Aspekt ist der so genannte Authentifizierungsaspekt. Die Finanzverwaltung muss ja sichergehen können, und Sie müssen sichergehen können, dass die Daten, die Sie per Elster abgeben dann auch Ihnen beim Finanzamt zugeschrieben werden. Da ist es bei Steuererklärungen nach wie vor noch erforderlich, dass die mit einer Unterschrift versehen werden, um eben diese Authentifizierung sicherzustellen, aber auch bestätigen Sie mit Ihrer Unterschrift, dass Sie die Daten nach besten Wissen und Gewissen in die Steuererklärung eingetragen haben.