Der Streit um die Nachfolge Neo Rauchs an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, HGB, ist die Geschichte eines Verlustes. Das Problem etwaiger Vetternwirtschaft ist - um es einmal mit dem Titel einer Neo-Rauch-Ausstellung zu sagen: eher ein Randgebiet.
Die eigentliche Frage lautet: Stirbt die Malerei Leipziger Tradition mit dem Ausscheiden Neo Rauchs nun endgültig aus? Eine Malereitradition, die auf Figuration basiert und handwerkliche Technik als Grundstock vermittelt und die Künstler wie Otto Dix, Käthe Kollwitz oder Werner Tübke zum Vorbild nahm?
Diese Linie überlebte die Wendezeit, dank des damaligen Direktors Arno Rink, Rauchs ehemaligem Professor. Bereits unter Rink entwickelte sich die HGB in Richtung moderner Medien und richtete eine entsprechende Fachklasse ein. Arno Rink sagte heute in der Tageszeitung "Die Welt", dass ein Verbleib Rauchs das Abgleiten der Hochschule in die Beliebigkeit lediglich hätte herauszögern können.
Neo Rauch selbst sieht sich der alten Traditionslinie verhaftet, die mit ihm als "Neue Leipziger Schule" weiterlebte und internationale Erfolge feierte.
"Man kann ja rundheraus sagen, dass nirgendwo in der weiten Welt dieses Phänomen der 'Neuen Leipziger Schule' - zu dem man weiß Gott stehen kann wie man will - mit größerer Reserviertheit betrachtet wird, als an diesem Hause selbst. Im Grunde genommen war das, was man 'Neue Leipziger Schule' genannt hat, ein Betriebsunfall, im Rahmen dessen, was man beabsichtigte. Es hat etwas mit Ausblendungen zu tun - dessen, was dem Haus über viele Jahre hinweg eine unverkennbare Struktur verlieh, ein Profil. Es ist halt jetzt so gekommen, dass eine Richtungsentscheidung Gestalt angenommen hat, die darauf hinausläuft, dass es nur noch eine Fachklasse gibt, in der - das was man traditionelles Malen Leipziger Provenienz nennen könnte - eine Fortexistenz feiert oder fristet. Und das ist natürlich eine Disproportionalität, die ich sehr bedaure!"
Mit der verbleibenden Malereifachklasse ist die von Professorin Annette Schröter gemeint. Rauchs Wunschkandidat für seine Nachfolge wäre der belgische Maler Michael Borremans gewesen, der mit seinen fast schon rembrandesk und sinnlich anmutenden Leinwänden an die figurative Tradition der Leipziger nahtlos hätte anknüpfen können.
"Die Frage ist doch: Was leistet sich dieses Haus denn da? Borremans ist jemand, dem man an keinem zweiten Haus der Welt die Türe weisen würde! Und die Begründung, dass die Sprachkenntnisse nicht topp wären, dass er also nicht fließend Deutsch spricht, das an einem Hause zu vernehmen, das - wenn es nach den Protagonisten ginge - sich lieber heute als morgen 'Academy of visual Arts' nennen würde, ist ja schon hanebüchen!"
Michael Borremans Arbeiten hängen zum Beispiel im New Yorker Museum of Modern Art.
Dort sind auch Leinwände von Heribert C. Ottersbach zu sehen. Im Vergleich zu Borremans steht der 1960 geborene Kölner Maler für einen eher konzeptuelleren, dekonstruktivistischeren Ansatz. Trotzdem fühlt sich Ottersbach als zukünftiger Malerei-Professor an der HGB gut aufgehoben:
"Es ist ja so, dass ich auch ein figürlich gegenstandsbezogener Maler bin. Und ich komme nicht aus der Leipziger Tradition und bin erstens über diese Dinge informiert, seit Jahren. Ich will auch nicht hier herkommen, um meine Entwicklung in der Malerei hier zu implantieren!"
Joachim Brohm, der Direktor der HGB, wies Neo Rauchs Einwände gegen die Ernennung Heribert C. Ottersbachs scharf zurück:
"Wir lassen uns von niemandem vorschreiben, wer hier auf welche Stelle besetzt wird, sondern wir regeln die Dinge hier, so wie es vorgeschrieben ist, in einem möglichst offenen und transparenten Verfahren. Und in dem Sinne sind die Vorwürfe Neo Rauchs unberechtigt!"
Aber vielleicht hätte man bei Michael Borremans als potenziell neuem Professor genauer hinschauen sollen: Denn mit dem Belgier hätte man sich nicht nur einen guten Maler ans Haus holen können, sondern auch einen exzellenten Foto- und Videokünstler. So hätte er vielleicht als Mittler zwischen den HGB-internen, inhaltlichen Fronten agieren können.
