Pendlerchaos in der Madrider U-Bahn morgens um sieben. Selbst auf den Bahnsteigen ist kaum Platz, in der Bahn passt auch zwischen die Stehenden kein Blatt Papier mehr. Die am Eingang verteilten Gratiszeitungen sprechen von einer Initiative zur Rationalisierung der Arbeitszeiten. Die Pendlerin Paz García sagt dazu:
"Ich finde das gut, aber es ist eine Utopie. Die Vorgesetzten sind total dagegen. Wichtig ist, möglichst lange zur Verfügung zu stehen. Dabei arbeitet um acht oder neun Uhr morgens niemand. Da wird erst mal ein Café getrunken, der Computer in aller Ruhe eingeschaltet, im Internet gesurft und die E-Mails werden gecheckt."
Die traditionellen Arbeitszeiten von acht bis 14, einem zweiten Turnus von 17 bis 20 Uhr und einer dreistündigen Mittagspause dazwischen sind bis heute keine Seltenheit. Die langen Pausen nennt man Siesta und wurden bisher mit der Hitze am Nachmittag begründet. Doch das ist ein Mythos. Das sagt Ignacio Buqueras. Er ist Vorsitzender der Regierungskommission zur Änderung der Arbeitszeiten.
"Bis in die 30er und 40er Jahre waren unsere Arbeitszeiten ähnlich denen im Rest Europas. Dann kam ein Wandel. Nach unserem Bürgerkrieg in herrschte bei uns große in den 40er Jahren große Not. Die Leute begannen, zwei Arbeitsplätze zu haben. Einen morgens, der um 14 Uhr endete, und einen zweiten am Abend. Dazwischen benötigten sie eine längere Pause. Das sind die wahren Gründe für die unterschiedlichen Zeiten bei uns."
Seither gehört die lange Mittagspause, bei der oft auch eine Flasche Rotwein auf dem Tisch steht, zu Spanien wie Stierkampf und Flamenco, die angestrebte Reform kommt einer Kulturrevolution gleich, weiß Ignacio Buqueras:
"Dank dieser langen Arbeitstage sind die Spanier ständig gestresst, gehetzt, kommen zu spät, und neben dem Beruf haben sie kaum noch ein Privatleben. Wir fordern einen rationellen Umgang mit der Zeit. Die Manager müssen sich ändern. Sie müssen verstehen, dass ihre Angestellten nicht mehr arbeiten, weil sie länger im Büro sind."
Der Minister für öffentliche Verwaltung, Jordi Sevilla, hatte jüngst beklagt, seine Kinder kaum zu Gesicht zu bekommen und verfügt, dass in allen spanischen Behörden die Mittagspause verkürzt wird, und künftig um 18 Uhr Feierabend ist. Auch bei den künftigen Tarifverhandlungen soll der lange Arbeitstag zum Thema werden. Für die Kommission sind die Arbeitszeiten nicht nur eine Frage des Familienlebens:
"Die Spanier schlafen im Schnitt 40 Minuten weniger als der Rest der Europäer. Das muss sich ändern. Wer müde in der Fabrik steht oder auf ein Gerüst klettert, erleidet auch leichter einen Arbeitsunfall."
Und bei den Arbeitsunfällen ist Spanien in Europa immer noch führend.
Die U-Bahn hat inzwischen den Umsteigebahnhof Atocha erreicht. Auch Informatiker Luis Lujan wird wieder neun Stunden im Büro sein, Überstunden werden nicht bezahlt.
"Mein Chef kommt ständig kurz vor Feierabend mit etwas, das bis morgen erledigt werden muss. So bleibe ich eben wieder länger. Dabei hätte er diesen Auftrag auch am Morgen erteilen können, wenn er seine Zeit nicht in langwierigen Besprechungen verplempert hätte. Wir wissen, wann wir zur Arbeit gehen, aber nie, wann wir raus kommen."
Auch Paz García steigt in Atocha in die S-Bahn um. Sie muss zum langen Arbeitstag bis zu zwei Stunden Fahrtzeiten hinzurechnen. Fürs Privatleben bleibt da nicht viel Zeit:
"Ich habe keine Kinder, aber wenn ich welche hätte, würde ich sie nur sehen, um sie ins Bett zu bringen. Kolleginnen bezahlen eine Tagesmutter, die ihren Nachwuchs vom Kindergarten oder von der Schule abholt, oder es gibt eben noch die berühmte Oma. Bei mir wäre das alles unmöglich."
