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Emissionen, Temperaturen, Entwicklungen

Rund 20.000 Delegierte sind im südafrikanischen Durban zur Weltklimakonferenz zusammengekommen. Allerdings: In den wohlhabenden Ländern rangiert das Thema Klimawandel wegen der Finanzkrise im Moment eher unter ferner liefen. Derweil häufen sich anderswo Unwetter und Dürren.

Von Pia Zimmermann | 28.11.2011
    Dürre und Hunger in Ostafrika, Schnee- und Wirbelstürme in den USA, Flutkatastrophen in Thailand, Waldbrände in Sibirien, die Naturkatastrophen nehmen zu und kosten die Versicherten mittlerweile im Jahr 200 Mrd. Dollar. Das allerdings ist erst der Anfang, sagt Prof. Stefan Rahmstorf, Meeresforscher am Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung:

    "Wir stellen auch an unseren Küsten fest, dass der Meeresspiegel steigt, und zwar nicht nur kontinuierlich steigt, sondern auch beschleunigt ansteigt, das heißt, die Anstiegsraten sind in den letzten ein bis zwei Jahrzehnten die höchsten seit Beginn der Pegelmessungen an unseren Küsten."

    Natürlich, weil das Wasser wärmer wird, sich ausdehnt, das Meereis und die Gletscher tauen: Gay Adema erforscht die Gletscher in Alaska:

    "Was wir hier beobachten, das ist der Rückzug seit dem Ende der letzten Eiszeit man sieht es vor allem an den Gletschern der Küste. Dort verlieren die Gletscher zwei Meter pro Jahr. Sie werden immer dünner es ist dramatisch."

    Und dennoch es gibt keine Umkehr, das Klima wird wärmer, der Ausstoß der Treibhausgase steigt weiter. Die Internationale Energieagentur schlägt Alarm und fürchtet gar, dass uns der Klimawandel außer Kontrolle gerät:

    "Wenn es eine übergreifende Message gibt in diesem Report, dann ist es die Erkenntnis, dass ohne einen schnellen und radikalen Richtungswechsel, die Welt in eine unsichere, ineffizienten und klimaschädlichen Energiezukunft rennt."

    warnte die Direktorin der Internationalen Energieagentur Maria van der Hoeven während der Veröffentlichung des jährlichen Ausblicks für den Energiemarkt. Und es wird klar, dass die Staaten der Europäischen Union ihren Ausstoß an CO2 nicht reduziert haben. Vielleicht im eigenen Land, aber wir importieren CO2, und zwar im großen Maß. Ottmar Edenhofer, Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung:

    "Wir sehen ja das China die Werkbank der Welt ist. China exportiert Güter, China exportiert Kapital, aber China exportiert auch CO2 Emissionen. Mit jedem Gut, das wir aus China importieren, importieren wir auch eben CO2."

    Und treiben mit unserem Konsum das Konto für die Treibhausgase immer weiter in die Höhe. Wenn wir die Erwärmung nicht über zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit steigen lassen wollen, dann, so haben die Klimaforscher berechnet, darf die Welt bis 2050 nur noch 700 Gigatonnen Co2 in die Luft pusten. Stefan Rahmstorf vom Potsdam Institut winkt ab:

    "Die haben wir bei der jetzigen Emissionsrate schon in ca. zwanzig Jahren emittiert. Das zeigt sofort, wie knapp das Zeitfenster ist."

    Und das bedeutet ab 2020 müssen die CO2 Emissionen sinken. Kaum vorstellbar bei der derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklung der Schwellenländer, die vor allem mit Kohle und Öl gemeistert wird. China ist heute schon der weltgrößte Emittent des Treibhausgases und die Direktorin der Internationale Energie Agentur Maria van der Hoeven beschwört die Staaten:

    "Wir müssen weiter in die effizienten klimafreundlichen Technologien investieren, die Energie für uns sichern und helfen die Klimakatastrophe zu verhindern."

    Tun wir das nur zögerlich und machen wir so weiter wie bisher, dann setzen wir nicht nur unseren Wohlstand aufs Spiel, sondern auch die Lebensgrundlagen der kommenden Generationen, sagt Professor Hans-Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam Instituts:

    "Weiter gedacht bis 2300 würden wir in den Bereich von sechs bis acht Grad Erwärmung vorstoßen und das wäre eine völlig andere Welt. Das wäre natürlich nicht das Ende der Menschheit, aber es wäre das Ende der Zivilisation, so wie wir sie kennen."