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Ende einer dornigen Beziehung

Seit Freitag vergangener Woche ist klar: Monika Auweter-Kurtz gibt auf. Sie kommt nicht zurück in die Hansestadt und legt ihr Amt als Präsidentin nieder. Sie hat den Auflösungsvertrag, den ihr von der Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach vorgelegt wurde, akzeptiert.

Von Verena Herb | 08.07.2009
    Im Interview mit dem Deutschlandfunk erklärte die CDU-Senatorin:

    "Ich habe keine andere mehr Möglichkeit gesehen. Es gibt einen Punkt, dann ist auch die Politik gefordert. Und wenn ich ein klares Signal aus der Universität bekomme, dass man mit ihr nicht mehr weiterarbeiten will, dann ist das ein Grund für mich, sozusagen, auch aktiv zu werden. Und deshalb habe ich auch genau diesen Weg gewählt, ihr den Auflösungsvertrag anzubieten, weil ich glaube, dass das die fairste von allen Lösungen war."

    Ob auch die Universitätspräsidentin die Vorgehensweise der Senatorin als "fair" bezeichnen würde, bleibt fraglich. Sie war für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen, sondern ließ nur schriftlich verlauten: Da sie derzeit nicht mehr den erforderlichen Rückhalt habe, um den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen zu können, habe sie sich zu diesem Schritt entschlossen.

    Es waren aufregende Wochen für die Präsidentin: Die Stuttgarter Professorin für Raumfahrttechnik - was ihr den Spitznamen "Raketen-Moni" einbrachte - war besonders wegen ihres als autoritär empfundenen Führungsstils auf heftige Kritik gestoßen. Der Asta-Vorsitzende der Uni Hamburg, Severin Pabsch teilt diese Meinung, relativiert allerdings auch:

    "Über die Führungsqualitäten von Frau Auweter-Kurtz hat man diskutiert. Das konnte man auch machen. Aber die meisten Probleme, die um ihre Person diskutiert wurden, sind politische. Vor allen Dingen Frau Gundelach hat viele Dinge angeregt, die später Frau Auweter-Kurtz angehaftet wurden."

    Wie beispielsweise das schnelle Tempo beim Reformprozess, vorgeschrieben durch das neue Hamburger Hochschulgesetz oder der mögliche Umzug der gesamten Universität in den Hafen. Der Asta-Vorsitzende fordert deshalb gar den Rücktritt der Wissenschaftssenatorin.

    Herlind Gundelach scheint das wenig zu kümmern. Sie findet äußerst deutliche Worte, warum es mit dem Engagement von Frau Auweter-Kurtz an der Universität nicht funktioniert hat:

    "Ich glaube, sie hatte tatsächlich Probleme, was ihre Führungsqualifikation und -fähigkeit und Führungsstil angeht. Man kann eine solche Universität, noch dazu mit einer solchen Tradition wie sie die Hamburger hat, die kann man nicht von jetzt auf gleich sozusagen in eine Gegenrichtung drehen. Das sind Prozesse, die man einleiten muss. Wo man die Betroffenen mitnehmen muss. Und ich glaube, das hat sie zu wenig verstanden."

    Seit ihrem Amtsantritt 2006 hatte Monika Auweter-Kurtz nach und nach die Unterstützung vieler universitärer Gruppen verloren: So hatten unter anderem mehr als 120 Professoren ihre Abwahl gefordert. Vier der sechs Dekane hatten erklärt, nicht mehr mit der Stuttgarterin zusammen arbeiten zu wollen. Dabei ging es wohl zum einen um persönliche Unverträglichkeiten, als auch um sachliche Differenzen über den Kurs der Universität.

    Und wer kommt jetzt? Ab morgen wird Gabriele Löschper als Vizepräsidentin die Geschäfte der Universität Hamburg führen. So lange, bis ein Nachfolger gefunden wird. Severin Pabsch:

    "Jetzt muss die Universität erst mal zur Ruhe kommen. Und sich über die Sommerpause überlegen, wie sie sich selber organisieren möchte. Wie stellt sie sich das selber vor? Und dass dann in die Politik tragen. Und die Politik hat das dann so auch zu akzeptieren. Wenn wir eine Sache gelernt haben, dann die, dass eine Uni nicht top-down regiert werden kann."

    Unstrittig ist, dass das neue Hochschulgesetz, was unter anderem die hierarchische Führung an der Uni begünstigte, überarbeitet und nachgebessert werden muss.

    ""Es wird mit Sicherheit zu der einen oder anderen Veränderung kommen. Davon gehe ich auch aus. Aber wir müssen uns jetzt erst mal Paragraf für Paragraf angucken, was hat sich bewährt, was hat sich nicht bewährt. Was muss man gegebenenfalls anders regeln... Aber ich glaube an der Grundstruktur wird sich nichts grundlegendes ändern. Wie gesagt, es wird Nachbesserungen geben","

    so die Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach.

    Die Studentenvertreter wünschen sich, dass nun eine Findungskommission eingesetzt wird, die auch über die inneruniversitären Grenzen hinaus nach einem Nachfolger für Frau Auweter-Kurtz Ausschau hält. Und die Suche nach einem geeigneten Kandidaten - die wird wohl eine ganze Zeit dauern.