Müller: Ja, er wurde 1858 von Ernst Arthur Seemann als Verlagsbuchhandlung in Essen gegründet, dann 1861 nach Leipzig verlegt. Der Herr Seemann hat an diesem leider unvollendet gebliebenen Konversationslexikon zur wilden Kunst mitgearbeitet und zu diesem Zeitpunkt den Entschluss gefasst, einen Kunstverlag zu gründen. Sein Sohn Arthur hat dann den Verlag bis 1923 weitergeführt. Dann ist der Sohn von Arthur Seemann der Herr Ehlert eingestiegen und hat das Verlagsunternehmen bis 1944 geleitet. Dann hat die Enkelin die Leitung übernommen. 1952 wurde dann der Seemann-Verlag ins Volkseigentum überführt.
Schäfer-Noske: Welche Rolle hat denn der Seemann-Verlag zu DDR-Zeiten gespielt?
Müller: Er war immer neben dem Verlag der Kunst in Dresden und dem Henschel-Verlag in Berlin der bedeutendste Kunstverlag. Also er hat sehr viele bedeutende Werke herausgebracht. Das bedeutendste war wohl das allgemeine Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts, also den Vollmer. Davor hat er ja den Thieme-Becker, also überhaupt das allgemeine Lexikon der bildenden Künstler herausgebracht. Dann wurde in den 80er Jahren das Lexikon der Kunst herausgebracht. Es hat eine gewisse Ausrichtung nach der östlichen Kunst gegeben, was ich aber sehr positiv bewerten würde, weil es damit einzig im Seemann-Verlag geschehen ist.
Schäfer-Noske: Nach der Wende wurde dann ja der Verlag von Dornier übernommen. Nun kam in der vergangenen Woche die Nachricht vom Aus Ihres Verlages. Wie überraschend war für Sie diese Nachricht?
Müller: Diese Nachricht war sehr überraschend, also wirklich von heute auf morgen. Das hat uns trotzdem nicht davon abgehalten, sofort aus Eigeninitiative Wege und Mittel zu suchen, die Verlage weiterführen zu können. Wir sind auf dem besten Wege das auch in die Tat umzusetzen.
Schäfer-Noske: Was ist da bisher geschehen?
Müller: Wir haben Verbündete gesucht, die finanziell mit einsteigen werden, um die drei Verlage weiterführen zu können. Die Verhandlungen haben jetzt eingesetzt. Es kommt jetzt einfach darauf an, mit der Dornier-Verlagsgruppe zu einer Einigung zu kommen, zu welchen Konditionen die Verlage nahtlos weitergeführt werden können. Das sollte ja im Interesse aller sein.
Schäfer-Noske: Wie optimistisch sind Sie denn, dass es da zu einer gütlichen Einigung kommt?
Müller: Wie ich Herrn Dornier selbst kenne, bin ich sehr optimistisch. Ihm liegen ja die Verlage sehr am Herzen. Er hat uns ja 1992 auch gerettet. Es dürfte ja nicht in seinem Interesse sein, die Verlage jetzt schließen zu lassen.
Schäfer-Noske: Dornier will Ihr Verlagshaus schließen, so ist der jetzige Stand. Dornier will sich auf Religion und Ratgeber konzentrieren. Klar, Ratgeber verkaufen sich immer gut. Aber lässt sich denn mit Kunstbüchern tatsächlich kein Geld mehr machen? Oder wo liegt da das eigentliche Problem?
Müller: Es lässt sich nicht so schnell Geld damit machen, das ist das eigentliche Problem. Finanziell befinden wir uns heute auf einer Strecke, die uns das Überleben durchaus ermöglicht, soweit man heute noch von sicheren Zeiten sprechen kann. Ansonsten hätte ich auch keine Geldgeber finden können, die sich hier beteiligen wollen.
Schäfer-Noske: Inwieweit würden sich denn dann, wenn alles sich zum Guten wendet, die beschlossenen Kündigungen noch verhindern lassen?
Müller: Da bin ich sehr optimistisch, dass wir einen großen Teil der Gekündigten übernehmen können.
Schäfer-Noske: Wenn es nicht klappen würde, was würde denn dann ein Aus für den Seemann-Verlag, das einstige Buchhandelszentrum Leipzig bedeuten?
Müller: Ich glaube schon sagen zu können, dass das sehr gravierend wäre. Es gab letzte Woche in der FAZ eine statistische Erhebung, die angab, dass Leipzig mittlerweile auf dem 21. Platz in der deutschen Verlagslandschaft liegt. Das ist schon sehr weit hinten für die eigentliche Buchstadt in Deutschland.