Die eigentliche Frage lautet: Stirbt die Malerei Leipziger Tradition mit dem Ausscheiden Neo Rauchs nun endgültig aus? Eine Malereitradition, die auf Figuration basiert und handwerkliche Technik als Grundstock vermittelt und die Künstler wie Otto Dix, Käthe Kollwitz oder Werner Tübke zum Vorbild nahm?
Diese Linie überlebte die Wendezeit, dank des damaligen Direktors Arno Rink, Rauchs ehemaligem Professor. Bereits unter Rink entwickelte sich die HGB in Richtung moderner Medien und richtete eine entsprechende Fachklasse ein. Arno Rink sagte heute in der Tageszeitung "Die Welt", dass ein Verbleib Rauchs das Abgleiten der Hochschule in die Beliebigkeit lediglich hätte herauszögern können.
Neo Rauch selbst sieht sich der alten Traditionslinie verhaftet, die mit ihm als "Neue Leipziger Schule" weiterlebte und internationale Erfolge feierte.
"Man kann ja rundheraus sagen, dass nirgendwo in der weiten Welt dieses Phänomen der 'Neuen Leipziger Schule' - zu dem man weiß Gott stehen kann wie man will - mit größerer Reserviertheit betrachtet wird, als an diesem Hause selbst. Im Grunde genommen war das, was man 'Neue Leipziger Schule' genannt hat, ein Betriebsunfall, im Rahmen dessen, was man beabsichtigte. Es hat etwas mit Ausblendungen zu tun - dessen, was dem Haus über viele Jahre hinweg eine unverkennbare Struktur verlieh, ein Profil. Es ist halt jetzt so gekommen, dass eine Richtungsentscheidung Gestalt angenommen hat, die darauf hinausläuft, dass es nur noch eine Fachklasse gibt, in der - das was man traditionelles Malen Leipziger Provenienz nennen könnte - eine Fortexistenz feiert oder fristet. Und das ist natürlich eine Disproportionalität, die ich sehr bedaure!"
Mit der verbleibenden Malereifachklasse ist die von Professorin Annette Schröter gemeint. Rauchs Wunschkandidat für seine Nachfolge wäre der belgische Maler Michael Borremans gewesen, der mit seinen fast schon rembrandesk und sinnlich anmutenden Leinwänden an die figurative Tradition der Leipziger nahtlos hätte anknüpfen können.
"Die Frage ist doch: Was leistet sich dieses Haus denn da? Borremans ist jemand, dem man an keinem zweiten Haus der Welt die Türe weisen würde! Und die Begründung, dass die Sprachkenntnisse nicht topp wären, dass er also nicht fließend Deutsch spricht, das an einem Hause zu vernehmen, das - wenn es nach den Protagonisten ginge - sich lieber heute als morgen 'Academy of visual Arts' nennen würde, ist ja schon hanebüchen!"
Michael Borremans Arbeiten hängen zum Beispiel im New Yorker Museum of Modern Art.
Dort sind auch Leinwände von Heribert C. Ottersbach zu sehen. Im Vergleich zu Borremans steht der 1960 geborene Kölner Maler für einen eher konzeptuelleren, dekonstruktivistischeren Ansatz. Trotzdem fühlt sich Ottersbach als zukünftiger Malerei-Professor an der HGB gut aufgehoben:
"Es ist ja so, dass ich auch ein figürlich gegenstandsbezogener Maler bin. Und ich komme nicht aus der Leipziger Tradition und bin erstens über diese Dinge informiert, seit Jahren. Ich will auch nicht hier herkommen, um meine Entwicklung in der Malerei hier zu implantieren!"
Joachim Brohm, der Direktor der HGB, wies Neo Rauchs Einwände gegen die Ernennung Heribert C. Ottersbachs scharf zurück:
"Wir lassen uns von niemandem vorschreiben, wer hier auf welche Stelle besetzt wird, sondern wir regeln die Dinge hier, so wie es vorgeschrieben ist, in einem möglichst offenen und transparenten Verfahren. Und in dem Sinne sind die Vorwürfe Neo Rauchs unberechtigt!"
Aber vielleicht hätte man bei Michael Borremans als potenziell neuem Professor genauer hinschauen sollen: Denn mit dem Belgier hätte man sich nicht nur einen guten Maler ans Haus holen können, sondern auch einen exzellenten Foto- und Videokünstler. So hätte er vielleicht als Mittler zwischen den HGB-internen, inhaltlichen Fronten agieren können.