Aus, Schluss, vorbei. Denn die Lektorin hat zum Jahresende die Kündigung erhalten, aus "betriebswirtschaftlichen Gründen", wie der Verlagseigner Karl Nolle sagt. Das Dumme daran: die gechasste Lektorin ist die einzige im Haus. Nun will der empörte Beirat seine Mitarbeit beenden, Autoren wollen Verträge über bereits projektierte, aber noch nicht erschienene Bücher kündigen. Der renommierten Reihe steht damit eine Zukunft bevor, die keine ist: bloß noch als Backlist.
Der Fall ist lehrreich. Zum einen wirft er ein Schlaglicht darauf, wie weit es im Verlagswesen mit dem bei Unternehmensberatern so beliebten "Outsourcing" gekommen ist: Heute glauben Verlage tatsächlich, sie könnten ihr Lektorat allein mit freien Mitarbeitern besorgen. Zum anderen gibt der Fall eine Kostprobe von der Moral eines erklärtermaßen "linken" Unternehmertums. Karl Nolle, ein Weggefährte des Bundeskanzlers aus den frühen Hannoveraner Tagen als Jungsozialist, hat in den sechziger Jahren angefangen, mit einer kleinen Druckerei die Flugschriften eines Sozialistischen Arbeitskreises zu drucken. Noch heute kehrt Nolle gern seine Aktivistenzeit und seine Volksnähe heraus, etwa wenn seine damalige Entfremdung von Gerhard Schröder mit den Worten erklärt: "Die einen wollten nach oben streben, die anderen leisteten Basisarbeit."
Aktivist ist Nolle noch immer. Als gefürchtetste Kampfwaffe der Dresdner Sozialdemokraten wühlt er in der schmutzigen Wäsche der sächsischen CDU und hat maßgeblich zur Abdankung von "König Kurt" Biedenkopf beigetragen. Zusammen mit seiner Frau führt Nolle ein großes Unternehmen, das Dresdner Druckhaus; er ist Millionär und Kunstfreund geworden und pflegt seinen Ruf als Mäzen des Dresdner Kupferstichkabinetts. Zum Wirtschaftsminister oder auch Oberbürgermeister hätte es der rührige Wessi in seiner neuen sächsischen Heimat gern gebracht.
Es gab einmal eine Zeit, da nannte Nolle die Reihe "Zur Einführung" seine "Herzenssache". Aber der Junius-Verlag liegt nicht in Sachsen, Hamburg ist weit weg, fernab aller Nolleschen Wahlkampfzonen, und mit dem Erhalt einer philosophisch-literarischen Buchreihe lässt sich im tagespolitischen Hickhack kein Blumentopf gewinnen. Das verändert, wie man sieht, auch die Herzenssachen.
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Der Fall ist lehrreich. Zum einen wirft er ein Schlaglicht darauf, wie weit es im Verlagswesen mit dem bei Unternehmensberatern so beliebten "Outsourcing" gekommen ist: Heute glauben Verlage tatsächlich, sie könnten ihr Lektorat allein mit freien Mitarbeitern besorgen. Zum anderen gibt der Fall eine Kostprobe von der Moral eines erklärtermaßen "linken" Unternehmertums. Karl Nolle, ein Weggefährte des Bundeskanzlers aus den frühen Hannoveraner Tagen als Jungsozialist, hat in den sechziger Jahren angefangen, mit einer kleinen Druckerei die Flugschriften eines Sozialistischen Arbeitskreises zu drucken. Noch heute kehrt Nolle gern seine Aktivistenzeit und seine Volksnähe heraus, etwa wenn seine damalige Entfremdung von Gerhard Schröder mit den Worten erklärt: "Die einen wollten nach oben streben, die anderen leisteten Basisarbeit."
Aktivist ist Nolle noch immer. Als gefürchtetste Kampfwaffe der Dresdner Sozialdemokraten wühlt er in der schmutzigen Wäsche der sächsischen CDU und hat maßgeblich zur Abdankung von "König Kurt" Biedenkopf beigetragen. Zusammen mit seiner Frau führt Nolle ein großes Unternehmen, das Dresdner Druckhaus; er ist Millionär und Kunstfreund geworden und pflegt seinen Ruf als Mäzen des Dresdner Kupferstichkabinetts. Zum Wirtschaftsminister oder auch Oberbürgermeister hätte es der rührige Wessi in seiner neuen sächsischen Heimat gern gebracht.
Es gab einmal eine Zeit, da nannte Nolle die Reihe "Zur Einführung" seine "Herzenssache". Aber der Junius-Verlag liegt nicht in Sachsen, Hamburg ist weit weg, fernab aller Nolleschen Wahlkampfzonen, und mit dem Erhalt einer philosophisch-literarischen Buchreihe lässt sich im tagespolitischen Hickhack kein Blumentopf gewinnen. Das verändert, wie man sieht, auch die Herzenssachen.
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