"Ich finde das gut, aber es ist eine Utopie. Die Vorgesetzten sind total dagegen. Wichtig ist, möglichst lange zur Verfügung zu stehen. Dabei arbeitet um acht oder neun Uhr morgens niemand. Da wird erst mal ein Café getrunken, der Computer in aller Ruhe eingeschaltet, im Internet gesurft und die E-Mails werden gecheckt."
Die traditionellen Arbeitszeiten von acht bis 14, einem zweiten Turnus von 17 bis 20 Uhr und einer dreistündigen Mittagspause dazwischen sind bis heute keine Seltenheit. Die langen Pausen nennt man Siesta und wurden bisher mit der Hitze am Nachmittag begründet. Doch das ist ein Mythos. Das sagt Ignacio Buqueras. Er ist Vorsitzender der Regierungskommission zur Änderung der Arbeitszeiten.
"Bis in die 30er und 40er Jahre waren unsere Arbeitszeiten ähnlich denen im Rest Europas. Dann kam ein Wandel. Nach unserem Bürgerkrieg in herrschte bei uns große in den 40er Jahren große Not. Die Leute begannen, zwei Arbeitsplätze zu haben. Einen morgens, der um 14 Uhr endete, und einen zweiten am Abend. Dazwischen benötigten sie eine längere Pause. Das sind die wahren Gründe für die unterschiedlichen Zeiten bei uns."
Seither gehört die lange Mittagspause, bei der oft auch eine Flasche Rotwein auf dem Tisch steht, zu Spanien wie Stierkampf und Flamenco, die angestrebte Reform kommt einer Kulturrevolution gleich, weiß Ignacio Buqueras:
"Dank dieser langen Arbeitstage sind die Spanier ständig gestresst, gehetzt, kommen zu spät, und neben dem Beruf haben sie kaum noch ein Privatleben. Wir fordern einen rationellen Umgang mit der Zeit. Die Manager müssen sich ändern. Sie müssen verstehen, dass ihre Angestellten nicht mehr arbeiten, weil sie länger im Büro sind."
Der Minister für öffentliche Verwaltung, Jordi Sevilla, hatte jüngst beklagt, seine Kinder kaum zu Gesicht zu bekommen und verfügt, dass in allen spanischen Behörden die Mittagspause verkürzt wird, und künftig um 18 Uhr Feierabend ist. Auch bei den künftigen Tarifverhandlungen soll der lange Arbeitstag zum Thema werden. Für die Kommission sind die Arbeitszeiten nicht nur eine Frage des Familienlebens:
"Die Spanier schlafen im Schnitt 40 Minuten weniger als der Rest der Europäer. Das muss sich ändern. Wer müde in der Fabrik steht oder auf ein Gerüst klettert, erleidet auch leichter einen Arbeitsunfall."
Und bei den Arbeitsunfällen ist Spanien in Europa immer noch führend.
Die U-Bahn hat inzwischen den Umsteigebahnhof Atocha erreicht. Auch Informatiker Luis Lujan wird wieder neun Stunden im Büro sein, Überstunden werden nicht bezahlt.
"Mein Chef kommt ständig kurz vor Feierabend mit etwas, das bis morgen erledigt werden muss. So bleibe ich eben wieder länger. Dabei hätte er diesen Auftrag auch am Morgen erteilen können, wenn er seine Zeit nicht in langwierigen Besprechungen verplempert hätte. Wir wissen, wann wir zur Arbeit gehen, aber nie, wann wir raus kommen."
Auch Paz García steigt in Atocha in die S-Bahn um. Sie muss zum langen Arbeitstag bis zu zwei Stunden Fahrtzeiten hinzurechnen. Fürs Privatleben bleibt da nicht viel Zeit:
"Ich habe keine Kinder, aber wenn ich welche hätte, würde ich sie nur sehen, um sie ins Bett zu bringen. Kolleginnen bezahlen eine Tagesmutter, die ihren Nachwuchs vom Kindergarten oder von der Schule abholt, oder es gibt eben noch die berühmte Oma. Bei mir wäre das alles unmöglich."