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EM wieder öffentlich rechtlich

ARD und ZDF haben nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel die Fernsehrechte an der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine erworben. Dies ist der erste Abschluss in den fünf europäischen Top-Märkten, die die Uefa in Eigenregie vermarktet.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    ARD und ZDF zahlen zusammen etwa 110 Millionen Euro für die Übertragung der 31 Spiele der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. In etwa soviel, wie die beiden öffentlich-rechtlichen Sender für die Europameisterschaft 2008 in der Schweiz und Österreich an die Agentur Sportfive überwiesen haben. Der europäische Fußballverband UEFA hatte auf dem deutschen Markt mit deutlich höheren Einnahmen gerechnet. Aber in Deutschland fehlt der Wettbewerb, um die Rechtepreise nach oben zu treiben. Für die Privatsender RTL und SAT 1 sind die Kosten kaum refinanzierbar. Und der Bezahlsender Sky hat sich an der Ausschreibung nicht beteiligt, weil eine EM dem Abo-Kanal keine neuen Kunden bringt.

    Denn laut der UEFA-Ausschreibung gibt es nach der Gruppenphase keine exklusiven Rechte für das Abo-Fernsehen. Ähnlich wird es auch in England, Spanien, Italien und Frankreich ablaufen. In diesen sogenannten Top-Märkten verhandelt die UEFA ebenfalls in Eigenregie und gründete deshalb eine eigene Vermarktungsagentur. Nur gibt der Markt zurzeit keine Rekordsummen her. Die Rechte für die übrigen – weniger lukrativen - europäischen Nationen hat die Europäische Rundfunk-Union im Paket erworben.

    Das schlechte Ergebnis der UEFA ist auch ein Warnsignal für das Internationale Olympische Komitee. Das hatte die kleinen Märkte im Paket an die Agentur Sportfive verkauft. Diese soll laut Branchenkennern 250 Millionen Euro dafür gezahlt haben. Insider halten diese Summe für kaum refinanzierbar. Ähnlich wie der Fußball-Kontinental-Verband bei der Euro 2012 will das IOC für Olympia 2014 und 2016 in den wichtigsten Märkten selbst verhandeln. In Deutschland liegen die Gebote zurzeit sehr niedrig, ARD und ZDF bieten 90 Millionen Euro, Sky soll 100 Millionen Euro geboten haben.

    Aber beim Bezahlsender ist das Interesse gering, da sie 200 Übertragungsstunden an das frei empfangbare Fernsehen weiterverkaufen müssen und so kaum Exklusivität zur Neugewinnung von Kunden erhalten. Bei den anstehenden Nachverhandlungen wird Sky sein Gebot nicht erhöhen. Und ARD und ZDF werden mangels Konkurrenz ihr Angebot auch nicht mehr wesentlich steigern. Es zeigt sich: Der Trend der großen Sportorganisationen, mit eigenen Agenturen in den wichtigen Märkten neue Rekordsummen zu erzielen, geht nicht auf.