Schäfer-Noske: Wann meinen Sie kommt es zu einer Entscheidung? Wir das noch vor Weihnachten sein?
Müller: Das hoffen wir sehr. Denn wir haben ja unseren Partnern versprochen, dass es einen nahtlosen Übergang gibt. Da sollte man doch so schnell wie möglich einen gemeinsamen Weg finden.
Link: mehr ...
416.html
Schäfer-Noske: Welche Rolle hat denn der Seemann-Verlag zu DDR-Zeiten gespielt?
Müller: Er war immer neben dem Verlag der Kunst in Dresden und dem Henschel-Verlag in Berlin der bedeutendste Kunstverlag. Also er hat sehr viele bedeutende Werke herausgebracht. Das bedeutendste war wohl das allgemeine Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts, also den Vollmer. Davor hat er ja den Thieme-Becker, also überhaupt das allgemeine Lexikon der bildenden Künstler herausgebracht. Dann wurde in den 80er Jahren das Lexikon der Kunst herausgebracht. Es hat eine gewisse Ausrichtung nach der östlichen Kunst gegeben, was ich aber sehr positiv bewerten würde, weil es damit einzig im Seemann-Verlag geschehen ist.
Schäfer-Noske: Nach der Wende wurde dann ja der Verlag von Dornier übernommen. Nun kam in der vergangenen Woche die Nachricht vom Aus Ihres Verlages. Wie überraschend war für Sie diese Nachricht?
Müller: Diese Nachricht war sehr überraschend, also wirklich von heute auf morgen. Das hat uns trotzdem nicht davon abgehalten, sofort aus Eigeninitiative Wege und Mittel zu suchen, die Verlage weiterführen zu können. Wir sind auf dem besten Wege das auch in die Tat umzusetzen.
Schäfer-Noske: Was ist da bisher geschehen?
Müller: Wir haben Verbündete gesucht, die finanziell mit einsteigen werden, um die drei Verlage weiterführen zu können. Die Verhandlungen haben jetzt eingesetzt. Es kommt jetzt einfach darauf an, mit der Dornier-Verlagsgruppe zu einer Einigung zu kommen, zu welchen Konditionen die Verlage nahtlos weitergeführt werden können. Das sollte ja im Interesse aller sein.
Schäfer-Noske: Wie optimistisch sind Sie denn, dass es da zu einer gütlichen Einigung kommt?
Müller: Wie ich Herrn Dornier selbst kenne, bin ich sehr optimistisch. Ihm liegen ja die Verlage sehr am Herzen. Er hat uns ja 1992 auch gerettet. Es dürfte ja nicht in seinem Interesse sein, die Verlage jetzt schließen zu lassen.
Schäfer-Noske: Dornier will Ihr Verlagshaus schließen, so ist der jetzige Stand. Dornier will sich auf Religion und Ratgeber konzentrieren. Klar, Ratgeber verkaufen sich immer gut. Aber lässt sich denn mit Kunstbüchern tatsächlich kein Geld mehr machen? Oder wo liegt da das eigentliche Problem?
Müller: Es lässt sich nicht so schnell Geld damit machen, das ist das eigentliche Problem. Finanziell befinden wir uns heute auf einer Strecke, die uns das Überleben durchaus ermöglicht, soweit man heute noch von sicheren Zeiten sprechen kann. Ansonsten hätte ich auch keine Geldgeber finden können, die sich hier beteiligen wollen.
Schäfer-Noske: Inwieweit würden sich denn dann, wenn alles sich zum Guten wendet, die beschlossenen Kündigungen noch verhindern lassen?
Müller: Da bin ich sehr optimistisch, dass wir einen großen Teil der Gekündigten übernehmen können.
Schäfer-Noske: Wenn es nicht klappen würde, was würde denn dann ein Aus für den Seemann-Verlag, das einstige Buchhandelszentrum Leipzig bedeuten?
Müller: Ich glaube schon sagen zu können, dass das sehr gravierend wäre. Es gab letzte Woche in der FAZ eine statistische Erhebung, die angab, dass Leipzig mittlerweile auf dem 21. Platz in der deutschen Verlagslandschaft liegt. Das ist schon sehr weit hinten für die eigentliche Buchstadt in Deutschland.
Schäfer-Noske: Wann meinen Sie kommt es zu einer Entscheidung? Wir das noch vor Weihnachten sein?
Müller: Das hoffen wir sehr. Denn wir haben ja unseren Partnern versprochen, dass es einen nahtlosen Übergang gibt. Da sollte man doch so schnell wie möglich einen gemeinsamen Weg finden.
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